Nicht abgesagt, aber begrenzt

Hildegard BickelDie offiziellen Veranstaltungen zum Nationalfeiertag lassen sich an einer Hand abzählen. Fünf Termine sind in der Region angekündigt. Ein Bruchteil dessen, was in anderen Jahren im Terminkalender aufgelistet war. Viele Gemeinden sahen sich einem unverhältnismässigen Aufwand gegenüber und sagten Reden, Brunchs und Feuerwerke ab. Rüthi entschied anders. Die Gemeinde musste bereits zahlreiche Festivitäten anlässlich des 1200-Jahr-Jubiläums streichen. An der Bundesfeier wollte man festhalten, falls irgendwie möglich. «Da es sich um keine Grossveranstaltung handelt und sich die Gäste sitzend in der Halle aufhalten, können wir es verantworten», sagt Interimsgemeindepräsidentin Monika Eggenberger. 100 Personen haben sich zum Brunch angemeldet. «Mehr geht nicht. Sonst hätten wir kein gutes Gewissen.»Ergänzend zu den Hygiene- und Abstandsregeln besteht Maskenpflicht für die Helfer und die Gäste, die sich am Buffet bedienen. «Wir sind gut vorbereitet», sagt Monika Eggenberger. Und auch beruhigt, da der Bund die Schutzmassnahmen nicht verschärfte. Erstaunlich wenig Interesse vorhandenAuch die Stadt Altstätten entschied sich gemeinsam mit dem Verkehrsverein für eine Durchführung der Feier. «Wir können die geltenden Bestimmungen erfüllen», sagt Verkehrsvereinspräsident Wolfgang Kessler. Am wichtigsten sei eine lockere Bestuhlung. «Keine Festbänke.» Das Abendprogramm im Restaurant Schützenhaus mit Gastrede, Lampionumzug für die Kinder sowie Funken und Feuerwerk lockt erfahrungsgemäss 100 – 150 Besucher an. «Heuer werden es wohl weniger sein», schätzt Kessler. Obwohl viele den Sommer zu Hause verbringen. Zurückhaltung erleben auch die Veranstalter der Bundesfeier in Diepoldsau. Es sei erstaunlich, wie wenig Gäste sich zur Feier im Strandbad angemeldet haben, sagt Myriam Geisser, Präsidentin der Einwohnerkommission. Bis am Donnerstagmorgen waren es 80 Personen. «Es scheint, dass Ängste nach wie vor präsent sind», sagt sie. Vor allem ältere Menschen verzichten auf eine Teilnahme. Selber sieht sie der Feier mit gutem Gefühl entgegen. Es bestehe ein zusätzliches Schutzkonzept zu jenem des Strandbades. Statt eines Brunchbuffets wird ein Mittagessen angeboten. An die Feier in Diepoldsau sind stets auch auswärtige Gäste eingeladen. Diesbezüglich gibt es keine Einschränkungen, da oft Gastredner mit regionaler Ausstrahl-ungskraft auftreten. Massgebend ist die Obergrenze von 300 Besuchern.Zahlreiche Gemeinden verzichten auf eine FeierRheineck gehört zu den Gemeinden, die keinen offiziellen Festakt vorsieht. Stadtpräsident Urs Müller bedauert die Absage des traditionellen Brunchs. «Für mich ist der Geburtstag der Schweiz einer der Höhepunkte im Jahr.» Gemeinsam zu feiern gehöre einfach dazu. Doch die Umsetzung wäre eine Herausforderung. «Es ist schwierig, an einem Buffet Abstände einzuhalten. Niemand mag Polizist spielen.» Urs Müller erwähnt auch Ferienrückkehrer, von denen vermehrt ein gewisses Ansteckungsrisiko ausgehe. Die Absage sei deshalb vertretbar. Einen Kompromiss wählte Berneck. Die Bundesfeier findet anlässlich eines ökumenischen Gottesdienstes in der katholischen Kirche statt. In diesem Rahmen sei es ohne grossen Aufwand möglich, den Wunsch nach einer Feier umzusetzen, sagt die Pfarrerin Manuela Schäfer. Mit der Abstandsregel in den Kirchenbänken macht sie gute Erfahrungen. Die Menschen hätten ein Gespür dafür entwickelt, bei welchen Veranstaltungen sie sich wohl fühlen würden und teilnehmen möchten. Die Gastrednerin, Nationalrätin Susanne Vincenz-Stauffacher, eingeladen von der Gemeinde, wird ebenfalls in der Kirche auftreten.Oberriet feiert den 1. August auf dem Montlinger Schwamm. Um das Programm der traditionellen Feier mit Musik, Gottesdienst und Comedy am Abend umzusetzen, wird der gesamte verfügbare Platz ausgenutzt und für das Brunchbuffet stehen zwei zusätzliche Zelte zur Verfügung. Gäste können sich mit Einweghandschuhen bedienen, die Lebensmittel sind portioniert, der Personenfluss wird gesteuert. Unvermeidbar wird es sein, sich in Geduld zu üben, um Abstand und Rücksicht zu wahren. Trotz diesem Angebot an offiziellen Bundesfeiern ziehen viele das Brunchen und Grillieren im Familien- und Freundeskreis vor. Der 1. August findet dieses Jahr wohl so privat wie noch nie statt. 44