19.04.2022

Neue Senderbrücke freigegeben

Die monatelang vermisste Verkehrsverbindung über das Lustenauer Riet steht seit gestern Dienstag wieder zur Verfügung.

Von Gernot Grabher
aktualisiert am 02.11.2022
Gernot Grabher Seit Jahrzehnten war der alte Holzbau über die Dornbirner Ache ein Sanierungsfall, immer wieder mussten Schäden ausgebessert werden, was schliesslich ins Geld ging. Bis zu 6000 Autos nutzten täglich die Verbindung über das Riet, bald wöchentlich krachten Fahrer gegen die alten Bretter. Auch das Austauschen der starken Bohlen, welche die Fahrbahn bildeten, und deren Verstärkung mit einer Asphaltdecke nützten nichts mehr. Anfang September 2021 kam das endgültige Aus, die zuständige Behörde sperrte das Bauwerk für den Autoverkehr gänzlich, weil die Sicherheit nicht mehr gewährleist war. Das Land Vorarlberg versprach aber notgedrungen rasche Abhilfe, zwang doch der Ausfall der einzigen Querverbindung über das Rheintal zwischen Dornbirn und Fussach zu langen Umwegen, vor allem für Pendler.Das Vorarlberger Landesstrassenbauamt hielt Wort. War ursprünglich eine neue Ersatzbrücke am Sender für Mai 2022 versprochen, konnte diese nun am Dienstag nach Ostern dem Verkehr übergeben werden. Selbst an den Feiertagen wurden letzte Arbeiten wie Markierungen auf den Zufahrtsrampen angebracht. Zum Einsatz kam als Ersatzbrücke eine Metallkonstruktion einer britischen Firma, die in Österreich auch für militärische Zwecke eingesetzt wird. Neu angelegt mussten für den Übergang knapp nördlich der alten Holzkonstruktion auch neue Widerlager und Betonpfeiler im Achgerinne. Eine neue Brücke musste auch über den sogenannten Elsässergraben im Vorfeld der Senderbrücke angelegt werden. Der finanzielle Aufwand für das Verbindungsbauwerk über das Riet von Lustenau nach Lauterach beträgt rund fünf Millionen Euro.Ein StückZeitgeschichteWie lange die neue Senderbrücke, ursprünglich als Provisorium bezeichnet, ihren Dienst tun muss, bleibt offen. War geplant, dass mit dem Bau der Schnellstrassenverbindung über das Riet zur Schweiz die Senderstrasse überhaupt aufgelassen werde, kam mit den Überlegungen der österreichischen Verkehrsministerin Leonore Gewessler alles anders. Obwohl das Land Vorarlberg und die Gemeinde Lustenau die Verwirklichung einer der beiden zuletzt diskutierten Varianten fordern, ist man im Wiener Ministerium der Meinung, es müsse bessere Lösungen geben. Die alte Holzbrücke bleibt unter der schützenden Hand des österreichischen Denkmalamtes erhalten. Erbaut wurde sie 1875 von der Gemeinde Widnau, die das viele Geld für ihre Baute in die Hand nahm und damit die Bewirtschaftung der rechtsrheinischen Besitzungen wesentlich erleichterte, während man bis dato auf den unsicheren Fährbetrieb über den launischen Rhein angewiesen war. Vor allem der Standort hatte unter den Lustenauer Wirten heftigen Widerstand ausgelöst, die um ihre Geschäfte mit den Gasthäusern an den Brücken Ober- und Unterfahr fürchteten. Man einigte sich auf eine «Privatbrücke», die nur den Bauern aus Widnau zur Verfügung stand. Mit dem Bau der Stahlbrücke Widnau – Lustenau 1914 erübrigte sich die Holzbrücke über den Rhein, sie wurde aber nicht entsorgt, sondern in Teilen an neuen Standorten eingesetzt. Das grosse Mittelteil bildet bis heute die Senderbücke.

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