26.11.2019

Musik ist Balsam für die Seele

Mit überwiegend gefühlvoller Musik zeigte der MV Marbach die Bandbreite seines Könnens.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Klassische Streichorchester- und Streichquartettmusik, gespielt von einer Blasmusik. Ja, wo gibt’s denn sowas? Und wie soll das gehen? Gegeben hat es das beim Konzert des Musikvereins Marbach in der Kirche Lüchingen am vergangenen Sonntag. Und es war einfach schön und wunderbar. Ob es die Ouvertüre aus Mozarts Oper «La Clemenza di Tito» war oder das «Adagio from Stringquartett op. 11» des US- amerikanischen Komponisten Samuel Barber, die 46 Aktivmitglieder des MV Marbach unter der Stabführung von Markus Peter machten daraus ein Musikerlebnis von berührender Emotionalität. Von nach innen gewandter hoher Intensität, einer kaum bekannten Dichte der Empfindungen.Ohne jeden Kitschund PathosDas im Jahre 1938 von Samuel Barber komponierte «Adagio» ist als bei den Beerdigungen von John F. Kennedy, Grace Kelly und Albert Einstein gespielte Trauermusik berühmt geworden und wurde mehrfach als Filmmusik verwendet. Immer, wenn es galt, Abschied zu nehmen: von einem geliebten Menschen oder von einem Lebensabschnitt. Denn Barber hat es verstanden, ohne jeden Kitsch und ohne jedes Pathos das Gefühl der Trauer in Musik zu verwandeln. Und Dirigent Markus Peter hat es mit seinen Musikern verstanden, dieses Stück in der ihm gebührenden Eindringlichkeit, aber auch Zerbrechlichkeit zu spielen. Bravo!Das Versprechen wurde eingelöst«Musik ist Balsam für die Seele und Erholung für den Geist.» Dieses Zitat von Achim Schmidtmann gab im Flyer für dieses Konzert das Motto des Abends und gleichzeitig ein Versprechen vor. Ein Versprechen, das von den Marbacher Musikern eingelöst wurde. Vor allem auch mit der Interpretation von «Jubilance» (Ouverture for a celebration) des in Hongkong lebenden Komponisten Benjamin Yeo. Ein zu Beginn opulent, ja beinah brachial und übertrieben auf die Zuhörer einstürzendes Klanggebilde, das sich dann in aller Feierlichkeit entwickelte und zu einem ruhig gleitenden und einnehmenden Musikgenuss wurde. Balsam für die Seele und Erholung für den Geist.Stets mit einem Funken Hoffnung durchsetztMit dem neunzehnjährigen Feldkircher David Kessler hatte der MV Marbach einen mit weit überdurchschnittlichem Können gesegneten Violinisten als Gastmusiker eingeladen. Denn für die Aufführung der Titelmusik aus «Schindlers Liste», geschrieben von John Williams, ist ein Violinsolo essenziell. Ein Violinsolo, das das Thema dieses wahrhaftigen Films, der sich um tiefe Verzweiflung, Genozid, Gnade, Menschlichkeit und Hoffnung dreht, in sich aufnimmt und widerspiegelt. David Kessler und das ihn begleitende Orchester setzten diese Stimmungen in tiefgründiger, schwermütiger, aber stets mit einem Funken Hoffnung durchsetzter Eindringlichkeit vorbildlich um.Souverän bis zum SchlussDass sich Dirigent und Musiker vor keiner Schwierigkeit und Schwere eines Stückes scheuten, bewiesen sie in den beiden abschliessenden Kompositionen «Black Saturday» und «Pearl Harbour». Vor allem den «schwarzen Samstag» des noch nicht einmal dreissigjährigen Stijn Aertgeers, der von einer in Australien stattgefundenen Brandkatastrophe handelt, brachte die gesamte Bandbreite des Könnens des in der zweiten Stärkeklasse spielenden Blasmusikorchesters zur Geltung. Von den Flötisten bis zu den Perkussionisten agierten alle Beteiligten in Hochform und machten den «schwarzen Samstag» zu einem «feuerroten Sonntag», indem sie das Brandinferno von Australien und dessen Ende und der damit verbundenen Hoffnung auf einen Neuanfang für die ausdauernd applaudierenden vielen Besucher hörbar machten.Gerhard Huber

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