18.02.2020

Neu gibt es Sporttalentklassen

Die Oberstufe Mittelrheintal führt ab nächstem Sommer zwei reine Sportklassen für besondere Talente.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererDas völlig neue Konzept erfordert ein ausgeklügeltes System, das interessierten Eltern, Jugendlichen und Trainern am Montagabend vorgestellt wurde. Die überraschend hohe Zahl von rund 180 Anwesenden zeugt von der Anziehungskraft der seit zwölf Jahre bestehenden Talentschule für sportlich hochbegabte Schülerinnen und Schüler.Der Wunsch nach einer eigenen Klasse mit Jugendlichen der Sportoberstufe ist zwar nicht neu. Dass es die separaten Klassen nun aber tatsächlich geben wird, ist einer Unstimmigkeit zwischen der OMR und dem Kanton zu verdanken.Für Auswärtige werden 19000 Franken verrechnetBesuchen Jugendliche aus Nicht-OMR-Gemeinden die Sportoberstufe in Heerbrugg, haben deren Wohngemeinden die OMR finanziell zu entschädigen. Das ist an sich logisch, aber die Höhe des Betrages war zu einem Politikum geworden. Die OMR hatte jahrelang 17000 Franken pro Jahr für Talentschüler verrechnet, die nicht in einer OMR-Gemeinde leben (also nicht in Balgach, Berneck oder Au). Der Kanton verlangte die Reduktion dieses Betrages auf 11000 Franken, was das Unverständnis der OMR hervorrief, zumal der vom Kanton diktierte Beitrag nicht kostendeckend sei.Anders verhält es sich, wenn die OMR die Sporttalente nicht wie bisher in Regelklassen unterrichtet, sondern sie in eigenen Sportklassen zusammenfasst. Dann ist es ihr erlaubt, pro Schüler aus einer Nicht-OMR-Gemeinde einen jährlichen Betrag von 19000 Franken zu verrechnen. Dass die Oberstufe Mittelrheintal künftig so verfährt (für alle Jugendlichen, die ab nächstem Sommer in die Sportoberstufe eintreten), ist zwar nicht ausschliesslich finanziell begründet. Das Diktat des Kantons sei aber der Auslöser fürs neue Konzept gewesen, sagt OMR- Schulleiter Markus Waser.Überdurchschnittliche Leistung erwartetDie neuen Talentschulklassen werden im obersten Stockwerk des neuen C-Trakts untergebracht sein. Die Talentschule soll aber keine separate Schule innerhalb der Schule sein, keine abgesonderte Abteilung, sondern ein Teil des OMR-Alltags.Von den Jugendlichen der Sporttalentschule werden – abgesehen von der Bereitschaft, sich ins Schul- und Klassensystem zu integrieren – überdurchschnittliche Leistungen erwartet, denn bei aller Betonung sportlicher Talente steht der schulische Erfolg im Zentrum.Der Übertritt in die Kantonsschule nach zwei Jahren in der Sportoberstufe ist gewährleistet, und der bisher nicht angebotene Besuch eines Lateinunterrichts ist nach dem neuen Konzept möglich. Ebenso ist ein freiwilliger Mittagstisch Teil des neuen Konzepts.Als Koordinator der Sportoberstufe wirkt Pascal Rohrer. Der Lehrer in Mathematik, Natur und Technik sowie Sport ist die Bezugsperson für die Jugendlichen der Sportoberstufe, für die Eltern, Lehrer sowie Trainer. Rohrer informierte am Montag über die Stundenplan-Grundstruktur.Stundenplan lässt viel Freiraum für SportEs gibt über die Woche verteilt mehrere Trainingsfenster am Vormittag; wer dann kein Training hat, besucht den Unterricht.Um 15 Uhr ist der Unterricht grundsätzlich zu Ende, danach gibt es noch Lernateliers: Wer Wissenslücken zu füllen hat, kann die Zeit hierfür nutzen. Das so genannte Studium nach Schulschluss ist als sinnvolle Überbrückung bis zu einem allfälligen Abendtraining gedacht.Für Mathematik und Deutsch wird es die Jahrgangsgruppe mit differenziertem Unterricht und differenzierten Prüfungen geben. Französisch und Englisch werden nach einem individuellen Lernschrittfördersystem unterrichtet. Dass nach einer Dreijahresplanung verfahren wird, bedeutet: Innerhalb von drei Jahren an der Sportoberstufe muss (irgendwann) der zu behandelnde Stoff tatsächlich behandelt worden sein. Dabei wird selbstredend darauf geachtet, dass Jugendliche, die in die Kanti wollen, den von der Kanti verlangten Stoff dann auch intus haben. Für eine ganze Reihe weiterer Fächer gilt ebenfalls die Dreijahresplanung.Am Beispiel der Fremdsprachen ist gut zu sehen, wie die Sache funktioniert. Im Stundenplan sind je fünf Englisch- und Französischlektionen eingetragen. Jeder Jugendliche hat aber je drei zu besuchen, was Spielraum fürs sportliche Training bedeutet.Philosophiewechsel,viel EigenverantwortungMit der neuen Sportoberstufe gehe ein Philosophiewechsel einher, sagte Schulleiter Waser. Der Besuch der Sportoberstufe sei mit viel Eigenverantwortung verbunden.Sie steht nur fähigen, lernwilligen Schülern offen, ausserdem sind die sportlichen Kriterien als Spitzentalent zu erfüllen (Swiss Olympic Talent Card); die sportliche Selektion erfolgt durch die Sportverbände.Für das neue Schuljahr hat die Meldung selektionierter Schüler durch die Verbände und die Anmeldung durch die Eltern bis Freitag, 3. April, zu erfolgen. Ausserdem muss bis dann für Jugendliche aus Nicht-OMR-Gemeinden die Kostengutsprache vorliegen.Wer schon bisher die Sportoberstufe besuchte, muss sich nicht darum kümmern.Sek- und Realschüler in gleicher KlasseJeder Jugendliche, der die Sportoberstufe besucht, ist entweder der Sek oder der Realschule zugewiesen. Darauf besteht der Kanton.Die Sek- und Realschüler werden aber nicht separaten Klassen zugeteilt. In jeder der beiden entstehenden Sportoberstufenklassen werden Sek- und Realschüler vertreten sein.In beiden Klassen gibt es eine Gruppe A und eine Gruppe B, je mit Erst- bis Drittklässlern sowie Sek- und Realschülern. Die Gruppen innerhalb der Klassen bestehen nur mit Blick auf die Nebenfächer und aus organisatorischen Gründen. (gb)HinweisAuf www.omr.ch sind das Anmeldeformular, der Verhaltenskodex und ein Musterbrief für das Kostengutsprache-Gesuch zu finden. Ausserdem ist auf der OMR-Webseite die Präsentation vom Montagabend aufgeschaltet.  

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