07.12.2021

Neue S18-Varianten abklopfen

Die für den Transit- und LKW-Verkehr wichtige Schnellstrasse S 18 soll abermals evaluiert werden.

Von Gernot Grabher
aktualisiert am 02.11.2022
Gernot Grabher Die von der österreichischen Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Die Grünen) angeordnete Evaluierung der hoch-rangigen Strassenprojekte betrifft auch die Schnellstrasse durchs Riet von der Vorarlberger Autobahn zur Schweizer A 13 denkbar ungünstig. Die Verbindung müsse nach Ansicht Gewesslers neu überlegt werden.Die grösste Aufregung verursachte die glatte Absage der Ministerin an die Fertigstellung der Wiener Ringautobahn durch einen acht Kilometer langen Tunnel unter dem Naturschutzgebiet Lobau. Die Naturschützer, die seit Jahren ein Protestcamp unterhalten, liessen zwar die Sektkorken knallen, aber der Wiener Bürgermeister und die niederösterreichische Landesregierung wollen die Entscheidung keineswegs hinnehmen.Die Neubewertung der Grossprojekte reicht bis in den äusserten Westen Österreichs. Auch die S 18, die seit Jahrzehnten planerisch gewälzte Hochleistungsstrasse durch das Riet von Dornbirn bis St. Margrethen, fiel bei Gewessler in Ungnade. Man müsse heute Entscheidungen treffen, die auch in zwanzig oder dreissig Jahren noch vernünftig erscheinen, sagte die österreichische Ministerin, es gelte die Mobilität zu erhalten, das Klima zu schützen und die Vielfalt der Natur zu bewahren.Bereits bestehende Varianten polarisiertenZuletzt standen für die S 18 noch zwei Varianten in der engeren Auswahl: Die Z-Vatiante sah eine Linienführung vom Autobahnanschluss Dornbirn-Nord grossteils durch einen Tunnel ins nördlich von Lustenau gelegene Auer Riet und von dort über oder unter dem Rhein zum Anschluss St. Margrethen vor. Bei der sogenannten CP-Variante käme eine Ostumfahrung Lustenaus vom Anschluss Dornbirn-Süd zum Anschluss St. Margrethen zum Tragen, wobei noch nicht entschieden ist, ob man eine Brücke über Bahn und Rhein bauen soll, oder eher einen Tunnel für die letzten Meter bis zur Schweizer Grenze.Die Vorarlberger Gemeinden Höchst und Fussach bestehen bisher vehement auf einem Tunnel. Die Asfinag, die österreichische Gesellschaft für den Bau und die Erhaltung des hochrangigen Strassennetzes, entschied sich für die CP-Variante, die Ostumfahrung von Lustenau. Prompt regte sich gegen diese Streckenführung Widerstand in Form einer Bürgerinitiative, diese Variante bringe nicht nur Lärm und Abgase in die Nähe von Wohngebieten, sondern riegle die Bevölkerung auch vom wichtigen Erholungsgebiet ab.Grünen-Ministerin Gewessler lehnte nun beide Varianten ab. Die Zukunft der S 18 ist damit völlig offen. Sowohl der Klimaschutz als auch der Bodenschutz sässen mit am Tisch, betonte Gewessler, man müsse neue Varianten abklopfen. Eine Strassenverbindung müsse vor allem im Raum Hohenems und Diepoldsau geprüft werden, wobei mit der Schweizer Seite darüber noch nichts besprochen sei. Wie die politischen Machthaber im Wiener Raum in Sachen Lobau-Tunnel, betont auch der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner, das letzte Wort über eine Verwirklichung der S 18 sei noch nicht gesprochen. Im kommenden Jahr werde eine Bewertung der Klimaneutralität erwartet.Der Zeitrahmenscheint endlosDer Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer äussert Verständnis für die Bevölkerung, die besonders von der Verkehrslawine von Dornbirn zur Rheinbrücke nach Au belastet wird. Ein Zeichen für eine Entscheidung sieht er in den Plänen zur materialbedingt anstehenden Erneuerung der Rheinbrücke Au – Lustenau, die in den nächsten Jahren nötig ist. Die Dimensionierung der Brücke könne als Symbol für die Absichten der Verkehrsüberführung gelten. Im besten Falle könnte mit dem Bau einer Schnellstrasse Richtung Schweiz im Jahr 2030 begonnen werden, hiess es seitens der Asfinag. Geht man von mindestens sechs Jahren Bauzeit aus – für welche Variante auch immer – dauerte es bis 2036, bis der erste Lastwagen durch das Vorarlberger Ried St. Margrethen erreichen würde. Ob sich dann die jetzige österreichische Verkehrsministerin samt ihrer Evaluierungsabsichten noch im Amt befindet, ist mit Fragezeichen zu versehen und hängt nicht zuletzt auch von der Dauer der bestehenden Koalition zwischen ÖVP und Grünen ab.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.