Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Landi Oberrheintal war es kaum zu begreifen, was letztes Jahr in ihrem Laden an manchen Tagen abging. Der Lockdown Mitte März war zwar für jedermann etwas nie Dagewesenes und bis dahin nicht Vorstellbares. Für die Landi kam er aber zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, wie Verwaltungsratspräsident Markus Thür im Jahresbericht der Genossenschaft festhält, nämlich genau zum Saisonstart: Genau dann, wenn sich alle für die Frühlingsarbeiten im Garten eindecken wollen, erlässt der Bundesrat ein Verkaufsverbot für alles, was er nicht zum täglichen Bedarf zählt!Kein Wunder, waren die Leute verunsichert. Das zeigte sich im Landi-Laden in Altstätten am letzten Verkaufstag vor dem Lockdown an einzelnen leeren Regalen. Die Leute deckten sich mit Waren ein, von denen sie dachten, sie könnten dann womöglich längere Zeit nicht mehr erhältlich sein – auch mit solchen, die dann gar nie von einem Verkaufsverbot betroffen waren wie beispielsweise Mehl.Leer gekauftes Mehlregal am letzten Verkaufstag vor dem Lockdown im März 2020.Mit dem Lockdown brach der Umsatz an der Ladenkasse ein. Die Möglichkeit, online zu bestellen und die Ware dann abzuholen, dämpfte den Rückgang zwar etwas.Bestellungen bereitzustellen war enorm aufwendigDer Aufwand dafür war aber enorm, auch weil das Angebot rege genutzt wurde. Weil vielen nichts anderes übrig blieb, als daheim zu bleiben, hatten sie Zeit, im Garten zu arbeiten. Das stellte das Landi- Personal vor erhebliche Herausforderungen. Die bereitzustellenden Bestellungen benötigten nämlich viel Platz, und sie konnten in Regalen auch nicht beliebig platziert werden. Bestellte Pflanzen beispielsweise, die nicht grad sofort abgeholt wurden, mussten gegossen werden, erklärt Geschäftsführer Emil Zeller. Da durfte nichts darunter im Regal stehen, was durch herabtropfendes Wasser hätte beschädigt werden können. «Der schöne Frühling und der Lockdown: Diese Kombination brachte die Landi an ihre Leistungsgrenzen», hält Verwaltungsratspräsident Thür im Jahresbericht für die Nachwelt fest.Nie zuvor ein Umsatz wie am Tag nach dem LockdownWas die Landi in Altstätten und ihre Mitarbeitenden tatsächlich zu leisten imstande sind, zeigte sich dann allerdings am 27. April. Ab jenem Tag durfte wieder das gesamte Sortiment verkauft werden. «Da ging sprichwörtlich die Post ab», sagt Geschäftsführer Emil Zeller, «die Landi Oberrheintal hatte, seit sie besteht, nie einen Tag mit einem solch hohen Umsatz.» Dass dies überhaupt möglich war, liegt laut Zeller nicht nur an der grossen Ladenfläche (der Bundesrat beschränkte ja die Anzahl Kunden, die gleichzeitig im Laden sein durfte), sondern auch am neuen Ladenkonzept, das erst in den Vorjahren im Zuge eines Umbaus realisiert worden war.Es blieb nicht bei jenem guten Tag: Rekordhohe Umsätze wurden eine Weile lang fast zur Tagesordnung. Das spiegelte sich nicht zuletzt im Verkauf für den Gartenbedarf: In manchen Wochen mussten laut Zeller 33 Paletten à 56 Säcken mit Gartenerde bereitgestellt werden, um die Nachfrage befriedigen zu können.Übers Jahr gesehen machte die Genossenschaft 2020 einen Umsatz von 21,5 Mio. Franken (im Vorjahr waren es 20,4 Mio. Franken). Der Laden macht dabei etwas mehr als die Hälfte aus. Hier wurde mit 11,3 Mio. Franken Umsatz erstmals die Zehn-Millionen-Grenze überschritten. Die andere Hälfte des Umsatzes verteilt sich auf den Agrarhandel (Futtermittel, Stroh, Dünger etc.), den Treibstoffverkauf an der Tankstelle und den Tankstellenshop.Die Geschäftsfelder Agrar und Treibstoffe konnten die Umsätze aus dem Vorjahr nicht ganz halten. Benzin und Diesel etwa brauchte es wegen des Lockdowns weniger. Ausserdem war das Preisniveau tiefer als im Vorjahr. Der Tankstellenshop hingegen florierte trotz Lockdown und legte gegenüber dem Vorjahr im zweistelligen Bereich zu. Unterm Strich, nach Abzug aller Kosten, Abschreibungen und Steuern, weist die Genossenschaftsrechnung einen Gewinn von 490'000 Franken aus (Vorjahr: 283'000 Franken).Wegen abgesagter GV doppelte Gutscheine für MitgliederDie sonst sehr beliebte Generalversammlung, an welcher regelmässig um die 550 Genossenschaftsmitglieder teilnehmen, konnte wegen Corona dieses Jahr nicht durchgeführt werden. Die Genossenschafterinnen und Genossenschafter genehmigten Geschäftsbericht und Rechnung diese Woche brieflich. Gleichzeitig wählten sie auf diesem Weg Regula Heeb aus Rüthi als Ersatz für den zurücktretenden Verwaltungsrat Armin Benz (Marbach).Die Beteiligung war deutlich höher als an einer GV: 895 Abstimmungsformulare gingen ein, damit hat über die Hälfte der aktuell 1681 Genossenschafter (Ende 2019 waren es noch 1635) abgestimmt.Quasi als Trost für die abgesagte Generalversammlung haben die Mitglieder zusätzlich zum 20-Franken-Gutschein, der dem Geschäftsbericht üblicherweise beiliegt, noch einen zweiten bekommen. Die GV-Gutscheine können bereits bei Einkäufen ab 20 Franken eingelöst werden.Neue Kunden überrascht über das grosse SortimentDie Landi Oberrheintal ist drauf und dran, am Erfolg des letzten Jahres anzuknüpfen. Der Umsatz seit Januar liege bereits 30% über Vorjahr, stellt Emil Zeller fest. Dies dürfte auch daran liegen, dass Einkäufe ennet der Grenze zurzeit nicht möglich sind. Landi-Geschäftsführer Zeller ist aber überzeugt, die Kundschaft an der Stange halten zu können, auch nach der Öffnung der Grenze für Einkaufstouristen: Die Grenzschliessung letztes Jahr habe viele neue Kunden in den Laden gebracht, sagt er. Die Breite des Sortiments habe sie überrascht, und auch, dass sie hier – ohne dafür weite Wege zurücklegen zu müssen – manches zu vergleichbaren Preisen oder sogar noch günstiger bekommen.