«Sind wir ein Volk von Angsthasen?» lautete der Titel eines Leserbriefes, den der ehemalige Journalist als Rentner publizierte. Höber selbst scherte sich nie um die Vorurteile Kleinkarierter oder darum, was andere über ihn dachten. Als grüner Freisinniger kandidierte er noch mit 76 auf der Liste der Umweltliberalen Bewegung ULB für den Nationalrat.Ausgestattet mit einem offenen, kritischen Geist, verfolgte er beharrlich seine Ziele und Ideen, ohne sich von Sachzwängen kleinkriegen zu lassen. Er präsidierte zehn Jahre den Tierschutzverein Rheintal, war Präsident des Kantonalverbandes St.Galler Tierschutzvereine und betrieb eine Igelstation im eigenen Garten. Bei der ULB betätigte sich der Altstätter im Kantonalvorstand, bei der FDP während zwölf Jahren als Altstätter Ortsparteipräsident. Auch nach dem Ende seiner Redaktorenzeit meldete er sich ab und zu in der Tageszeitung zu Wort.Klare Linie, aber stets fragende HaltungRichard Höber war gelernter Porzellanmaler. Er betrieb ein eigenes Atelier für Glasmalerei und fertigte Wappenscheiben mit Rahmen aus Glas. Die journalistische Tätigkeit stand am Ende der Berufslaufbahn. Nach drei Jahren beim «Rheintaler» leitete Richard Höber während zwölf Jahren die Regionalredaktion des St.Galler Tagblatts in Altstätten. Hier wirkte er als ruhiger, bedachter Mensch, der jegliche Kritik zwar immer ernst nahm, sich von ihr aber den Tag nicht vermiesen liess.Groben Menschen gegenüber liess er eine Milde walten, – so, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass Menschen eben sehr verschieden und nicht unbedingt besonders freundlich sind. Hingegen waren ihm Unehrlichkeit und Rücksichtslosigkeit zuwider. Als Mann mit einer klaren Linie, zugleich aber immerzu fragender Haltung näherte er sich anderen mit stetem Interesse. Täglich neu erwachte seine Lust an sachbezogener Diskussion. Richard Höber, der am Zürichsee geboren wurde, hatte etwas von Miraculix, dem Druiden aus dem Comic «Asterix und Obelix», etwas Gewitztes und Weises. Seine hohe Stimme und sein Luzerner Dialekt verstärkten die Assoziation. Er wandelte gelassen und verschmitzt durchs Leben. Hatte man sich irgendwo zu einer Sitzung einzufinden, beispielsweise in St.Gallen, kam er zeitlich meist sehr knapp, doch nie zu spät.Bereits vor seiner Tätigkeit bei Tageszeitungen war Richard Höber ein fleissiger Schreiber. Mitte der Siebzigerjahre lancierte er für den Verein Werkheim Wyden das Wydeblättli, nach der Gründung des Vereins Rhyboot 1989 betreute er dessen Hauszeitung.Kulturaffiner Freund von Tieren und NaturIn Altstätten hatte sich Richard Höber mit seiner Frau Margrit, einer Schauspielerin, im Jahr 1958 niedergelassen. Wie die Gattin war er sehr kulturaffin und liebte er den Aufenthalt in der Natur.Als Gründungsmitglied des Vereins Pro Riet Rheintal (sowie Mitglied des vorbereitenden Aktionskomitees) setzte er sich früh für Naturschutzgebiete im Bannriet ein – zu einer Zeit, als der Grünflächenanteil im Siedlungsgebiet noch deutlich grösser war als heute und nicht allzu viele die Notwendigkeit erkannten, die Natur zu schützen.Aber auch, wie seine Wohngemeinde in ihrem Innersten aussah, interessierte ihn. So betätigte er sich nicht nur in der Spital-, sondern ebenso in der Altstadtkommission.Ausserdem gründete Richard Höber ein Altstätter Theater, das als Vorläufer des Diogenes-Theaters gelten kann.Bei der ersten Aufführung am 25. Mai 1961 stand Richard Höbers Frau auf der Bühne. Die Diogenes-Anfangszeit wurde ganz ohne erbetteltes Geld, dafür mit umso grösserem Idealismus gestaltet. Bei der Gründung des Diogenes-Theatervereins 1978 waren Richard und Margrit Höber als Gründungsmitglieder dabei.Ein Weltbild, das dem des Stoikers nahe kommtRichard Höber hatte schwere Schicksalsschläge hinzunehmen. Früh verlor der Vater dreier Kinder seinen Sohn, der als junger Mann mit dem Auto verunfallte. Dasselbe Schicksal ereilte viele Jahre später auch die erstgeborene Tochter. Die pflegebedürftig gewordene Gattin betreute Richard Höber bis zu ihrem Tod sehr liebevoll. Auch in den schwersten Stunden wahrte Richard Höber seinen klaren Blick aufs Dasein - wie ein Philosoph, sehr traurig zwar, jedoch mit einem Weltbild, das demjenigen des Stoikers vielleicht recht nahe kommt. Vor eineinhalb Jahrzehnten antwortete er auf die Frage eines Journalisten, was er gerade lese: «Das Grosse Buch der Mythologie. Mich interessieren vor allem die Parallelen zur Philosophie.»Hinweis: Der Autor dieses Beitrags hat um 1990 auf der damaligen Altstätter Tagblatt-Regionalredaktion drei, vier Jahre mit Richard Höber zusammengearbeitet.