31.12.2019

Nachruf: Walzenhausen verdankt ihm viel

Nach schwerer Krankheit erlosch am 17. Dezember die Lebensflamme von Hans Wiesendanger, der Walzenhausen volle zwölf Jahre lang als Gemeindepräsident gedient hatte.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Im Jahr 1943 im stillen Walzenhauser Weiler Held nahe der Grenze zu Wolfhalden aufgewachsen, interessierte sich Hans Wiesendanger bereits in jungen Jahren für das Geschehen in seinem näheren Umfeld. Vermittlerin politischer Einsichten und Zusammenhänge war die in seinem Wohnbezirk tätige Lesegesellschaft Lachen. Als versierter Finanzspezialist wurde er in den 80er-Jahren in die kommunale Geschäftsprüfungskommission gewählt, die er in der Folge auch präsidierte. Deshalb wusste er um die anspruchsvolle Aufgabe der Gemeindeführung, als er sich auf das Amt des Gemeindepräsidenten einliess. In einer Kampfwahl scharte er 1995 die Mehrheit der Stimmenden klar hinter sich.Hans Wiesendanger war ein stiller Schaffer, jegliches Blendwerk war ihm fremd. Sein Ziel waren gesunde Finanzen und eine intakte Infrastruktur, und diesen Richtlinien unterordnete er sein Wirken. Und immer vermochte er die Stimmbürgerschaft von der Wichtigkeit entsprechender Anliegen zu überzeugen. In seine Amtszeit fielen etwa die Renovation des Wasserreservoirs Höhe, die Erneuerung der hundert Jahre alten Wasserhauptleitung im Bereich Almendsberg und der Kauf eines neuen Materialfahrzeugs für die Feuerwehr. Weiter kaufte das gemeindeeigene Elektrizitätswerk im Güetli ein dem Hauptgebäude benachbartes Haus als Raum- und Landreserve.Verschiedene Neuerungen betrafen auch die Schule, die dem Verstorbenen ein Herzensanliegen war. Im Jahr 1997 wurde für fast 500000 Franken ein neues Klassenzimmer im Schulhaus Bild realisiert, und zwei Jahre später erfolgten Investitionen von 320000 Franken, um im Schulhaus Wilen einen neuen Werkraum zu schaffen. Im Jahr 2000 wurden die Fassaden der Schulhäuser Bild und Wilen saniert, und 2004 folgte ihm die Stimmbürgerschaft erneut und bewilligte eine halbe Million Franken für die Erneuerung des Schulhauses Güetli. Trotz grosser Aufwendungen wie etwa der Kredit von 1,39 Millionen Franken (Anteil Einwohnergemeinde) zur Restaurierung der evangelischen Kirche, dem finanziellen Anteil von 120000 Franken an die Kosten der Renovation der Klosterkirche und dem Liftanbau beim Altersheimgebäude im Almendesberg verlor Hans Wiesendanger nie das finanzielle Gleichgewicht seiner Gemeinde aus den Augen, und dank des sorgfältigen Umgangs mit Steuergeldern konnte 2003 der Steuerfuss auf 4,3 und 2005 um weitere 0,2 Einheiten gesenkt werden. Wiesendanger liess sich immer auch von humanistisch-kulturellem Gedankengut leiten. Als 1995 die gewichtige, von Theologe Theo Tschuy verfasste und im NZZ-Verlag erschienene Biografie über den Walzenhauser Ehrenbürger Carl Lutz in Walzenhausen vorgestellt wurde, machte er das Werk für seine Ratskollegen zur Pflichtlektüre. In seine Amtszeit fiel auch die Einweihung einer an «Sonne­blick»-Gründer Paul Vogt erinnernde Gedenktafel an der Westfassade des Kirchturms. In der Lachen förderte er den Neubau des Hauses «Krone» der Stiftung Waldheim, und der ebenfalls behinderte Mitmenschen unterstützenden «Paul und Ida Rohner-Schweizer Stiftung» stand er als Präsident vor. Aktiv engagierte er sich auch in der Stiftung «Zwirneli», die im Ortsteil Lachen eine der letzten Appenzeller Mühlen mit intaktem Wasserrad vor dem Zerfall bewahrte.Ab 1998 vertrat Wiesendanger seine Gemeinde zudem während einiger Jahre im Ausserrhoder Kantonsrat. Am Ende seiner Amtszeit als Gemeindepräsident stand fest, dass er nebst vielen Gemeindeversammlungen gesamthaft 188 kommunale Ratssitzungen mit total 2463 Traktanden geleitet hatte.Für den unermüdlichen Schaffer war seine Familie eine Oase der Ruhe, die ihn immer wieder neue Kräfte schöpfen liess. Für einen Ausgleich zur kopflastigen Arbeit im Interesse der Öffentlichkeit sorgte der von ihm auch während der Amtszeit geführte, seinerzeit von den Eltern übernommene Bauernhof im idyllischen Weiler Held. In den letzten Jahren wurde es stiller um Hans Wiesendanger, und eine chronische Erkrankung machte ihm vermehrt zu schaffen. Er freute sich auf den Frühling, auf das Wiedererwachen der Natur. Das Schicksal hat nun anders entschieden. Bleiben wird aber die Erinnerung an eine stets bescheiden gebliebene Persönlichkeit, der Walzenhausen zu grossem Dank verpflichtet ist.

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