15.07.2020

Nach 17 Jahren im Sägemehl ist Schluss

Der Altstätter Eidgenosse Marcel Kuster tritt zurück. Dem Schwingen bleibt er aber trotz gesundheitlicher Probleme erhalten.

Von Thomas Mock
aktualisiert am 03.11.2022
Thomas MockIm Spätsommer 2003 besuchte der damals 15-jährige Marcel Kuster erstmals ein Schwingfest. Knapp 17 Jahre später blickt er auf eine eindrucksvolle Karriere zurück, obschon der Rücktritt nicht ganz freiwillig erfolgt.Seit rund fünf Jahren hat der Eidgenosse wiederkehrende Bandscheibenprobleme, wobei die Schmerzen in den letzten Wochen zugenommen haben. Eine medizinische Abklärung ergab, dass eine Operation Anfang August unumgänglich und wettkampfmässiges Schwingen nicht mehr möglich ist. Zudem sei die rechte Hüfte so stark lädiert, dass ein zweiter, grösserer Eingriff für ein künstliches Hüftgelenk nötig sei. «Gerne hätte ich bis zum Jubiläumsfest des Eidgenössischen Schwingerverbandes 2021 in Appenzell weitergemacht, aber leider geht es nicht», so Kuster.Entsprechend reifte der Entscheid in den letzten zwei Wochen – wenn auch schweren Herzens und mit Wehmut. Den Zeitpunkt der Bekanntgabe wählte Kuster nicht zufällig. Am vergangenen Sonntag vor 14 Jahren erkämpfte der damals 18-jährige Sennenschwinger seinen ersten Kranz am Appenzeller Kantonalen Schwingfest in Urnäsch – an der gleichen Stätte, an der das Heimfest dieses Jahr stattgefunden hätte.Zweifacher Eidgenosse und KranzfestsiegerIm Zuge seiner Karriere erkämpfte sich Marcel Kuster 59 Kränze, davon zehn Teilverbands- und sechs Bergkränze. Zu den schönsten Erfolgen zählt er die eidgenössischen Kränze in Estavayer-le-Lac (2016) und besonderes denjenigen in Zug (2019), da er aus verschiedenen Gründen nicht damit gerechnet hatte.Ebenso wichtig ist der vierte Rang am Kilchbergschwinget 2014, an dem sich Kuster inmitten der 60 besten Schwinger an der absoluten Spitze platzieren konnte. Zudem weist sein Palmarès einen Kranzfestsieg auf, den er sich 2018 am Appenzeller Kantonalschwingfest in Wolfhalden erkämpfte. Enttäuschungen blieben rar, obschon er nach der Schlussgangniederlage am «Nordostschweizerischen» 2015 sowie dem verpassten Kranz am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Burgdorf 2013 einige Zeit gebraucht hatte, das Geschehene zu verarbeiten. «Grundsätzlich bin ich aber sehr zufrieden mit meiner Leistung, auch wenn nicht ganz alles so geklappt hat, wie ich es mir vorgestellt habe», so Kuster.Altstätter in Appenzeller DienstenFrüher habe er dem Schwingsport nicht viel abgewinnen können, meinte Kuster nach seinem Rücktritt mit einem Lachen. Dies änderte sich, als er 2003 mit der Familie den Schwägalp-Schwinget besucht und seine Mutter den damaligen technischen Leiter des Schwingclubs Gais, Johnny Mösli, nach Trainingsmöglichkeiten angefragt hatte.Mit den zwei jüngeren Brüdern widmete der Altstätter, der später für den Appenzeller Verband startete, von da an all seine Begeisterung dem Traditionssport, wobei die ersten Erfolge nicht allzu lange auf sich warten liessen.Schwingfeste sind das beste TrainingIn der Übergangsphase zu den Aktivschwingern waren 34 Wettkämpfe das Maximum, das der ehrgeizige und technisch versierte Sennenschwinger in einem Jahr absolvierte. Auch bei den Aktiven war es Kuster stets ein Anliegen, mit möglichst viel Wettkampfpraxis sein Training zu ergänzen. Angesichts des zu Spitzenzeiten wöchentlichen zehn- bis zwölfstündigen Trainingsaufwandes und der immensen Anzahl Wettkämpfen kann man sich vorstellen, wie leidenschaftlich Kuster den Sport ausgeübt hat.Seit 2011 amtet Kuster als technischer Leiter im Schwingclub Gais. Diese Funktion möchte er weiter ausüben, zumal er nun all seine Aufmerksamkeit seinen Verbandskameraden geben kann. Zudem freue er sich ob der gewonnenen Freizeit, in der er das eine oder andere Projekt ins Auge gefasst habe.

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