«Manches sei «afäng e Wüsseschaft för sich», sagt Roland Mattle. Beispielsweise der Gewässerabstand. Je nach eingesetztem Mittel, je nach Düse und Böschungsneigung des Gewässers sei der Abstand anders.Zusammen mit seiner Frau Edith betreibt Roland Mattle einen Bauernhof in Rüthi. Auf 30 Hektaren Land, von denen fünf Sechstel gepachtet sind, werden 24 Mutterkühe gehalten und Maschinenbohnen, Kartoffeln, Rüebli, Mais und Getreide gepflanzt. Ackerbau und Mutterkuhhaltung machen je zirka die Hälfte des Umsatzes aus.Als Roland Mattle von den Eltern 1988 den Hof übernahm, war die Welt eine andere. Die Wertschätzung für die Landwirtschaft war in der Bevölkerung tief verankert, wer als Bauer oder Bäuerin begann, hatte eine gewisse Planungssicherheit. Seither hat sich im Rheintal die Zahl der Höfe – unabhängig davon, was noch als Hof gilt – sicher mindestens halbiert.Eine «Agrarpolitik, die sich alle vier Jahre ändert» erschwere die Ausrichtung, sagt Roland Mattle. Mit markanten Änderungen sei jederzeit zu rechnen. Was ihn freut: Im Lockdown hätten viele Menschen landwirtschaftliche Produkte wieder mehr schätzen gelernt, sei das Bewusstsein für die Tätigkeit der Bauern geschärft worden.Hofdünger direkt auf dem Boden ablegenVor allem der Gewässer-, Tier- und Pflanzenschutz bringe immer neue Gesetze und Vorschriften, was oft auch mit namhaften Investitionen verbunden sei. So ist zum Beispiel ab dem nächsten Jahr eine Tankinnenreinigung der Feldspritzen Pflicht. Das ist zwar sinnvoll, weil so die Spritzmittelreste auf der behandelten Fläche ausgebracht werden und nicht in die Kanalisation oder in ein Gewässer gelangen. Es hat aber entsprechende Kosten zur Folge.Statt die alte Spritze für rund 2500 Franken nachzurüsten, haben Mattles sich für die Anschaffung einer neuen Spritze entschieden, was mit etwa 30000 Franken zu Buche schlägt. Für die Feldspritze ist neuerdings auch ein Füll- und Waschplatz vorgeschrieben, den Mattles allerdings schon bisher hatten.Auch das Schleppschlauch-Obligatorium, das ab nächstem Jahr gilt, beschäftigt die Bauern. Flüssige Hofdünger sollen direkt auf der Oberfläche des Bodens abgelegt werden und so die Luft schonen, wie die Luftreinhalteverordnung es vorschreibt. Schön und gut, aber nach drei Jahren des Redens sei die neue Pflicht denn doch recht überraschend beschlossen worden.Die eingeholte Offerte stelle Kosten von über 30000 Franken in Aussicht, sagt Roland Mattle. Das Zweileiterbremssystem als weitere zu erwartende Vorschrift muss Mattles nicht beschäftigen; beim Kauf neuer Maschinen haben sie bereits entsprechend investiert.Das Rüthner Paar, das seit zwei Jahrzehnten verheiratet ist, hat in den Jahren 2000 und 2006 je einen neuen Stall gebaut und damals von der aufwendigeren Kälbermast auf die Mutterkuhhaltung umgestellt. Roland Mattle ist zwar zu rund 50 Prozent noch als Magaziner auf selbstständiger Basis tätig, sagt aber, auch mit den Einkünften vom Hof könnten sie gut leben.Wären es nur 10 ha, wäre Vollzeitjob nötigDass eine Erweiterung um zwei Hektaren Ackerland dennoch wünschbar wäre, begründen Mattles mit der sodann besseren Möglichkeit, die Fruchtfolge zu planen. Doch auch mit 30 Hektaren gehört der Betrieb zu den grösseren. Wie wäre es, wenn bloss 10 Hektaren verfügbar wären? «Dann wären wir darauf angewiesen, dass jemand von uns nebenher eine Vollzeitstelle hätte.» Und bei 20 Hektaren? «Das liesse sich machen, die Leistungsfähigkeit wäre aber geringer.»Alles, was getan wird, ist schriftlich erfasstUm alles Administrative kümmert sich Edith Mattle. Salopp gesagt, ist immer alles schriftlich festzuhalten, was sie tut – welche Mittel sie einsetzt, welche Arbeitsschritte erfolgen, ob sie sät, pflügt, düngt, spritzt, erntet und so weiter. Auch alle Mengen gilt es zu erfassen. Die jährliche Nährstoffbilanz errechnet das Programm.Dass die Bürokratie auch in der Landwirtschaft Einzug hielt, ist offenkundig. Die da-mit verbundene Arbeitszeit sei schwer zu beziffern, sagt Edith Mattle und fügt an, es handle sich wohl ungefähr um einen halben Tag pro Woche. Entweder kurzfristig oder unangemeldet erscheinen Kontrolleure. Vertreter des Veterinäramts prüfen die Gesundheit der Tiere, den Einsatz der Medikamente; um die Jahrtausendwende war das Behandlungsjournal eingeführt worden. Andere Kontrolleure prüfen, ob die Tiere die vorgeschriebene Zeit auf der Weide verbringen und so die Voraussetzung für entsprechende Direktzahlungen erfüllen.Im Winter steht den Tieren Mattles ein Laufhof zur Verfügung. Auch der ökologische Leistungsnachweis (ebenfalls für den Bezug von Direktzahlungen) ist mit Kontrollen verbunden, ausserdem werden wegen der Mutterkuhhaltung Labelkontrollen durchgeführt.Würden Roland und Edith Mattle ihren Hof heute verkaufen wollen, wäre dies ihrer Einschätzung nach leicht möglich. Es gebe doch einige gut ausgebildete Junge, die gern einen Hof übernähmen. Offen wäre allerdings, ob einem Nachfolger das Pachtland erhalten bliebe.