Nicht integriert? Antwort als Rap

Dem jungen Mann war vor drei Jahren beschieden worden, er sei zu wenig integriert und werde deshalb nicht eingebürgert. Die Gemeinde beugte sich dann aber dem Willen des Kantonalen Departements des Innern und hiess Mergim Ahmeti vor einem Jahr «herzlich willkommen als Bürger von Oberriet-Montlingen».Weiterbildung erfolgreich abgeschlossenFür den kaufmännischen Angestellten, der inzwischen eine Weiterbildung zum diplomierten Betriebswirtschafter an der Höheren Fachschule in Weinfelden abgeschlossen hat, ist die Sache zwar gut ausgegangen. Doch in der Gemeinde Oberriet sei anderen das gleiche Schicksal widerfahren wie ihm selbst, sagt das einst langjährige Mitglied des FC Montlingen. Ihre eingereichten Einbürgerungsuche seien abgelehnt worden, obschon die Voraussetzungen für eine Einbürgerung seines Erachtens erfüllt gewesen seien.«Ich fühle mich gedemütigt»Eine 24-jährige kaufmännische Angestellte, die nicht an die breite Öffentlichkeit treten möchte, kam im Spital Altstätten zur Welt, hat ebenfalls eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen, danach die Berufsmaturität Gesundheit und Soziales erlangt und steht unmittelbar vor der gymnasialen Maturaprüfung, die sie in einem Monat in St.Gallen ablegen wird. Sie war in jungen Jahren sechs Jahre im Turnverein und stets in der Gemeinde Oberriet zu Hause.Nachdem ihre Familie bereits vor Jahren mit ihrem Gesuch nach Einbürgerung gescheitert war, unternahm die gut ausgebildete junge Frau einen neuerlichen Versuch - und wurde wieder abgelehnt. Anders als Mergim Ahmeti werde sie wahrscheinlich auf einen Rekurs verzichten, sagt sie. Sie fühle sich gedemütigt und erwäge, die Gemeinde zu verlassen. Das Einbürgerungsgespräch - «mit einer Kamera unmittelbar vor dem Gesicht» - habe sie als unangenehm erlebt. Nach ihrem Empfinden sei es nicht darum gegangen, einen Menschen kennenzulernen, sondern ihn auf der Suche nach Angriffsflächen mit Fragen zu löchern, was sie als erheblichen Druck erlebt habe.Kritik an Gemeinde ist weltweit abrufbarMergim Ahmeti hat auf die jüngsten Ablehnungen von Einbürgerungsgesuchen mit einem Song reagiert. Er ist als «offener Brief» an die Gemeinde Oberriet gedacht - und wird weltweit abrufbar sein. Seit Donnerstag Abend, 21 Uhr, ist Ahmetis knapp dreiminütiger Rap auf Youtube vorzufinden, ausserdem ist der Song ab heute bei anderen Plattformen wie Spotify oder Apple Music erhältlich.Mergim Ahmeti sagt, er weise mit seinem Song auf Probleme hin, indem er die Einbürgerungspraxis seiner Wohngemeinde kritisch hinterfrage und das Ziel verfolge, Einbürgerungswilligen Mut zu machen.Der Videoclip beginnt mit der kurzen Sequenz eines simulierten Einbürgerungsgesprächs, das in folgenden, an Mergim Ahmeti gerichteten Satz mündet: «Aber nöd, dass Sie jetz en Teppich vüreholed und aafanged bete.» Ernster Blick - und los geht’s mit dem Rap.«Mergim Ahmeti kennt kei Beize»Einer der Schauplätze befindet sich beim Oberrieter Rathaus. Der «Rapper» sitzt auf der Treppe oder verkündet seine Botschaft im Stehen. Er rappt: «Euri Frage schienet hart deplatziert / I säg mal paar uf / Us de Gmeind Oberrrriet / Verzellet Sie mer / Werdet Sie zwangsliiert? / Es staht Islam uf Papier / Wi wird de praktiziert?» An diesem Punkt angelangt, wechselt Mergim Ahmeti den Tonfall. Ironisch, mit gespieltem Jammern, bezieht er sich direkt auf die ihm seinerzeit vom Einbürgerungsrat erhobenen Vorwürfe: «Mergim Ahmeti kennt kei Beize / Isch nid am Funke / Um paar Stumpe zheize / Da mue als Vorwand / lange, ä Ablehnig / dürezjasse.»Der «offene Brief» endet mit dem gleichen Bild, das schon am Anfang steht - dem Schweizer Pass. Der dient zugleich als Titel dieses Raps, auf Mundart allerdings.Worum es geht, zeigt auch die zu Beginn des Videos gezeigte Ampel vor dem Rathaus Oberriet. Sie steht auf Rot.. HinweisAuf YouTube ist der Rapsong von Mergim Ahmeti zu finden unter: Gimi - Schwizer Pass