14.03.2021

Neuer Verein lindert Einsamkeit

In Altstätten gründen sieben Privatpersonen einen Verein: Der Treffpunkt will Menschen zusammenbringen.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Ist jemand einsam, merken es die Menschen in der Umgebung manchmal gar nicht. Zieht sich ein Mensch zurück, verschwindet er leicht vom gesellschaftlichen Radar. Aufkommende bedrückende Gefühle tragen dazu bei, zu glauben, nur man selbst sei betroffen.Martina Haller aus Altstätten kennt es, plötzlich alleine dazustehen. Sie erlebte es nach ihrer Scheidung. Sie weiss aber auch, dass man in diesem Stadium nicht verharren muss. Sie leitet Kurse und vermittelt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, wie sehr es sich auszahlt, mutig zu sein. Sie hat ein Gespür dafür entwickelt, Menschen mit ähnlichen Geschichten und Problemen zusammenzuführen. Martina Haller ermuntert dazu, sich auszutauschen. So bildet sich bald ein Netz und die Einsamkeit hat weniger Gelegenheit, sich auszubreiten oder festzusetzen. «Ich unterstütze Menschen dabei, ihre Berufung und Talente zu erkennen», sagt sie. Sie möchte niemanden bespassen, vermittelt lieber, wie Freiwilligenarbeit Zufriedenheit bringen kann.Einen Beitrag zum Zusammenleben leistenNun geht Martina Haller einen Schritt weiter. Sie wird öffentlicher und setzt sich als Freiwillige und operative Leiterin in einem Verein ein, dessen Gründung bevorsteht. Die Idee zum «Treffpunkt gemeinsam underwägs» hatten Roger Benz und William Canal. Sie wollen einen Beitrag zum Zusammenleben leisten, fanden Mitstreiter (siehe Kasten) und entwickelten ein Konzept. «Es ist nicht wichtig, von welchem Schlag man ist», sagt William Canal über das neutrale Projekt.Jemandem ein positives Erlebnis ermöglichenMartina Haller, Roger Benz und William Canal sind in Altstätten bekannt als Vertreter der Kirchen. Sie unterrichtet bei den Reformierten Religion, die beiden Herren präsidieren je eine Kirchgemeinde.Ihr kirchlicher Hintergrund erklärt, warum sie sich als Privatpersonen damit befassen, wie sich die Gesellschaft vermehrt mit Einsamkeit auseinandersetzen kann. Am 22. März begründen sie den Verein. Sein Zweck ist, Menschen zu vernetzen, Einsamkeit aufzubrechen und ihrer Entstehung vorzubeugen. «Es gibt nicht nur ein paar wenige einsame Menschen. Jeder kann einmal betroffen sein», sagt Roger Benz. Durch einen Schicksalsschlag oder Richtungswechsel in der Biografie. In jedem Alter. «Als glaubender Mensch mag ich nicht in meinen vier Wänden bleiben, ich möchte Glaubender in der Welt sein», sagt Roger Benz. Es tue ihm gut, Einsamkeit zu lindern zu können.William Canal möchte zeigen, dass er nicht in einer Kuschelecke sitzt, sondern aktiv etwas gegen Einsamkeit unternimmt und sich den Menschen auch ausserhalb der Kirche zuwendet. «Ich kann den Anfang machen und jemandem ein positives Erlebnis ermöglichen», sagt er. Dies sei sein Verständnis von Nächstenliebe.Als einen Weg, zu missionieren, will keiner der drei das Projekt verstanden wissen. «Das könnte leicht übergriffig werden», sagt Roger Benz. «Wir haben alle christliche Werte», sagt Martina Haller. «Wir sind authentisch.»Der Vorstand möchte Menschen aller Altersgruppen und Sparten der Gesellschaft ansprechen. Er teilt sein Konzept in drei Bereiche ein. Sie widerspiegeln, wie komplex das Thema ist. An Vorträgen und Themenabenden will der Verein die gesellschaftliche Wahrnehmung für die Materie schärfen. Ein Café im Familienzentrum, Spieltreffen, Film und Talk, Wandern, Stricken, Jassen, Singen, Tanzen oder ein Lesezirkel und mehr dienen der Begegnung, dem Kennenlernen und Austausch. Wunschopas oder Wunschomas mit Wunschenkeln zusammen bringen, ist eine Form generationenübergreifender Vernetzung. Geplant ist auch, Besuche zu vermitteln.Mit jedem Mensch, der sich in den Verein einbringt, wächst das Potenzial. «Wir freuen uns über alle, die ihre Ideen, Wünsche und Talente einbringen möchten», sagt Martina Haller. Am Treffpunkt sollen nicht nur vermeintlich einsame Menschen zusammenkommen.Der Vorstand will sich fundiert einbringenDie Idee zum Projekt ist älter als die Pandemie. Sie hat das Phänomen jedoch verstärkt und es vermehrt in die öffentliche Wahrnehmung befördert. Der Verein sieht dies als Chance, noch mehr Menschen zu erreichen. «Wir wollen eine Gegenbewegung zur Vereinsamung sein», sagt Roger Benz. «Es ist ein anspruchsvolles Thema, wir wollen genau hinschauen und uns fundiert einbringen.»Das Team ist sich seiner Grenzen bewusst und masst sich nicht an, alle Probleme lösen zu können, die mitunter ans Tageslicht gelangen. Der eng vernetzte Vorstand vermag es gegebenenfalls, Kontakte zu den richtigen Fachpersonen zu vermitteln. «Die Gemeinschaft selbst kann bereits heilend wirken», sagt Roger Benz. «Treffpunkt gemeinsam underwägs» sucht MitgliederDer künftige Vorstand des Vereins «Treffpunkt gemeinsam underwägs» setzt sich aus folgenden Mitgliedern zusammen: Roger Benz (Präsident, Altstätten), William Canal (Vizepräsident, Altstätten), Martina Haller (Altstätten), Martina Stieger (Hinterforst), Petra Hautle (Hinterforst), Marco Schraner (Altstätten) und Manuel Benz (Balgach). Der Verein führt die Gründungsversammlung am Montag, 22. März, um 8.30 Uhr, im Pfarreiheim St. Nikolaus in Altstätten durch. Die Organisation ist keine Untergruppe der katholischen oder evangelischen Kirche. Sie erfreut sich aber ihrer ideellen und substanziellen Unterstützung. Partner ist das Familien- und Begegnungszentrum Reburg. Weiter sind die Stadt Altstätten, Pro Senectute, Frauenverein und Sozialamt zur Zusammenarbeit bereit. Es ist schwer absehbar, wie sich die Pandemie entwickelt und wann welche Veranstaltungen durchgeführt werden können. Den Startpunkt kommuniziert der Verein zu gegebener Zeit via Internet. Dort erfährt man auch, wie man eine Mitgliedschaft erlangen und sich einbringen kann. Der Verein möchte möglichst rasch mit 50 Stellenprozenten starten. (vdl)Hinweis Am Montag, 15. März, schaltet der Verein seine Website unter www.verein-treffpunkt.ch auf.

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