Gert BrudererLeicht hat der Detailhandel es nicht. Mal geht es besser, mal schlechter, vielerorts eher das zweite. Rheineck hat gerade eine richtig gute Zeit.Die drei Dutzend Ladenlokale in der Hauptgasse sind bis auf ein, zwei Ausnahmen alle besetzt, und nahe beim nördlichen Ende der Hauptgasse befinden sich zwei besonders erfolgreiche Geschäfte, das eine gleich ums Eck – Maillardos Kaffeerösterei. Dieser Betrieb benötigt schon nach dreieinhalb Jahren deutlich mehr Platz, und der benachbarte Manufaktur-Laden hat in Thal sogar einen zweiten Standort eröffnet.Die Produktion der Manufaktur wurde dorthin verlegt, ausserdem finden in Thal Workshops statt. Stephanie Nicole Märklin sagt vier Jahre nach dem Start in Rheineck: «Es läuft super, wir sind positiv überrascht.» Die Frage, ob der Familienbetrieb also in Rheineck bleibe, beantwortet sie mit «unbedingt»; sie wiederholt das Wort. Das auf Kopfbedeckungen spezialisierte Geschäft, das auch Kleinserien produziert und Spezielles wie faltbare Kleiderbügel im Sortiment führt, bietet parallel Webdesign an und ist sicher weniger als andere Läden auf Laufkundschaft angewiesen.Mit Blick aufs Städtli als Einkaufsort sagt Stephanie Nicole Märklin: «Es ist von Jahr zu Jahr frischer geworden.» Tendenz weiter steigend. Was aber zwingend sei für einen Laden: ein klares Konzept.Mit Uffüllerei kommt wieder etwas NeuesEin für September angekündigter neuer Laden, «Chrigi’s Uffüllerei», ist in der näheren Umgebung ohne Konkurrenz (siehe Seite «Unteres Rheintal»). Der Mix verbessert sich somit weiter. In Kombination mit einer ganzen Reihe weiterer (stilvoller) Geschäfte machen die Neuen Rheineck als Einkaufsort zu etwas Besonderem. Dass sich der Einsatz lohnt, sagt nicht nur Petra Reutimann vom «Est est est» (Wein Buch Kaffee). Sie habe nie verstanden, wie es früher heissen konnte, in Rheineck laufe nichts. Es gebe viel Besonderes und dieses werde – wie der Umsatz zeige – sehr geschätzt.Allenfalls einmal leerstehende Ladenlokale sind nie ein dauerhaftes Problem. Auch jetzt nicht: Die leeren Schaufenster des einzigen nicht benützten Lokals zwischen Rathaus und nördlichem Ende der Gasse sind nur vorübergehend unbenützt; bald fängt hier eine Podologin an. Petra Reutimann hebt Anlässe wie die bevorstehende, mit einem Abendverkauf verbundene «Usestuehlete» (Freitag, 19. Juni) hervor. Gutes Wetter vorausgesetzt, bringt dies südländisches Flair.«Die Kleidergeschäfte sind Gold wert»Ein Coiffeursalon verkauft nebenher Lederartikel, der Blumenladen ist klein, aber fein, und wo früher das «Est est est» sein Lokal hatte, befindet sich nun das gediegene Bistrolino. «Die zwei Kleidergeschäfte im Städtli sind Gold wert», sagt Petra Reutimann.Ist dies umgekehrt auch Rhein-eck für Modeanbieter? Roger Dudli, Inhaber des Ladens für Männermode, meint lächelnd, er würde «nie einen Laden künstlich am Leben erhalten». Der Geschäftsgang stelle ihn sehr zufrieden.In Rheineck helfe man sich gegenseitig, weise man aufeinander hin. Ist beispielsweise ein Hochzeitspaar in Dudlis Laden, gibt er auch gleich einen guten Tipp: Schräg gegenüber sei hochwertiger Goldschmuck zu haben, handgefertigte Kostbarkeiten.Sogar Coop wurde auf Rösterei aufmerksamDaneben gibt es nach wie vor starke Traditionsgeschäfte wie Elektro Kuhn, Expert Humbel oder den weitherum bekannten Mangeng-Tabakladen – und eben erfrischend Neues und Neueres wie die Kaffeerösterei Maillardos mit Kaffee-Bar.Was vor dreieinhalb Jahren begann, ist eine grosse Erfolgsgeschichte. Uriel Sonderegger, der das Geschäft mit seiner Frau Raquel Sandoval führt, war zu Beginn noch zu 60 Prozent angestellt, nun ist er voll und ganz mit der Rösterei beschäftigt, die eine gute Stammkundschaft hat und vor einem halben Jahr sogar von Coop kontaktiert wurde. Der Detailhändler will Kaffeespezialitäten ins Sortiment aufnehmen und hat dafür die Kaffeerösterei Maillardos zusammen mit anderen Schweizer Kaffeeröstern ausgewählt.Wunsch wäre Umzug ins BahnhofsgebäudeFür Uriel Sonderegger ist allerdings klar: «Wir brauchen mehr Platz.» Besonders gern würde die junge Firma ins ehemalige Bahnhofsgebäude umziehen, aber dieses ist von einer Schule besetzt. Auch sonst ist der Verbleib im Städtli vorstellbar, die benötigte Fläche aber beachtlich.Entweder, sagt Sonderegger, brauche man 200 Quadratmeter oder mehr für Rösterei und Gastrobetrieb – oder, alternativ, gut 100 Quadratmeter für den Gastrobetrieb; die Produktion würde dann ausgelagert, was fürs Städtli kein Verlust wäre.
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