10.01.2022

Nach zurückgezogenem Covid-Zertifikat: «Niemand konnte uns helfen»

Mit Blick auf ältere oder fremdsprachige Menschen wurde das kantonale Impfangebot bewusst niederschwellig gestaltet. Trotzdem hat es seine Tücken, wie das Beispiel des Ehepaars Walser-Osterwalder aus Au zeigt.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 02.11.2022
Walter Walser und seine Frau Marie-Luise Walser-Osterwalder liessen sich zweimal bei ihrem Hausarzt impfen. Über wir-impfen.ch hätten sie einen Termin für die Boosterimpfung am 17. November in Berneck gebucht. Weil Marie-Luise Walser-Osterwalder weder ein Handy noch eine Emailadresse besitzt, gab sie an, dass sie das Covid-Zertifikat nach Hause geschickt bekommen möchte. Während das Zertifikat ihres Mannes nach kurzer Zeit auf sein Smartphone übermittelt wurde, bekam sie jedoch keine Post. Unbeantwortete Fragen nach Zertifikats-RückrufKurz vor Weihnachten, als das Zertifikat immer noch nicht eingetroffen war, rief das Ehepaar beim Hausarzt an, um die Angelegenheit zu klären. Weil ihr Arzt keine Boosterimpfungen durchführt, konnte er auch nicht helfen und verwies das Ehepaar an die Gemeinde Berneck. Dort riet man den beiden, sich ans Impfteam in der Stäpfli-Halle zu wenden, das gerade wieder vor Ort war. Also gingen die Auer erneut nach Berneck und schilderten ihren Fall. Innert Kürze erhielt das Ehepaar nicht nur ein Exemplar ihres Zertifikats auf das Handy von Walter Walser, sondern auch ausgedruckt auf Papier. «Alles lief reibungslos», erinnert sich Walter Walser. Die Welt schien wieder in Ordnung zu sein. Doch die Erleichterung währte nur kurz. Nach den Festtagen wurde das digitale Zertifikat von Marie-Luise Walser-Osterwalder widerrufen. Dem Ehepaar waren weder die Gründe für den Rückruf bekannt, noch wusste es, ob der Widerruf nur das digitale oder auch das ausgedruckte Zertifikat betraf. Bis heute hätten die beiden keine Antworten auf ihre Anfragen erhalten, noch wüssten sie, ob das Zertifikat von Marie-Luise gültig ist. «Einerseits ist das Impfangebot nicht anwenderfreundlich, andererseits ist es eine Zumutung, geimpfte Personen vier Wochen auf das Zertifikat warten zu lassen», sagt Walter Walser. Das Ehepaar sei nicht nur enttäuscht über die Art und Weise, wie informiert und kommuniziert wurde, sondern auch darüber, dass kaum die Möglichkeit bestehe, ein Anliegen persönlich vorzutragen. «Ich hatte das Gefühl, dass uns niemand helfen konnte und wollte», sagt Walter Walser. Kantonale Infoline hilft bei SchwierigkeitenWeshalb das Covid-Zertifikat von Marie-Luise Walser-Osterwalder nie den Weg nach Au gefunden hat, bleibt ebenso unklar wie der Grund für den Rückruf  ihres digitalen Impfzertifikates. Gemäss Kommunikationsstelle des Kantons St. Gallen werden Zertifikate, die fehlerhafte Angaben enthalten, zurückgerufen. Ausserdem hätte man vor Weihnachten 8000 gefälschte Impfzertifikate gelöscht. Beides betrifft das Ehepaar nicht, weshalb der Rückruf nicht nachvollziehbar sei. Dem Ehepaar wird geraten, sich zur Klärung an die kantonale Infoline zu wenden. Das PDF steht immer bereitDas Impfangebot im Kanton wurde bewusst niederschwellig gestaltet, sodass ältere oder fremdsprachige Menschen keine Schwierigkeiten haben, sich impfen zu lassen. Wer sich nicht über www.wir-impfen.ch anmelden kann, hat alternativ die Möglichkeit, direkt bei einer Hausarztpraxis einen Termin zu vereinbaren. Ausserdem bieten alle Impfzentren und Pop-Up-Impfstellen auch Impfungen ohne Anmeldungen an. Interessierte Personen können sich vor Ort registrieren lassen und erhalten den Impfnachweise ausgedruckt. Gemäss dem Kanton können sich Personen ohne Mail-Adresse oder Smartphone das Zertifikat per Post schicken lassen – weil das aber über den Bund laufe, dauere es eine Weile. Ob vier Wochen normal sind, könne man nicht beurteilen. Das digitale Zertifikat stehe aber immer aus als PDF zur Verfügung und kann somit selbst ausgedruckt werden. Weitere Informationen unter www.sg-impft.ch.

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