08.06.2020

Nach Heiden lockt nun Spanien

Alfons Rutz war 36 Jahre lang Betriebsleiter im Betreuungs-Zentrum Heiden. Jetzt wandert er aus.

Von Astrid Zysset
aktualisiert am 03.11.2022
Sein Leben verändert sich grundlegend. Alfons Rutz wurde vergangene Woche als Betriebsleiter des Betreuungs-Zentrums Heiden pensioniert. Heute packt er die letzten Kisten für seine Auswanderung nach Spanien. Diese ist auf Ende Monat vorgesehen – etwas verspätet aufgrund der Coronapandemie. Das Virus verunmöglichte auch eine grosse Abschiedsfeier in jenem regionalen Pflegeheim, in welchem Rutz 36 Jahre lang angestellt war. Doch er selbst sieht das gelassen: «Es ist zwar schön, wenn man wahrgenommen wird. Doch eigentlich bleibe ich lieber im Hintergrund.»1984 trat er seine Stelle im damaligen Dunant-Haus an. 1993 bezog das regionale Pflegeheim einen Neubau, 2000 folgte die Zusammenlegung der Spitäler und somit die Verselbstständigung des 60 Betten umfassenden Betreuungs-Zen­trums innerhalb des Gemeindeverbandes. Für Rutz war der Moment für einen entscheidenden Rollenwechsel gekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er die Leitung der Pflege inne, war dem Verwalter des Spitals unterstellt. Ab dem 1. Januar 2000 hatte er dann die Verantwortung über die Pflege, die Hotellerie und die Verwaltung übernommen. «Die finanzielle Seite des Betriebes hatte mich schon immer interessiert», sagt er rückblickend. Darum sei der berufliche Schritt naheliegend gewesen. Anfangs hatte er ihn zwar noch bereut.Schrieb das Betreuungs-Zentrum Jahr für Jahr Verluste, kam mit der Eigenständigkeit der Druck, kostendeckend zu arbeiten. Mittels Tarifanpassungen, der Pflegefinanzierung wie auch betriebsinternen Optimierungen war es fünf Jahre später so weit: Das Pflegeheim schrieb schwarze Zahlen. Der «Riesendruck», wie Rutz es umschrieb, fiel von ihm ab, die Freude an der Arbeit überwog. Und der Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern? Hat er den nach seinem Wechsel in die Verwaltung nicht vermisst? «Doch», sagt Rutz. «Vor allem in den letzten Jahren, als die administrativen Anforderungen seitens unserer Anspruchsgruppen immer grösser wurden.» Aber als Heimleiter sei man Allrounder, ergänzt der 65-Jährige. Nachtpiqué und Rundgänge im Betrieb gehören neben all der Administration nach wie vor zu den Aufgaben eines Heimleiters. «Ich hatte zwar weniger mit den Bewohnern und deren Angehörigen zu tun, doch ganz brach der Kontakt nie ab. Das freute mich sehr.»Die grosse Liebe kennen gelernt70 Mitarbeitende waren Rutz unterstellt, der Vorstand stand ihm unterstützend zur Seite. Der einstige Heimleiter zieht bezüglich seiner Laufbahn ein positives Fazit: «Es gab in all den Jahren wirklich nur sehr wenige Tage, an denen ich nicht gerne zur Arbeit gekommen war.» Und diese seien mit Einzelschicksalen begründet gewesen, mit denen er sich im Pflegeheim konfrontiert sah. Auf die Highlights der vergangenen Jahre angesprochen zählt Rutz hingegen zahlreiche auf. Dazu gehört der Bezug des Neubaus, die Mitarbeit im Bauausschuss- wie auch der Baukommission, die Gründung des Interessensverbandes Curaviva Schweiz, wie auch kleinere, freudvolle Erlebnisse wie der Besuch des Seehundes Otto, der an einer 1.-August-Feier zugegen war. «Er stank zwar fürchterlich nach Fisch, hat aber den Bewohnerinnen und Bewohnern sehr viel Freude bereitet.» Ein Highlight findet sich auch im privaten Bereich: Rutz lernte im Pflegeheim Susanna Niederer kennen, die als Bereichsleiterin Dienste arbeitete. Im März dieses Jahres heirateten die beiden. Ausgewandert wird zusammen – Susanna liess sich dafür frühpensionieren. Das passende Häuschen zwischen Valencia und Alicante kauften sie vor fünf Jahren, verbrachten seitdem jeden Urlaub dort. Jetzt freut sich das Paar darauf, Zeit zu haben, Spanien auf eigene Faust zu entdecken. «Das Land und das Leben geniessen – das ist unser Plan für die Zukunft», sagt Susanna Rutz lachend.Zu Besuch im Betreuungs-ZentrumRutz kann den Betrieb zwar in einem finanziell guten Zustand seiner Nachfolgerin Ursina Girsberger überlassen, trotzdem sei ihm die Schlüsselübergabe nicht leicht gefallen. «Eine Pensionierung kann man halt nicht im Vorfeld üben. Die kommt einmal und da muss man durch.» Ganz dem Heim den Rücken kehren wird er dennoch nicht: Seine neue Schwiegermutter wohnt dort. Der Anfahrtsweg beinhaltet demnächst einfach 1600 Kilometer mehr.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.