23.06.2018

Nach 1492

Von Bert Stankowski
aktualisiert am 03.11.2022
Begriffe, die in den letzten Jahren sowohl in der Presse als auch im Internet sehr häufig ver­wendet werden, sind Neophyten und invasive Pflanzen. Leider können sich nur wenige Leute darunter etwas vorstellen. Invasiv hat sicher etwas mit Invasion, also Eroberung und Besetzung zu tun. Aber Neophyt ist uns fremd. Der Wortstamm umfasst das griechische «neo», also neu. Und den Ausdruck «phytos», was Pflanze bedeutet.Neophyten nennt man also Pflanzen, die nach einem bestimmten Zeitpunkt aus entfernten Ländern nach Europa kamen, oder umgekehrt aus Europa in andere Länder der Welt gebracht wurden. Als, etwas willkürliche Grenze, hat man das Jahr 1492 eingesetzt: Die Entdeckung Amerikas durch Columbus. Gebietsfremde Lebewesen wie Pflanzen, aber auch Tiere, das nennt man dann Neozoen, in der Gesamtheit sind alle zusammen Neobiota, können in unserer Ökologie zu Problemen werden. Sie sind in der Lage, sich auf Kosten einheimischer Pflanzen auszubreiten und diese zu behindern oder ganz zu verdrängen. Die Ursachen für das invasive Verhalten sind vielfältig, die Folgen fatal und schwer in den Griff zu bekommen. Zu den bekanntesten Pflanzen gehören der Himalaya-Knöterich, die Kanadische Goldrute, das Drüsige Springkraut und das Einjährige Berufskraut. Gemeinsam ist ihnen mit weiteren vierzig Arten, dass sie auf der Schwarzen Liste der Naturschützer stehen. Sie verursachen Schäden aus vielfältigen Gründen wie Ero­-sion (Springkraut), Verdrängung (Goldrute), Gefährdung der Gesundheit (Ambrosia, Riesenkerbel) oder Destabilisierung von Bauten (Himalaya-Knöterich). Lebensräume werden überschwemmt und verarmen, das ehemalige Landschaftsbild wird verändert (Akazien-/Robinien-Bäume) und in der Land- und Forstwirtschaft gibt es teils schwere Einbussen.Wenn Sie selber durch Wälder, Felder und Auen streifen, werden ihnen die erwähnten invasiven Neophyten auffallen. Entlang der Autoahnen haben sich im Rheintal Hektaren von Goldruten angesiedelt, im Hochsommer blühen die Niederungen goldgelb. Überhaupt sind Handelswege wie auch Eisenbahnlinien Einfallstore von Neobioten. Schon immer folgen Einwanderer wie zum Beispiel die Falsche Akazie diesen Routen.Nun versucht man, durch das Entfernen solcher Bestände der Invasion Einhalt zu gebieten, ein fast aussichtsloses Unterfangen. Die Einsätze der Kommunen und Naturverbände zielen auf flächendeckende Massnahmen wie früher Rückschnitt oder Ausjätkampagnen.Ein toller Einsatz für jedermann, auch für Sie!Bert StankowskiWeisslingenwww.infoflora.ch/de/neophyten/listen-und-infoblätter.html

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