13.03.2021

Neuer Stoff für den Flieger des Bruchpiloten

Das Flieger- und Fahrzeugmuseum in Altenrhein wird noch lebendiger. Auch der deutsche Schauspieler Heinz Rühmann spielt eine Rolle.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Bernhard Vonier, Direktor des FFA Museums in Altenrhein, zieht einen auf Rollen montierten Rolls-Royce-Motor aus dem Hangar. «Moment, ich muss noch einen Benzinkanister holen», sagt er und verschwindet kurz in der Halle. Zurück, drückt er den Anlasser und der Motor springt nach drei Hustern problemlos an. Wer nun glaubt, er würde ein dumpfes, eher leises Brummen hören, der täuscht sich gewaltig. Der wuchtige V12-Motor, der aus einem Rolls Royce Phantom 3 aus dem Jahr 1936 ausgebaut wurde, klingt in den Ohren, als würde man in der ersten Reihe eines Sportwagenrennens sitzen.[caption_left: Museumsdirektor Bernhard Vonier hat einen Rolls-Royce-Motor auf ein Gestell montiert, damit ihn Besucher im vollen Betrieb hören können.]Einen ausgestellten Rolls Royce nicht nur bestaunen, sondern auch hören, wie es tönt, wenn der Motor läuft: Diese neu geschaffene Attraktion passt perfekt zur modernen Ausrichtung dieses im Juli 2019 eröffneten Museums am Bodensee. Besucherinnen und Besucher können hier eine einzigartige Kombination von Flugzeugen und Fahrzeugen auf 5000 Quadratmetern Ausstellungsfläche hautnah erleben. «Es reicht heute nicht mehr, Exponate hinzustellen. Museumsbesucher wollen die Geschichte der Flugzeuge oder Fahrzeuge mit möglichst vielen Sinnen wahrnehmen», sagt Vonier.Während Lockdown zahlreiche Neuerungen installiertSeine Begeisterung für das Museum und dessen Hintergrund, die Geschichte Altenrheins als Standort Schweizer Militärjets, überträgt er mit Leichtigkeit auf die Besucher. Historische Rolls Royce, Rennwagen der 60er- bis 80er-Jahre sowie Dutzende Flugzeuge lassen die Herzen der Besucherinnen und Besucher höher schlagen. Im seit Anfang Monat wieder geöffneten Flieger- und Fahrzeugmuseum hat sich während des Lockdowns viel getan, damit es den Ansprüchen der Betreiber gerecht wurde. So kann neu vom Auditorium beobachtet werden, wie zwei flugfähige Hunter von Amici dell’Hunter Sion und vom Hunterverein Obersimmental überholt werden.[caption_left: Kein Zutritt zum Jet vom Hunterverein Obersimmental, doch die Wartungsarbeiten sind vom oberen Stockwerk aus gut zu beobachten.]Mitverantwortlich für die Wartung der museumseigenen Jets und Fahrzeuge ist der Rheintaler Marco Dintheer. Der 47-jährige Flugzeugmechaniker war früher beim Swissair Wartungsbetrieb tätig und bringt nicht nur entsprechend viel Erfahrung, sondern auch Enthusiasmus für diese Aufgabe mit. «An diesem Ort zu arbeiten und dabei Leidenschaft und Beruf miteinander verbinden zu können ist grossartig», sagt der Montlinger.Eine echte Bruchlandung des filmischen BruchpilotenDiese Begeisterung für die Fliegerei ist laut Bernhard Vonier wichtig für die stimmige Zusammenarbeit im Team und für die Umsetzung des Konzeptes «lebendiges Museum». Nicht Alltägliches ist derzeit auch im ersten Stock zu erleben, wo Silvan Wild an einer Piper L4 aus dem Jahr 1942 mit dem Verkleben von Bespannstoffen beschäftigt ist. «Das Flugzeug ist vor einem Jahr in Hagelschlag geraten und muss daher neu betucht werden», sagt der Herisauer und verweist auf die ruhmreiche Vergangenheit dieses Flugzeugtyps. So haben Stardirigent Herbert von Karajan und der legendäre deutsche Schauspieler Heinz Rühmann damit in Ascona beim für seinen flüchesprühenden Zorn bekannten Fluglehrer Edmond Dougoud das Fliegen gelernt. Einer der bekanntesten Filme von Rühmann ist die Komödie «Quax, der Bruchpilot». In Ascona fabrizierte der filmische «Bruchpilot» am 18. Mai 1952 dann tatsächlich eine echte Bruchlandung, bei der sich die Maschine überschlug. Dabei wurde das Reisegepäck aus der Kabine geschleudert und die Spitzen-Dessous der mitfliegenden Sängerin Gisela Griffel wehten über das Rollfeld.[caption_left: Marco Dintheer wartet Jets und Fahrzeuge im FFA Museum.]Ab 20. März bringt PopArt-Künstler Bernd Luz noch mehr Farbe in das FFA Museum. In der Tradition der grossen PopArt-Künstler Warhol, Rauschenberg und Johns zählt Bernd Luz inzwischen zu den wichtigsten internationalen zeitgenössischen Vertretern dieser Kunstform. «Bernd Luz ist ein Popstratege und Farbpoet mit Benzin im Blut. Daher passen seine  Werke natürlich vorzüglich zu uns», sagt Bernhard Vonier. Zu den bekanntesten Werken des Künstlers gehört die Ausstattung der Büroräume des FC Bayern München, aber auch im Autodromo Monza in Italien hat er schon ausgestellt.Neu bietet das Flieger- und Fahrzeugmuseum in Altenrhein Jahreskarten an. Damit lassen sich beispielsweise die Fortschritte bei der Wartung von Flugzeugen regelmässig mitverfolgen. Die Familienkarte etwa gibt es für bescheidene 50 Franken, die Anzahl Kinder ist dabei nicht limitiert. Weitere Infos auf: www.ffa-museum.ch

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