Im wöchentlichen Schwimmtraining in Widnau werden die Triathletinnen und Triathleten von ihrem Trainer Alexander Schawalder gewöhnlich hart drangenommen. Diesmal ist es anders, nur wenige schwimmen schnelle Längen. «Die Athleten, die den Ironman bestritten haben, müssen heute gar nicht ins Wasser», kündigt Schawalder an. Es ist das letzte Training des Jahres – die am Wochenende erfolgreichen Athleten dürfen jetzt geniessen.Mathias Nüesch, Philipp Gubler, Daniel Steiner und Michael Knöpfel lassen es sich trotz der sonntäglichen Strapazen nicht nehmen, ein paar Längen zu schwimmen. Als Mathias Nüesch seine ersten 50 Meter in Renntempo absolviert, fragt der Trainer ungläubig: «Nüesch, bist du eigentlich nie tot?»Mathias Nüesch hängt auf der Laufstrecke alle abEr und seine Kollegen sind in Thun 3,8 km geschwommen, 180 km auf hügeligem Terrain mit dem Rennvelo gefahren und zum Schluss im Flachen noch einen Marathon (42,2 km) gelaufen. Sie taten dies bravourös, Mathias Nüesch siegte gar in der Altersklasse 35 – 39. Auf besonders beeindruckende Weise, denn nach den ersten zwei Disziplinen lag er noch nicht auf einem Spitzenplatz. Die Marathonzeit von 2:46,18 Stunden des Widnauer Landwirts unterboten nur zwei Profis – und in seiner Kategorie übernahm er mit über acht Minuten Vorsprung die Spitzenposition. Ein Topresultat gelang auch Philipp Gubler in der Altersklasse 40 – 44; er wurde Vierter in Thun – und das, obschon er bereits vor zwei Wochen einen Ironman bestritten hatte. «Auf der Laufstrecke musste ich dafür etwas büssen, aber es lief ziemlich gut», kommentiert er sein Rennen.Daniel Steiner und Michael Knöpfel fühlten sich im Ziel wie Sieger, denn sie beendeten ihren ersten Triathlon über die Ironman-Distanz. «Einmal einen Ironman zu bestreiten ist etwas, von dem jeder Triathlet träumt», sagt Michael Knöpfel. Nach dem Erlebnis von Thun sagen beide, es werde wohl nicht bei einem Ironman bleiben. «Das Rennen war hart», sagt Knöpfel, «aber nicht übermässig hart.» Die gute Stimmung in Thun beflügelte die Ironman-Debütanten. Beide unterboten ihr Ziel: Steiner hatte sich eine Zeit von elf Stunden vorgenommen, er schaffte die Strecke in 10:14 – und Knöpfel war mit 10:39 Stunden deutlich schneller als angestrebt (12 Stunden). «Ein bisschen Understatement war bei der Zielsetzung schon dabei», lacht er. Allerdings nicht grundlos: Knöpfel ist vor fünf Monaten Vater geworden und konnte deshalb nur einmal eine 180-km-Radstrecke trainieren: «Deshalb hatte ich Bammel vor dieser Disziplin – hatte dann aber keine Schwierigkeiten.» Michael Knöpfel und Daniel Steiner spielten früher gemeinsam in Rebstein Fussball. Vor rund drei Jahren fingen sie unabhängig voneinander mit Triathlon an. Knöpfel wurde infiziert, als er während des Ironmans auf Hawaii Ferien machte. Daniel Steiner war beim Rhyathlon in Balgach Zuschauer und sagte einer befreundeten Athletin: «Das ist ja keine Sache, das kann jeder.» So konnte er nicht anders, als zum Tatbeweis anzutreten. «Im Gegensatz dazu soll man einen Ironman aber nicht aufgrund einer Bierwette bestreiten», sagt Steiner. Er und Knöpfel sind überzeugt, dass die gute Vorbereitung – gerade auch im mentalen Bereich – dafür verantwortlich ist, dass sie im Rennen nicht übermässig litten.Michael Ziegler gewinnt nationale RennserieDer 22-jährige Michael Ziegler war am Wochenende in Yverdon im Einsatz. Dort wurden die Schweizer Meisterschaften im Sprint ausgetragen, gleichzeitig war es das letzte von nur drei Rennen der National League. Über den vierten Platz in Yverdon ist er leise enttäuscht: «Zur Bronzemedaille fehlten nur sieben Sekunden.» Umso erfreulicher ist der Sieg in der National-League-Gesamtwertung, in der die meisten guten Schweizer mitmischten – allerdings nicht immer komplett. «Michael Ziegler gehört in der Schweiz zur zweiten Garde hinter den absoluten Spitzen-Triathleten», sagt Alexander Schawalder. Der Trainer ist überzeugt, dass sein Schützling den Sprung an die Spitze noch schafft: «Wenn Michael gesund bleibt, werden wir noch viel Freude an ihm haben», sagt er. Vorläufig hatte der Student seinen ersten grösseren Zahltag: Der Sieg in der National League ist mit 2500 Franken dotiert.Trainer Alexander Schawalder wurde am Sonntag in Locarnos Zweiter seiner Altersklasse (55 – 64) im Triathlon. Sein Saison-Highlight folgt am Wochenende: In Almere (Niederlande) verteidigt er den Weltmeistertitel im Aquabike.