13.07.2018

Neues Band im Knie gefunden

Im Knie gibt es ein Band, das bis vor Kurzem nur während der Operation mit Ultraschall dargestellt wurde. Michel Kandel hat nun als Erster eine zuverlässige Methode entwickelt, die das Band schon vorher sichtbar macht.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererWas der Physiotherapeut bei seinem Forschungsprojekt herausgefunden hat, ist wissenschaftlich von Bedeutung. Seine Arbeit wird daher in der internationalen Fachzeitschrift «Skelethal Radiology» ausführlich vorgestellt.Das Band, mit dem Michel Kandel sich beschäftigt hat, befindet sich an der Aussenseite des Knies, zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein. Abgekürzt heisst es ALL. Reisst das Kreuzband bei einem Unfall, geht mehrheitlich auch das ALL kaputt. Dabei reisst es manchmal ein kleines Stück des Unterschenkelknochens mit.Das ALL (anterolaterale Ligament) erfüllt zusammen mit dem vorderen Kreuzband eine fürs Kniegelenk wichtige stabilisierende Funktion. Bei einem vorderen Kreuzbandriss, sagt Kandel, reisse in über fünfzig Prozent der Fälle auch das ALL.Das Knie nicht mehr öffnen müssenNatürlich ist es sinnvoll, nach einem Unfall zu klären, was genau beschädigt ist. In den letzten fünf Jahren interessierte das ALL die Wissenschaft in besonderem Mass. Michel Kandel sagt, vier Studien seien der Frage nachgegangen, wie das Band sich mit Hilfe von Ultraschall darstellen lasse.Bis jetzt sei es schwierig gewesen, das Band gegenständlich darzustellen, ohne das Knie chirurgisch zu öffnen. So sei die Darstellung immer erst während der Operation erfolgt, was die umständliche Arbeit zu zweit erfordert habe.Michel Kandel, der als Triathlet schon an vier Weltmeisterschaften teilnahm, widmete dem Problem seine volle Aufmerksamkeit im Rahmen seiner dritten Masterarbeit. Kandel hatte bereits je einen Master als Physiotherapeut und in manueller Therapie – und widmete sich in den letzten gut zwei Jahren dem Einsatz von Ultraschall beim Muskel-Skelett-System.Mit zwei Unis zusammengearbeitetDer 53-Jährige fand Unterstützung bei einem Professor in Brüssel, der in der Darstellung von Strukturen eine zwanzigjährige Erfahrung hat. In Zusammenarbeit mit den Universitäten in Brüssel und Amersfoort (NL) konnte Michel Kandel das ALL bei Kniegelenken verstorbener Menschen mit Hilfe von Ultraschalldiagnostik lokalisieren. Als ideale Ausgangsposition für die Darstellung des ALL wurde eine 30-Grad-Beugung mit leicht nach innen gedrehtem Unterschenkel ermittelt.Die Zuverlässigkeit des Vor­gehens – also des erstellten Untersuchungsprotokolls – wurde anschliessend bei 34 gesunden Menschen getestet. Zwei Spezialisten halfen Michel Kandel bei dieser Arbeit, die das zuvor Herausgefundene bestätigte. Somit ist das angefertigte Pro­tokoll bei Menschen anwend- bar, die ein kaputtes Kreuzband haben und nicht wissen, ob allenfalls auch das ALL beschädigt ist.Im Juni hat Michel Kandel seine Masterarbeit an der Uni einem Professorengremium vorgestellt und für sein wissenschaftliches Projekt von allen sechs Studenten die beste Note bekommen.

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