23.02.2022

Nach dem «Happy End» das Ende: Autohilfe Sieber GmbH hört auf

Das Altstätter Abschlepp-Unternehmen stellt seinen Betrieb ein. «Die Wucht der Gegenkräfte war zu stark», sagt Philip Hutter.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Eine erste dieser Gegenkräfte heisst Corona, eine zweite war der Anschlag auf einen Sattelschlepper Ende September. Eine dritte Gegenkraft ist das kantonale Nein zu einer Härtefallentschädigung; der hiermit verbundene Rechtsstreit ist derzeit auf Stufe Verwaltungsgericht pendent.Das «Happy End» ist nun doch keinesAls die Polizei im Dezember den jungen Mann ermitteln konnte, der das Flaggschiff der Autohilfe Sieber zerstört hatte, sprach Philip Hutter als Inhaber und Geschäftsführer von einem «Happy End kurz vor Weihnachten». Zu jenem Zeitpunkt war er noch davon ausgegangen, den zweiten Lastwagen dieses Jahr durch ein neues Spitzenfahrzeug zu ersetzen.Inzwischen ist das vermeintliche «Happy End» der Einsicht gewichen, ein Ende mit Schrecken sei weniger schlimm als ein Schrecken ohne Ende. Die negativen Begleiterscheinungen der Pandemie und die Folgen des Anschlags auf einen der beiden Firmenlastwagen hatten sich finanziell zu stark ausgewirkt, als dass der 26-Jährige es als sinnvoll erachtet hätte, noch weiterzumachen. Dass ihm schliesslich auch noch die Halle gekündigt wurde, hat den Entscheid, aufzuhören, begünstigt.Firma wird aufgelöst und gelöschtAuf Facebook teilt Philip Hutter mit, es handle sich um eine «Hiobsbotschaft», die er «schweren Herzens» überbringe. Die Firma wird aufgelöst und gelöscht, ein Konkurs wurde abgewendet. Philip Hutter hat bereits einen neuen Job als Chauffeur. Abgesehen von der Verpflichtung gegenüber der Bank, bestünden keine Schulden mehr, versichert Philip Hutter. Mit Blick auf die verbliebene finanzielle Last sagt er, es liege ihm sehr daran, diese zu tilgen. Die geleasten Fahrzeuge hät-ten sich im Sinne einer guten Lösung unter Mitwirkung der Leasinggesellschaft verkaufen lassen.Kein Geld für Schaden und weniger AufträgeDer Anschlag auf einen der Lastwagen sei insofern zum grossen Problem geworden, als die Versicherung für den mutwillig verursachten Schaden nicht aufkomme. Die Ersatzpflicht des Täters nützt wenig, wenn dieser finanziell nicht in der Lage ist, für den Schaden geradezustehen. Philip Hutters Geschäftstätigkeit gründete auf Verträgen mit Versicherungsgesellschaften, für die er Fahrzeuge aus dem nördlich und östlich gelegenen Ausland zurückholte. Dies machte 95 Prozent des Umsatzes aus. Von einer der Versicherungsgesellschaften hatte Hutter 650 Aufträge in Aussicht gestellt bekommen, 300 waren es dann aber nur, denn Corona hatte den internationalen Reise- und Transportverkehr drastisch schrumpfen lassen. Die Zusammenarbeit endete schliesslich abrupt, indem der Versicherer den Vertrag kündigte.Härtefallentschädigung bisher verweigertBereits im Januar 2021 beantragte die Autohilfe Sieber GmbH eine finanzielle Härtefallentschädigung. Sie habe einen Umsatzausfall von mindestens 40 Prozent erlitten, lautete die Begründung. Das kantonale Volkswirtschaftsdepartement lehnte das Gesuch ab, weil es nicht auf realen Zahlen basiere. Dem entgegnete Hutters Anwalt, bei einem im August 2020 gegründeten Unternehmen könne doch nicht auf reale Zahlen abgestellt werden. Anhand der Logereignisse sei aber leicht nachvollziehbar, dass die Umsatzeinbusse bei zwei Fahrzeugen mehr als 40 Prozent betrage.Gegen die ablehnende Verfügung des kantonalen Volkswirtschaftsdepartements legte die Autohilfe Sieber GmbH vor einem guten Monat Beschwerde beim Verwaltungsgericht ein. Die Zeiten, in denen die Fahrzeuge wegen behördlicher Massnahmen stillstanden, «erlauben einen unmittelbaren Rückschluss auf den Umsatzrückgang», wird argumentiert, denn «anders und einleuchtender» sei ein Umsatzrückgang der Beschwerdeführerin gar nicht zu erklären.Hartes Lehrgeld bezahlt, aber zuversichtlichObschon er sich gezwungen sah, die Geschäftstätigkeit einzustellen, fühlt Philip Hutter sich nicht als Verlierer. Zwar habe er hartes Lehrgeld bezahlt, aber die Erfahrungen der letzten Jahre wolle er nicht missen. Dankbar gegenüber Partnern sowie Kunden, und nachtragend niemandem gegenüber, blicke er zuversichtlich in die Zukunft.

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