21.07.2020

Neff fährt bei Comeback auf Podest

287 Tage nach ihrem letzten Cross-Country-Rennen war die Thalerin in Leukerbad schneller als die Weltmeisterin.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Am 6. Oktober 2019 hatte Jolanda Neff (Trek Factory) in Tokyo den olympischen Testevent gewonnen. Nach einem schweren Trainingssturz im Dezember und der Coronapause mass sich die 27-Jährige erstmals wieder mit der Mountainbike-Weltelite.Die Vizeweltmeisterin startete verhalten ins erste Rennen des Swiss Cups, während die jungen Schweizerinnen Sina Frei, Alessandra Keller und Nicole Koller die erste Lücke schafften. Aber Neff hielt die Pace besser durch als fast alle Konkurrenten: Zwei Runden vor Schluss lag nur noch Frei vor der Thalerin. Dabei blieb’s: Die U23-Weltmeisterin siegte mit einer halben Minute Vorsprung. Am nächsten Sonntag wird die fünffache Titelträgerin Jolanda Neff an den Schweizer Meisterschaften erstmals von Sina Frei gefordert. Auch die im letzten Jahr verletzte Alessandra Keller (4. in Leukerbad) und Nicole Koller (7.) geben am nationalen Championat ihr Début in der Elite. Die Goldmedaille hängt für Jolanda Neff also um einiges höher als in den letzten Jahren.Konkurrenz an Schweizer Meisterschaft wird grösserIm Ziel war Neff überrascht von ihrer Leistung nach fast zehn Monaten Rennpause: «Ich konnte nicht erwarten, dass es so gut läuft ohne spezifisches Training und mit einem neuen Bike, das ich noch nie gefahren war.» Die anderen Favoritinnen dürften (ebenfalls) nicht alle Karten aufgedeckt haben, aber dass Neff Weltmeisterin Pauline Ferrand-Prévot (5. Rang) oder die frühere Gesamtweltcupsiegerin Yana Belomoina (6.) deutlich hinter sich liess, ist angesichts ihrer Vorgeschichte bemerkenswert.Die 19-jährige Ronja Blöchlinger (Fischer-BMC) aus Heiden fuhr bei ihrem ersten Rennen in der Elite auf den 34. Rang, Eliane Müggler (Bischibikes) aus Thal klassierte sich auf Platz 46.Bei den Männern war der Rheinecker Simon Vitzthum (jb-Brunex Felt) nach dem Gesamtsieg im Engadin Bike Giro mit viel Selbstvertrauen angetreten. Er hielt sich lange in der ersten bzw. zweiten Verfolgergruppe im Bereich der Top 10. Etwa ab Rennmitte begann für ihn aber das Leiden: Er stürzte, beklagte einen Defekt und «am Schluss bin ich explodiert». Die Explosion mündete im 35. Rang. «Mein Fokus liegt auf den Schweizer Meisterschaften», sagt Vitzthum. Derweil klassierte sich der Häädler Noah Blöchlinger (Fischer-BMC) mit einem viel regelmässigeren Rennen drei Plätze vor seinem früheren Teamkollegen Vitzthum.Regelmässigkeit zeichnete in Leukerbad auch Thomas Litscher (KMC-Orbea) aus. Er reihte sich in der Spitzengruppe ein. In der zweiten Runde musste der Thaler nach einem kleinen Defekt an der Schaltung Nino Schurter & Co. ziehen lassen. Als nach Rennhälfte die Positionen bezogen waren, fuhr Litscher weitgehend allein auf einem knapp einstelligen Ranglistenplatz. Dabei blieb’s: Thomas Litscher kam nach 1:36,04 Stunden als Achter im Ziel an. Den Sieg holte sich Olympiasieger Schurter vor Mathias Fückiger und dem Franzosen Jordan Sarrou.Thomas Litscher fährt mit Regelmässigkeit in Top 10«Die Besetzung war ja nicht ganz schlecht», kommentiert Litscher, «deshalb kann ich mit dieser Klassierung ziemlich zufrieden sein.» Sein Gefühl während des Rennens korrespondiert mit dieser Feststellung: «Es war ein guter Einstieg in die Cross-Country-Saison.»Eine Woche nach dem Re-Start der Saison stehen bereits die Schweizer Meisterschaften in der Agenda. Ob es 2020 auch internationale Grossanlässe gibt, ist ungewiss. Ab Ende September/Oktober sind zwei Weltcups in Tschechien sowie Welt- und Europameisterschaften geplant. Fünf Rheintaler Podestplätze, aber kein Sieg in AltersklassenNicht nur die Elite startete in die Cross-Country-Saison, auch in den Altersklassen fand in Leukerbad der erste Swiss Cup des Jahres statt. Vier Rheintaler und eine Rheintalerin holten Podestplätze. Auf den zweiten Rang fuhren Sirin Städler (Ostschweiz Druck, Mädchen U15), Remo Müggler (Bischibikes, Fun Männer), Michael Lenherr (bsk-Graf, Fun Masters) und Markus Neff (RV Altenrhein, Fun Senioren 2). Micha Alder (Pink Gili) stand im U15-Rennen als Dritter auf dem Podest. Dabei kam Michael Lenherr dem Tagessieg am nächsten – der Oberrieter benötigte zum Auftakt nur acht Sekunden länger als Sieger Hans-Baptist Seeberger aus dem Lötschental.Die Brüder Spiess aus Kriessern fahren in dieser Saison erstmals in derselben Altersklasse (U23). Den ersten familieninternen Vergleich entschied wie erwartet der zwei Jahre ältere Robin für sich: Er fuhr in der Kategorie Amateure/Masters auf den fünften Platz. Dave Spiess, der wie sein Bruder fürs Team Bischibikes fährt, kam bei seinem ersten Einsatz bei den Älteren auf den 17. Rang von 50 Startern. Ähnlich klassierte sich U19-Juniorin Vera Schmid (Team Thömus) aus Marbach – sie belegte Platz 18. Bereits als Neunte fuhr die Buchserin Nicole Göldi vom Rheintaler Team bsk-Graf durchs Ziel.Resultate: www.swissbikecup.ch

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