Das alte Riegelhaus der Familie Laager im Rebgebiet Husen fällt schon von weitem auf. Im Erdgeschoss befindet sich eine Trotte mit der stattlichen Jahrzahl 1696. Während über 300 Jahren wurde der Torkel «uf Husen» von den Winzern der umliegenden Rebberge zum Pressen der Traubenernte betrieben.
Allerdings war der Aufwand riesig: Viel Zeit, Geschick und Muskelkraft waren nötig, so dass die Tradition auszusterben drohte. Alt Gemeindammann Jakob Schegg setzte sich 2019 dafür ein, dass die historische Weinpresse nicht zum Museumsstück wird: Die erfahrenen Torkelmeister Felix Indermaur und Tobias Frei weihten Fachkräfte in die Kunst des althergebrachten Weinhandwerks ein. Diesen Herbst kam der elf Meter lange Torkelbaum erneut zum Einsatz.
Zwei Mann bewegen drei Tonnen
Der gegabelte Eichenstamm ist das Kernstück der Torkelpresse. Durch die Gabelung dreht sich eine Spindel mit einem steinernen Gegengewicht von drei Tonnen am unteren Ende. Anfang Oktober wurden 1200 kg Blauburgunder-Trauben mit gut 100 Öchslegraden eingemaischt. Am Samstag schichtete die Torkel-Mannschaft nun das Traubengut zu einer rechteckigen Miete – auch «Biet» genannt – auf das Torkelbett. Durch Drehen der Spindel senkten zwei Männer den Torkelbaum auf die Trauben, der junge Wein floss in den Rinnzuber.
Nach jedem Pressgang wurde der Baum angehoben, der Stock entlastet und die Ränder mit dem Torkelbeil beschnitten, um auch den letzten Saft aus den Trauben zu drücken. Damit die Tradition erhalten bleibt, vergrösserte Jakob Schegg die Torkelmannschaft heuer mit jungen Fachkräften. Sie besteht aus fünf Torkelmeistern und sieben «Torkelgehülfen», die ersteren überall zur Hand gehen, wo Geschick und Muskelkraft gebraucht wird.
Zwei Kandidaten, Adrian Wetli und Lukas Hutter, werden am kommenden Samstag zu Torkelmeistern befördert, wenn auch das Drucken auf dem zweiten funktionsfähigen Torkelbaum im Museum Berneck abgeschlossen ist.
Zahlreiche Interessierte verfolgten die archaisch anmutenden Vorgänge und durften zuletzt den jungen Wein probieren. Der Rebensaft kommt nun zum Weingut Tobias in die Hinterburg, wo er gekeltert wird.