Max TinnerIn der Facebook-Gruppe Gemeinschaft Oberrheintal herrscht Alarmstimmung. Zwei Männer in einem Van sollen am Dienstag Kindern abgepasst haben. Und die Woche zuvor soll es schon in Montlingen zu einem solchen Vorfall gekommen sein. Bis Donnerstagnachmittag wurde die Meldung 38-mal kommentiert, 49-mal mit einem Emoji markiert und 341-mal geteilt. Eltern ängstigen sich um ihre Kinder.Wohl unnötig. Lüchingens Schulleiter Josef Bolt weiss jedenfalls von keinem Vorkommnis. Desgleichen Bettina Kehl, Schulleiterin der Primarschule Montlingen. Die Kantonspolizei ist zwar über die Beobachtung informiert. Es gebe aktuell aber kantonsweit keine Hinweise auf eine tatsächliche Gefahr, sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi.Allerdings kursierten solche Warnungen häufig, relativiert Krüsi. Erst letzte Woche sei man einer Meldung im Raum Rorschach – Goldach nachgegangen. Und vor gut einem Monat sollen im ausserrhodischen Lutzenberg Kinder von Fremden angesprochen worden sein.Ein ungutes Gefühl genügtAls Quelle der Lüchinger Warnung wird im Facebook-Post auf der Seite der Gemeinschaft Oberrheintal eine Kindergarten-WhatsApp-Gruppe genannt. In einer solchen Gruppe innerhalb des Netzwerkes des Messengerdienstes WhatsApp kann jedes Mitglied Nachrichten verbreiten, also nicht nur die Kindergärtnerin, sondern auch jede Mutter und jeder Vater. Da reicht ein ungutes Gefühl nach einer Beobachtung, um vorsorglich alle zu warnen. Und dazu braucht es wenig: Es genügt, wenn ein Ortsunkundiger in der Nähe eines Schulhauses langsam fährt, weil er nach dem Weg sucht, und unter Umständen sogar ein Kind nach dem Weg fragt. In einer Zeit, wo fast jeder eine Navigations-App auf dem Handy hat, die genauer Auskunft gäbe, denkt man gleich ans Schlimmste.Die Polizei rät deshalb, keinesfalls Kinder nach dem Weg zu fragen, sondern ausschliesslich Erwachsene. Ausserdem sollte man nicht in der Nähe von Schulen, Spielplätzen oder Freizeitanlagen halten und sei es nur, um kurz zu telefonieren.Die Polizei nimmt Hinweise ernstSelbst wenn an den Beobachtungen meist nichts dran ist, nimmt die Polizei die Hinweise aus der Bevölkerung ernst, versichert Polizeisprecher Hanspeter Krüsi. Den Polizisten geht es dabei nicht viel anders als den Eltern: Der Fall Ylenia vor gut zehn Jahren in Appenzell hat sich ihnen ins Gedächtnis eingebrannt.Die Kantonspolizei St. Gallen hat zusammen mit dem Kinderschutzzentrum St. Gallen auch einen Leitfaden erarbeitet, der Eltern dabei hilft, ihrem Kind beizubringen, wie es sich verhalten soll, sollte es von einem Fremden angesprochen werden. Ausserdem ist darin aufgeführt, wie man als Mutter oder Vater in einem solchen Fall reagieren soll.HinweisDer Leitfaden zum richtigen Verhalten, wenn Kinder von Fremden angesprochen werden, kann von der Homepage der Kantonspolizei unter «Jugenddienst» und dort unter «Eltern» heruntergeladen werden oder direkt über diese Adresse: www.kapo.sg.ch/home/jugenddienst/eltern/_jcr_content/Par/downloadlist_3/DownloadListPar/download.ocFile/Leitfaden.pdf