16.06.2018

Nicht alles Gold glänzt

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Beim Umsetzen von Kompost findet man häufig grosse, dicke Engerlinge. «Maikäfer-Alarm! Vernichten», ist man geneigt zur rufen. Viele Gartenbesitzer werden durch die bis vier Zentimeter langen Larven an eine Masseninvasion der Maikäfer erinnert und töten darum die Tiere. Dies wäre jedoch sehr schade, denn in diesem Fall entstehen aus unseren Engerlingen die zwei Zentimeter langen, metallisch grünen Rosenkäfer. Ihre glänzenden, mit weissen Querbändern verzierten Flügeldecken gaben ihnen auch den Namen «Goldkäfer». Obwohl sie entfernte Verwandte des Maikäfers sind, richten ihre Engerlinge und nicht die Blüten besuchenden Käfer nennenswerten Schaden an. Der schmucke Käfer findet sich auf allerlei Blüten wie Rosen (Name), Holunder, Eberesche, Schneeball und verschiedenem Obst ein. Dort ergötzt er sich an Blütenstaub und Nektar, was der Pflanze kaum schadet und eher zur Befruchtung beiträgt.Die Engerlinge lebten ursprünglich vom Mulm abgestorbener und verrottender Baumstämme. Auch mögen sie im Boden befindliche, abgestorbene Pflanzenteile. Heutzutage werden alle Pflanzenerden möglichst ohne Torf hergestellt. Als Ersatz wird geschreddertes, kompostiertes Holz verwendet. Auch andere, noch nicht fertig abgebaute Pflanzenteile wie Kokosfasern, Reisspelzen und Rinde werden benutzt. Alles zusammen bildet einen idealen Nährboden für die Engerlinge. Das Weibchen fliegt gerne unsere Balkonkistchen und auch Komposthaufen an, um seine Brut abzulegen.Die Engerlinge fressen also nicht an lebenden Pflanzenwurzeln. Leider ist, bedingt durch den begrenzten Raum eines Kistchens, der Platz für die Larve eng. Und durch ihre Wühltätigkeit lockert sie den Boden zu sehr, sodass Pflanzen Schaden nehmen können. Ganz genau können sie es auch beim Fressen nicht nehmen – und so verschwindet auch mal das eine oder andere feine Würzelchen im Magen der Tiere.Wenn man also auf die Tiere aufmerksam wird, empfehle ich eine Umsiedlung: Das ist idealerweise ein Komposthaufen oder anderenfalls, wenn so etwas nicht vorhanden ist, ein einsamer Waldrand. Sie werden erstaunt sein, wie schnell sich die Engerlinge in den Boden eingraben. Das ist übrigens gleichzeitig das beste Merkmal, um ihn vom Maikäfer-Engerling zu unterscheiden. Dieser bleibt nämlich einfach liegen und stirbt ab, statt sich einzugraben. Darum: «Bitte lasst mich leben, ich möchte doch nur ein Goldschatz werden», würde die Rosenkäfer-Larve sagen.Bert StankowskiWeisslingenwww.hostako.npage.eu

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