16.06.2019

Musikalisches Crossover als Hörgenuss

Gleich zweimal präsentierte der Orchesterverein Widnau am Sonntag sein Sommerkonzert. Als Matinee in der Aula der Kantonsschule Heerbrugg und abends im Widebaumsaal im Metropol in Widnau.

Wenn es doch nur jeden Sonntag eine derart gut vorgetragene und programmlich perfekt disponierte musikalische Vorführung, eine derart hörenswerte Matinee gäbe! Dann könnte man jede Woche gut gelaunt und mit gestärktem Seelenleben in den sonntäglichen Familiennachmittag starten. Der Orchesterverein Widnau hatte im siebzigsten Jahr seines Bestehens zu einem ganz besonderen Konzert in die Aula der Kantonsschule Heerbrugg geladen – Pop & Rock Meets Classic. Wobei dann, Gott sei dank, doch nichts wirklich Rockiges dabei war. Denn das verträgt sich nicht unbedingt mit einem klassischen Orchester.Vier Popsongs arrangiert und adaptiertAls Gast eingeladen hatten Dirigent Stefan Susana und seine Musikerinnen und Musiker die Sängerin und Songwriterin Mia Luz aus dem benachbarten Vorarlberg. Der aus Griechenland stammende Geigenspieler Aris Kapagiannidis hatte extra für diesen Anlass vier Popsongs von Carole King, Coldplay und Sting arrangiert und adaptiert. Die Kombination der besonders schönen Folk-Rock-Stimme von Mia Luz mit dem klassisch besetzten Orchesterverein Widnau funktionierte perfekt. Genauso perfekt funktionierten die Arrangements. Die Coldplay-Nummern und You’ve Got A Friend von Carol King wurden mit einem hollywoodesk ausgewalzten und mit einer Scheibe Honig bestrichenen Klangteppich aus Geigen hinterlegt. Jazzig angehauchte ­PopballadeGanz im Gegenteil. Gerade im Kontrast mit der manchmal etwas spröden Stimme von Mia Luz übten diese Songs eine unglaubliche Faszi­nation aus. Der Höhepunkt war aber wohl die jazzig angehauchte Pop-Ballade «Englishman In New York» des unvergleichlichen Sängers und Komponisten Sting. Der Song wurde bei seiner Erstveröffentlichung Ende der Achtzigerjahre keineswegs zum Hit, anfangs reichte es nur zu Platz 51 in den UK-Charts und Platz 84 in den Billboard Hot Hundred. Aber das Lied wurde zum Evergreen. Wie zeitlos schön seine vielfältig variierenden Melodien und vor allem der Jazz nahe instrumentale Mittelteil sind, zeigten die Musiker des Orchestervereins mit perfektem Spiel. Dazu die Stimme von Mia Luz, die nie in die Exaltiertheit und Gebrochenheit des Originals verfiel. Ein wohl einmaliger Konzertmoment.Viel Tiefgang, exakt und klarDas Orchester präsentierte auch den klassischen Teil des Konzerts mit Musik von Karl Jenkins und Arcangelo Corelli mit viel Tiefgang, gleichzeitig exakt und klar. Immer wieder erstaunlich, welches Niveau unter der Stabführung von Stefan Susana erreicht wird. Einzig bei den skandina­vischen Volksweisen des Danish String Quartetts waren einige wenige leichte Unsauberkeiten im Spiel zu hören.Gerhard Huber

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