Es ist kurz nach 6 Uhr morgens Lokalzeit in Park City (USA), als Julie Zogg das Telefon abnimmt. «Doch, doch», sagt sie lachend auf die Frage, ob sie noch ein bisschen geschlafen habe, «für vier Stunden hat’s gereicht.» Um 5.15 Uhr klingelte bereits der Wecker – und dies aus gutem Grund: Gestern flog die frischgebackene Snowboard-Weltmeisterin mit Teamkollegin und WM-Bronzemedaillengewinnerin Ladina Jenny für vier Ferientage vom WM-Ort nach Hawaii weiter, bevor es von dort aus zu den nächsten Weltcuprennen nach Pyeongchang weitergeht.So hielten sich die Festivitäten nach dem Titelgewinn in Grenzen. «Aber das holen wir jetzt in Hawaii nach», ist sich Zogg sicher. Die Reise an die Wärme war schon lange geplant. «Klar wäre es auch schön gewesen, jetzt wieder nach Hause zu fliegen», so Zogg, «aber nun kann ich am Strand richtig schön herunterfahren und die Medaille auch geniessen.» Am Montag, 25. Februar, wird Zogg voraussichtlich um 10.30 Uhr in Zürich landen. Wo ein Empfang stattfinden wird, wird derzeit verhandelt.Grossen Respekt vor der Strecke gehabtNach dem Weltcupsieg in Moskau vor einer Woche gehörte Zogg zum Kreis der Favoritinnen in ihrer Paradedisziplin Parallelslalom. Nach dem Out in der Qualifikation am Montag im Riesenslalom war der Frust bei der Weltcupsiegerin von 2015 gross. Unter anderem mit einer Shoppingtour lenkte sie sich ab. Hart an der Grenze von regulären Bedingungen ging der Parallelslalom am Dienstag über die Bühne. «Irregulär würde ich nicht sagen», so Zogg, «es hatten alle die gleichen Voraussetzungen.» Grossen Respekt vor der Piste habe sie gehabt, so die ehemalige Junioren-Weltmeisterin. «Ich mag es sonst nicht, so runde Bogen zu fahren, ich gehe lieber aggressiv auf die Tore.» Ein kleiner Fehler hätte gereicht, um in den Tiefschnee zu fliegen, so Zogg. Im Gegensatz zu den drei deutschen Fahrerinnen, die nach der Qualifikation vor Zogg lagen, behielt diese die Nerven in den Finalrennen.Vor dem letzten Durchgang redete sie sich nochmals ein, «dass die Tore meine Feinde sind». Erst beim zweitletzten Tor realisierte Zogg, dass sie in Führung lag. «Im Ziel war ich einfach nur glücklich.» Der erste Anruf im Zielraum ging an den Freund, der zweite an ihren Vater. «Rund 120 Mitteilungen haben sich auf dem Handy angesammelt.» Grosse Freude in der Region Wartau und SarganserlandZoggs Titel löste in der Region Werdenberg und Sarganserland viel Freude aus. Selbst Regierungspräsident Stefan Kölliker lobt die neue Weltmeisterin in den höchsten Tönen. Heiss lief das Telefon auch bei Fanklub-Präsident Marc Spitz aus Sevelen. «Julie hat das so was von verdient», freut sich Spitz, selber Zoggs Cousin. Vor zwei Jahren hat er den Klub gegründet, mit einem kleinen finanziellen Zustupf unterstützt dieser die Goldmedaillengewinnerin. Vor Ort war der Fanklub nicht, bei den Weltcuprennen in Davos und Scuol wird die Feier mit der Weltmeisterin nachgeholt. (vre)