13.05.2019

Neue Farben der modernen Tangoklänge

Auf Einladung des Konzertzyklus interpretierte das Quinteto del Arco Nuevo zusammen mit dem Bandeonisten Gustavo Battistessa moderne Tangoschöpfungen

Bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts war Tango nur als Begleitmusik zum gleichnamigen Tanzstil zu hören. Dann kam Astor Piazzolla (1921 bis 1992) und schuf mit dem Tango Nuevo einen neuen, konzertanten Musikstil. Diesen nehmen junge Komponisten der Gegenwart auf und entwickeln ihn zum Tango des beginnenden 21. Jahrhunderts weiter: Luciano Jungman, Tscho Theissing, Enrico Lavarini und Marcus Nigsch.Das Quinteto del Arco Nuevo, Monica Tarcsay und Gyöngyi Ellensohn, Violinen, Karoline Kur-zemann-Pilz, Viola, Adrian Gavrilescu, Violoncello, und Bernd Konzett, Kontrabass, sowie der argentinische Bandeonist Gustavo Battistessa pflegen diese ungewohnte Musik und gestalteten unter der Leitung der Violonistin Monica Tarcsay das Konzert mit dem Titel «Colores del Tango 21 – Die Farben des Tangos im 21. Jahrhundert», den sie am Sonntagabend im Rhyboot-Bleichi aufführten. Mit dem «Tango des Engels» von Piazzolla eröffneten die virtuosen Musiker den Abend temperamentvoll und feurig. Und gleich zu Beginn zeigte die Formation, dass sie nicht nur rhythmisch und dynamisch hervorragende Musik in den Raum zaubern kann, sondern alle für sich auch virtuose Solisten sind. Die Musiker brillierten durch perfekte Technik und sichere Beherrschung ihrer Instrumente, von den leidenschaftlich und temperamentvollen schnellen Passagen bis hin zu den ganz leisen und fast nicht mehr hörbaren, langgezogenen Tönen, die sie im Raum schweben liessen. Im Piazolla-Tango glänzten zu Beginn zum Beispiel die leitende Violonistin Tarcsay und der Cellist Gavrilescu, der zwar als Ersatz für Stefan Susana einspringen musste, sich aber perfekt in das Quintett einfügte. Auch der Bassist überzeugte mit seinen starken Soli und selbstverständlich ebenso der Gast im Quintett, Gustavo Battistessa. Mit den dem Auftakt folgenden neuen Tangokompositionen kamen sehr moderne Klangbilder zum Tragen. «Es ist eine konzertante Musik, zu der man nicht tanzen kann. Dafür ist sie um so schwerer zu spielen», so kündigte sie der Bassist und Moderator Bernd Konzett an. Und zu einem anderen Werk meinte er: «Der Titel Rettangoloso hat sicher eine Bedeutung, die aber keine Bedeutung hat. Als ich die Noten erhielt, dachte ich bloss: Rette mich, wer kann!» Schwierig waren die zeitgenössischen Klänge aber auch für das Publikum. Etwas leichter verständlich war das letzte Konzertstück. Dies vor allem wegen der guten Anmoderation der «Imágenes Vivas – der lebendigen Bilder» von Nigsch, dies vor allem mit den aussagekräftigen Titeln – etwa «Der schüchterne Tänzer», «Die Bestie ist schuld» «Leiden und lachen» oder «trunken lebendig». Die Zuhörer wurden so nach einem nicht ganz einfachen, aber interessanten und virtuos präsentierten Konzert bereichert in den Sonntagabend entlassen.Max Pflüger

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