24.06.2021

Nachhaltig bauen: Welche Möglichkeiten gibt es?

In Zeiten des Klimawandels ändern sich häufig die Ansprüche an die eigene Immobilie. Vielen Bauherren ist es wichtig, bei der Errichtung ihres Hauses möglichst verantwortungsbewusst vorzugehen, um einen Teil zum Klimaschutz beizutragen. Gleichzeitig werden Bemühungen auf Nachhaltigkeit staatlich gefördert.

Von pd
aktualisiert am 03.11.2022
Wer kompromisslos „grün“ bauen möchte, muss wissen, dass Nachhaltigkeit auf drei Prinzipien beruht: Die Natur so wenig wie möglich zu belasten (und zwar während des kompletten Lebenszyklus eines Hauses – angefangen beim Bau, über die Nutzung bis hin zum Rückbau), Energie und Ressourcen zu reduzieren sowie nicht mehr Fläche als nötig für den Hausbau aufzuwenden.Auch wenn die Baukosten möglicherweise höher liegen als bei einer herkömmlichen Immobilie lässt sich durch grünes Bauen über die Jahre sparen, weil in Öko-Häusern zum Beispiel deutlich weniger teure und klimaschädliche Energie aufgewendet werden muss. Umweltbewusstes Bauen kann sogar dahin gehen, dass ein Haus zum Energie-Selbstversorger, also autark wird.Faktoren für nachhaltiges Bauen Ökologisches Bauen funktioniert nicht einfach nach dem Baukastenprinzip. Jedes Gebäude wird nur durch individuelle Massnahmen zum Öko-Haus. Ein Haus gilt dann als energieeffizient, wenn sich mit möglichst wenig Ressourcenaufwand und Energie ein möglichst grosser Nutzen ergibt. Es reicht nicht, ein Gebäude einfach optimal zur Sonne hin auszurichten, weil in manchen Fällen ein grösserer Aufwand zur Kühlung nötig ist.Lange Transportwege von Materialien rund um den Hausbau bedeuten eine negative Energiebilanz. Wer traditionelle Baustoffe verwendet, kann diese oft aus der Region beziehen. Traditionelle Baustoffe sind neben Holz und Holzschindeln auch Ziegel, Granit, Kalkstein, Lehm und Schiefer. Der Primäraufwand, den es für die Herstellung dieser Produkte braucht, ist in vielen Fällen gering.Umweltbewusstes Bauen beginnt bereits bei der Wahl des Grundstücks: Mit Blick auf die Verwendung von Photovoltaik geht es schon vor der Bauphase unter anderem darum, wie künftig die Sonne maximal ausgenutzt werden kann. Am besten eignet sich ein Grundstück, das nach Süden ausgerichtet ist und nicht von Nachbarhäusern oder hohen Bäumen beschattet wird. Wichtig ist auch, was die Bauordnung für das Grundstück vorschreibt: Darin ist zum Beispiel geregelt, welche Dachformen, -neigungen und -ausrichtungen erlaubt sind und wie viel Geschosse das künftige Haus haben darf.Zusammengefasst kennzeichnen folgende Faktoren nachhaltiges Bauen:Verwendung von natürlichen EnergiequellenFlächensparend planen und bauenNutzung ökologischer BaustoffeSchadstoff- und energiesparende Herstellung, Entsorgung der BaumaterialienVerzicht auf SchadstoffeNutzung regionaler und nachwachsender Rohstoffe, recyceltes MaterialVermeidung langer TransportwegeSehr gute WärmedämmungPassende Standortwahl (Solarkollektoren, etc.)Nachhaltige Stromerzeugung Energie in Form elektrischer Energie kann auf unterschiedliche Weise erzeugt werden. Solar- oder Windenergieanlagen sind dazu geeignet, wobei es bei beiden Optionen wiederum verschiedene Technologien gibt. Sie unterscheiden sich im Aufbau, teils der Funktionsweise und auch in der Effizienz. Während Solarmodule zur Gewinnung von Strom für Wohngebäude geeignet sind, werden Windkraftanlagen eher in Windparks im grösseren Massstab eingesetzt.Der Grund: Auch kleine und kompakte Anlagen für den Endverbraucher müssen für einen guten Ertrag möglichst frei aufgestellt werden. In den meisten Wohngebieten sind die Bedingungen dafür nicht gegeben. Andere Formen der umweltbewussten Energiegewinnung für den Betrieb von Heizungen sind zum Beispiel Brennstoffzellen oder auch Wind- und Wasserkraft sowie die Nutzung von Fernwärme. Wer mit Fernwärme heizt – vorausgesetzt, das Gebäude kann an ein bestehendes Netz angeschlossen werden – benötigt keinen Wärmeerzeuger. In erster Linie ist es Abwärme von Heizkraftwerken, die dem Verbraucher zur Verfügung gestellt wird. Die thermische Energie erreicht das Haus über Rohrleitungen.Mehr Nachhaltigkeit: Richtiges Heizen Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach oder im Garten ist fast schon ein Muss für eine nachhaltige Bauweise, denn erneuerbare Energien leisten – im Gegensatz zu fossilen Energieträgern - einen Beitrag für besseren Klimaschutz. Eine Photovoltaik-Anlage produziert nicht nur umweltfreundlichen Strom, mit Solarthermie lässt sich ausserdem nachhaltig heizen und Warmwasser bereitstellen.Die Wahl der richtigen Heizungsanlage ist für nachhaltiges Bauen ebenfalls ein wichtiger Faktor. Auch hier lassen sich natürliche Ressourcen umweltschonend nutzen, und das nicht nur durch Solarthermie. Mit der Kraft der Sonne lassen sich bis zu 60 Prozent Energie für die Warmwasserbereitung und 30 Prozent Energie zur Wärmeerzeugung einsparen.Wer zusätzlich in einen Stromspeicher investiert, kann die selbst erzeugte Energie auch an bewölkten Tagen nutzen und den Überschuss gegen Gebühr in das öffentliche Stromnetz einspeisen. So lässt sich die Effizienz einer Anlage noch deutlich steigern.Daneben ist unter anderem auch eine Wärmepumpe zur nachhaltigen Energieerzeugung geeignet. Hier wird thermische Energie (Umweltwärme wie Luft, Erde, Grundwasser) zum Heizen genutzt. Während der heissen Jahreszeit kann die Pumpe auch zur Kühlung genutzt werden.Eine andere Möglichkeit für ökologisches Heizen der Brennstoff Holz. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und kann oft aus lokalen Quellen bezogen werden. Auch Heizen mit Holzpellets gilt aus umweltfreundlich, wobei wiederum auf die Öko-Bilanz geachtet werden sollte (lange Transportwege).Holzhaus: Welche Bauweisen gibt es? Holzhäuser werden immer beliebter. Bei der Wahl der Holzart bieten sich Kiefer, Fichte oder Lärche an. Als nachwachsender Rohstoff, der auch regional bezogen werden kann und bei der Entsorgung keine Probleme bereitet, hat der Baustoff klare Vorteile, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Hinzu kommt, dass Holzhäuser für ein optimales Raumklima sorgen, weil die Zellstruktur von Holz Feuchtigkeit aufnehmen und auch wieder abgeben. Gleichzeitig sorgen Häuser aus Holz für gemütliches und behagliches Ambiente.Insgesamt werden mehrere Konstruktionsarten unterschieden – die wichtigsten sind die folgenden:Die älteste Methode, ein Haus aus Holz zu bauen, ist die Blockbauweise. Hier kommen Balken und Bohlen aus Vollholz sowie mehrschalige Systeme zum Einsatz, die miteinander verleimt werden. Diese Holzbautechnik wurde bereits im Neolithikum angewendet.Mit der Holzskelettbauweise, auch Ständerbauweise genannt, werden Fachwerkbauten errichtet.Dritte Möglichkeit: Der Holzrahmenbau. Die aus Ständern bestehenden Wände werden bei dieser Bauart mit Materialien wie Span- und OSB-Platten, mit Furniersperrholz oder Vollholz-Mehrschichtplatten beziehungsweise Gipsplatten versehen.Möglich ist auch, die verschiedenen Bauweisen miteinander zu kombinieren. Weitere Konstruktionsarten sind Mischformen.Dämmung mit Naturmaterialien Nachhaltiges Bauen funktioniert nicht ohne das richtige Dämmmaterial. Hier sind anstelle von Materialien fossiler oder mineralischer Herkunft Naturprodukte gefragt – zum Beispiel Hanf, Stroh, Flachs oder sogar Zellulose.Ökologische Dämmmaterialien im Überblick: Flachsfasern: Flachs ist ein guter Dämmstoff für eine nachhaltige Bauweise. Die Fasern verfügen über gute Schallschutz- und Dämmeigenschaften. Flachs lässt sich nicht überall im Haus einsetzen, wird demnach meistens mit anderen Dämmmaterialien kombiniert.Holzfasern: Nachhaltige Häuser lassen sich optimal mit Holzfasern dämmen. Holz hat gute Dämmeigenschaften und Schallschutzwerte und reguliert Feuchtigkeit. Oft lässt sich Holz als Dämmstoff auch aus regionalen Quellen beziehen. Das spart Transportwege.Hanffasern: Hanf ist, ähnlich wie Holz, als Dämmmaterial sehr langlebig. Vorteil von Hanf als Dämmmaterial ist die positive CO2-Bilanz des nachwachsenden Rohstoffs bei der Verarbeitung. Nachteil ist jedoch, dass Hanf leicht entflammbar ist.Stroh: Stroh als eine umweltfreundliche Dämm-Möglichkeit wird immer beliebter. Stroh ist diffusionsoffen und bietet gleichzeitig Schallschutz.Jute: Jutefasern sind sehr langlebig und widerstandsfähig. Sie sind resistent gegen Schädlinge und Schimmel. Jute ist feuchtigkeitsregulierend und dämmt gut.Schilf: Auch Schilf ist zu Dämmzwecken geeignet, ist jedoch schwerer als andere Naturmaterialien. Schimmel und Schädlinge können dem Material nichts anhaben, ausserdem wirkt Schilf feuchtigkeitsregulierend.Zellulose: Die feuchtigkeitsregulierende Zellulose wird zum grössten Teil aus Altpapier hergestellt, wird als Einblasdämmung verwendet und hat gute Dämm- und Schallschutzeigenschaften. Zellulose lässt sich jedoch nicht kompostieren.Auch Lehm als Naturstoff ist in der Diskussion, wenn es um nachhaltigen Hausbau geht. Allerdings ist Lehm vergleichsweise schwer und besitzt selbst keine Dämmeigenschaften, wird jedoch in Zusammenhang mit anderen Materialien bei verschiedenen Dämmaufbauten verwendet. Seine Vorteile liegen anderswo: Lehm ist ein hervorragender Wärmespeicher, dämpft den Schall und reguliert Feuchtigkeit.Möglichkeiten zur Dachbegrünung Eine nachhaltige Methode zur Dacheindeckung ist Gras. Meistens sind es Flachdachbauten, die mit einem Grasdach versehen werden, doch auch Steildächer eignen sich unter Umständen. Unterschieden wird zwischen einer extensiven und einer intensiven Begrünung. Die extensive Variante ist leichter umzusetzen, weil hier eine Grünfläche aus Kräutern, Moosen und Gräsern lediglich in einer Dicke von zehn bis 20 Zentimetern angestrebt wird. Bei einer intensiven Begrünung kann die Pflanzenschicht bis zu zwei Metern stark sein.Durch die Pflanzenschicht wird die Dachabdichtung wirksam geschützt und auch die Lebensdauer der Baustruktur verbessert. Gras- und Pflanzendächer bieten ausserdem Schall- und Wärmeschutz, haben also gute Dämmeigenschaften.Versiegelung vermeiden Auch das Wohnumfeld spielt in Zusammenhang mit einer nachhaltigen Bauweise eine wichtige Rolle. Das Grundstück sollte möglichst naturnah gestaltet werden. Eine übermässige Versiegelung er Fläche ist tabu. Zu viele Pflastersteinen oder Beton auf dem Grundstück haben ungünstige Auswirkungen auf die Umwelt. Unter anderem trägt Flächenversiegelung zur Veränderung des Grundwasserspiegels bei.Die Bepflanzung sollte den Bedürfnissen der örtlichen Tierwelt Rechnung tragen: Gehölzsäume für Vögel, Steine und Mauern für Eidechsen und Beete voller insektenfreundlichen Blüten. Viele Zierpflanzen wie der beliebte Rhododendron stammen ursprünglich aus dem Ausland und stellen für heimische Insekten wie Bienen keine Nahrungsquelle dar – auch wenn sie noch so schön blühen.

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