08.08.2019

Neue «Jüngerin Gutenbergs» gegautscht

Cynthia Sieber hat ihre Ausbildung als Drucktechnologin bei der Druckwerk Rheintal in Au erfolgreich abgeschlossen. Kürzlich wurde sie deshalb – wie in der grafischen Branche üblich – mit der traditionellen Wassertaufe in den Kreis der Druckergilde aufgenommen. Die Berufe der grafischen Branche haben sich in den letzten Jahrzehnten bedeutend gewandelt. Zwar hat eine heutige Druckerei mit der Werkstätte Gutenbergs aus dem Mittelalter nur mehr wenig gemeinsam, dennoch sind einige alte Bräuche dieses Berufszweigs erhalten geblieben. So auch das Gautschen, bei dem die frischgebackenen «Schwarzkünstler» nach Abschluss einer Polygrafen- oder Druckerlehre getauft und so in einer feierlich-nassen Zeremonie in den Kreis der Berufsleute aufgenommen werden. Cynthia Sieber, Tochter von Verena Stark und Stefan Sieber, Widnau, wurde am Donnerstagnachmittag ganz unverhofft von ihren Arbeitskollegen überwältigt und gefesselt, um jede Fluchtmöglichkeit auszuschliessen. Bis zum Eintreffen des Fuhrwerks wurde der Gäutschling gut bewacht, bevor die kurze Fahrt dann am Zeremonienort, dem Binnenkanal in Widnau, endete. Infolge Wassermangels im Bernecker Dorfbrunnen musste kurzfristig umdisponiert werden. Der traditionelle Akt konnte vonstattengehen und Gautschmeister Urs Schöbi verkündete die Rechte und Pflichten eines Schwarzkünstlers. So tat er den Zuschauern kund, dass Cynthia mit der folgenden Wassertaufe nun offiziell in den «Kreis der Jünger Gutenbergs» aufgenommen wird. Der alte Brauch will es, dass dem ehemaligen Stift mit dem «Gautschen» nicht nur der «Bleistaub», sondern auch sämtliche Sünden der Lehrzeit abgewaschen werden. Cynthia wurde auf einen Stuhl mit nassem Schwamm gesetzt und mit Wasser begossen. Dann schritten die Packer zur Tat und beförderten die frischgebackene Berufsfrau ins erfrischend kühle Nass des Kanals. Später klang der Abend dann mit einem kleinen Grillfest gemütlich aus. (pd)

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