Hildegard BickelGegen Mitternacht ging Claudine Huonder nach draussen, um eine Zigarette zu rauchen, als sie nebenan den Rauch und die Flammen im Restaurant bemerkte. Sofort schlug die 24-Jährige Alarm und klingelte weitere Nachbarn aus dem Haus.In der Mitte des kleinen Dorfes brach Hektik aus. Männer versuchten, mit einem Vorschlaghammer eine Holztür aufzubrechen, ein weiterer Nachbar hörte die Schläge, «wie wenn jemand schiessen würde» und eilte ebenfalls zu Hilfe.Im Haus befand sich der schlafende Wirt des «Schäfli», der 77-jährige Emil Manser. Die Nachbarn riefen ihm, machten Lärm, bis er aufwachte. Sie holten eine Leiter und lehnten sie an den Balkon. Auf diese Weise konnten sie dem Wirt helfen, aus dem brennenden Haus zu klettern. «Es war ein Glücksfall, dass die Nachbarin früh genug Alarm schlagen konnte», sagt Roman Ammann, der beim Rettungseinsatz mithalf. Die Nachbarn überreichten Claudine Huonder zum Dank für ihre heldenhafte Reaktion Blumen und Pralinen. Ammann ist Oberrieter Gemeinderat und wohnt in Kobelwald gegenüber vom «Schäfli».Erste Löschversuche scheitertenAnschliessend versuchten die Nachbarn zu viert, den Brand zu bekämpfen. In der Gaststube sichteten sie Flammen, auch der Boden zwischen Keller und Gaststube brannte.«Es war schon ziemlich rauchig», schildert Markus Thür die Situation. «Mit dem Feuerlöscher war nichts zu machen.» Kurze Zeit später traf die alarmierte Feuerwehr Oberriet mit 35 Feuerwehrangehörigen ein. Sie hatten den Brand schnell unter Kontrolle. Bei den Löscharbeiten mussten die Feuerwehrleute den Hohlboden, die Wände sowie die Isolation aufbrechen.Der Wirt und Markus Thür wurden vom Rettungsdienst mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung ins Spital gebracht. Nach der Kontrolle konnten sie gleich wieder nach Hause. Beiden geht es den Umständen entsprechend gut. Emil Manser, der allein im Haus wohnte, fand eine Unterkunft bei Nachbarn, die ihn anschliessend an die Brandnacht betreuten.Das «Schäfli» ist nach dem Brand unbewohnbar. Die Gemeinde hilft nun bei der Suche nach einer längerfristigen Lösung. Bei Tageslicht zeigt sich der Schaden vor allem im ersten Stock, wo sich die Gaststube befindet. Die Fenster sind zersplittert, verkohlte Bretter liegen vor dem Restaurant, Einsatzkräfte haben das Gebäude abgesperrt. Es hängt immer noch ein leicht rauchiger Geruch in der Luft. Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Zehntausend Franken. Spezialisten des Kompetenzzentrums Forensik der Kantonspolizei St. Gallen klären derzeit die genaue Brandursache.Mitgefühl nach dem BrandDer Brand macht die Menschen in Kobelwald betroffen. Man kennt sich im überschaubaren Ort, das «Schäfli» war ein beliebter Treffpunkt. «Es ist schade für den Wirt und das Dorf», sagt eine Nachbarin, «Mein Mann ging auch gern rüber nach der Arbeit.»Man traf sich zum Jassen und auf ein Getränk, oft kamen Junge, die sich nach Feierabend zusammensetzten. Emil Manser öffnete trotz fortgeschrittenem Alter das «Schäfli» regelmässig, wenn auch nur zum Ausschank von Getränken. Die Nachbarn hoffen auf eine Zukunft des Hauses. Mit seinem schön verzierten Giebel und der schmucken Fassade steht es unter Schutz.«Schäfli» weckt Erinnerungen an «Sonne»Dass die Flammen ein Restaurant trafen, erinnert an den Brand im Restaurant Sonne in Oberriet. Im Oktober kamen in den Flammen zwei Menschen ums Leben. Dort führte Brandstiftung zum Unglück.Weshalb das Feuer im «Schäfli» ausgebrochen ist, dazu kann die Kantonspolizei St. Gallen noch keine Angaben machen. Doch werde darauf geachtet, ob es allenfalls Parallelen gebe. «Es gehört dazu, dass andere Fälle in die Ermittlung einbezogen und gegenübergestellt werden», sagt Mediensprecher Markus Schneider. Zum jetzigen Zeitpunkt sei die Brandursache jedoch noch völlig offen, auch sei fraglich, wo genau das Feuer ausbrach.HinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch.