07.09.2021

Museumsstreit eskaliert erneut

Werner Ritter nennt seine Abwahl als Altstätter Museumspräsident rechtswidrig und wehrt sich dagegen.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Interessant ist Folgendes: Im letzten Jahr trat Werner Ritter «wegen der persönlichen Querelen im Vorstand als Präsident zurück», wie seine Begründung lautete. Er tat dies am Ende einer Sitzung. Im entsprechenden Protokoll heisst es, mit Bezug auf eine damals geführte Diskussion: «Er (Ritter, Anm. der Red.) tut seine Meinung aufgebracht laut kund und verfasst ein Schreiben, in dem er seinen Rücktritt als Präsident und Vorstandsmitglied des Museumsvereins Prestegg bekanntgibt. Er legt das Schreiben zuhanden des Vorstandes auf den Tisch und verlässt um 18.58 Uhr den Raum.»An Werner Ritter pragmatisch festgehaltenRitter führt heute aus, er sei «damals aber vom selben Vorstand, der an der Mitgliederversammlung 2021 die Wiederwahl verhinderte, gebeten» worden, sein Amt weiter auszuüben. Das trifft zu. Allerdings soll nicht aus reiner Überzeugung versucht worden sein, Ritter umzustimmen und zum Verbleib zu bewegen. Vielmehr war die Präsidentschaft Ritters ziemlich jung, sein Wissen  unbestritten, drittens sollte ein Eklat vermieden werden, viertens liess sich ein Nachfolger nicht aus dem Hut zaubern. Kurzum: Man handelte pragmatisch, indem man Ritter bat, zu bleiben.Ritter hat nun tatsächlich die Wahl angefochtenZur Erinnerung: Vier Vorstandsmitglieder haben sechs Tage vor der ordentlichen Mitgliederversammlung vom 18. August dieses Jahres allen Mitgliedern geschrieben, sie hätten Werner Ritter das Vertrauen entzogen und würden ihn zur Abwahl empfehlen. Ritter verklagte das Quartett umgehend wegen Ehrverletzung und übler Nachrede. An der Mitgliederversammlung wurde mit Fredi Frei einer der vier gegen Ritters Willen zum Interimspräsidenten gewählt. Ritter stellte schon an der Mitgliederversammlung die rechtliche Anfechtung der Wahl in Aussicht – und hat nun ernst gemacht.«Die Angelegenheit umfassend aufarbeiten»Schon vor der Mitgliederversammlung hatte Werner Ritter gegen das gegnerische Vorstandsquartett eine Klage wegen Ehrverletzung und übler Nachrede eingereicht. Diese Klage läuft ebenfalls weiter, weil sich von den Beklagten niemand innerhalb der zehntägigen Frist entschuldigt hat. Auch die Stadt Altstätten hat sich eingeschaltet und eine Untersuchung eingeleitet. Eine dreiköpfige Delegation des Stadtrats prüft die Verwendung der öffentlichen Gelder fürs Museum und zieht bei Bedarf externe Fachleute bei. Schon mit seiner Ehrverletzungsklage hat Werner Ritter sich dem Vorwurf ausgesetzt, er verhalte sich stur und nicht im Interesse des Altstätter Museums, dessen grosses Umbau- und Erweiterungsprojekt kurz vor dem Abschluss steht. Ritter argumentiert, ihn abzuservieren sei der Versuch von Mitverantwortlichen, die «selbst sehr viel verbockt haben». Die Angelegenheit habe umfassend aufgearbeitet zu werden, bevor Ruhe einkehren könne. Ritter beklagt eine «Intrige» gegen ihn, die sich etwa dadurch geäussert habe, dass die Betriebskommission relevante Informationen nicht allen Vorstandsmitgliedern und speziell ihm, dem Präsidenten, nicht weitergeleitet habe.«Es sind keine Verdienste zu würdigen»Dem Hinweis, ihm sei von seiner vorstandsinternen Gegnerschaft das Angebot gemacht worden, in Würde abzutreten, hält Werner Ritter entgegen: «Hier sind keine Verdienste zu würdigen», vielmehr gehe es um Aufrichtigkeit und Korrektheit. Eine Aktion wie die gegen ihn lancierte habe auf ihre Urheber zurückzufallen und dürfe keinesfalls zu einem Erfolg führen. Er werde als Unmensch dargestellt, aber er sei in dieser Sache nicht das Problem, sondern ein Teil davon. Seine von ihm selbst eingestandene cholerische Art wird allerdings von anderen als deutlich schlimmer empfunden als er selbst sie sieht. Ritter sagt, eine Amtsübergabe finde erst statt, wenn die Wahl von Fredi Frei zum Präsidenten vom Gericht als rechtmässig erkannt werde und das Urteil rechtskräftig geworden sei. In diesem Fall würde die Sache sich hinziehen. Alternativ sieht Werner Ritter eine gütliche Einigung, was aber «ein substanzielles Entgegenkommen» seiner vierköpfigen Gegnerschaft voraussetze. Wird ein Vorgang wie Ritters Abwahl als Präsident rechtlich angefochten, hat am Anfang zwingend ein so genanntes Schlichtungsgesuch zu stehen. Ein solches hat Ritter am Montag, 6. September, dem Vermittlungsamt Rheintal zukommen lassen. Darin werden auch alle Beschlüsse des Museumsvorstands ab dem 18. August (also ab der Mitgliederversammlung) als rechtswidrig bezeichnet, weshalb sie aufzuheben seien.«Das Geschirr ist zerschlagen»Schlimm muss es an der Vorstandssitzung vom 9. August zugegangen sein. Sie war der Auslöser für den Brief der internen Ritter-Gegnerschaft an alle Vereinsmitglieder. In jenem Schreiben sprachen sich die Vorstandsmitglieder Katharina Dellai-Schöbi, Fredi Frei, Brigitte Schneider sowie die Kuratorin Caroline Schärli für Ritters Abwahl aus und begründeten dies auf eine Weise, die Ritter zu seiner Ehrverletzungsklage veranlasst hat. Nicht unterzeichnet wurde der Brief von der Delegierten der (neutralen) Stadt im Vorstand (Mirjam Seitz-Popp) und von Walther Baumgartner, der wie Ritter in Hinterforst lebt. Der pensionierte Kantonsschullehrer, der sich ebenfalls viele Jahre fürs Museum engagierte, wandte sich nach der Sitzung vom 9. August per Mail an die Vorstandsmitglieder. Er nannte das Sitzungsergebnis «absurd» und äusserte seine Ansicht, es «hätte bei gutem Willen und einigen konstruktiven Gesprächen andere, der Sache dienlichere Lösungen gegeben». Aber Brückenbauer und Vermittler seien offensichtlich nicht gefragt. «Das Geschirr ist zerschlagen», zog Baumgartner ernüchtert Bilanz und fügte bei: «Sollen die für den Scherbenhaufen geradestehen, die ihn angerichtet haben.» Er selbst gab seinen Austritt aus dem Museumsvorstand mit sofortiger Wirkung bekannt und fügte bei, auf eine Verabschiedung verzichte er dankend. Ein allfälliges Präsent möge der Spendenkasse der Prestegg zukommen.Ritter rückt keine Unterlagen herausNach der Wahl von Fredi Frei zum Präsidenten bat dieser den Abgewählten, ihm alle Unterlagen des Museumsvereins zu übergeben. Ritter antwortete, zuerst seien verschiedene Fragen, unter anderem die Gültigkeit der Wahl, gerichtlich zu klären. Die gewünschten Unterlagen würden nicht herausgegeben. Dadurch würden die Museumsverantwortlichen in ihrer Arbeit behindert, das Projekt zielstrebig voranzutreiben, entgegnete Fredi Frei und schrieb Ritter: «Damit würdest du konkret den Interessen des Museumsvereins schaden, was uns zwingen würde, gemäss Statuten gegen dich vorzugehen.» Das könne nicht in seinem Interesse sein, wo er doch fürs Museum so viel geleistet habe. Und weiter: «Gerne würden wir dazu beitragen, dass dein Name mit den Verdiensten für das Museum und nicht mit Querelen in Verbindung bleibt.»Ritter ist seit 25 Jahren im VorstandWerner Ritter gehört dem Museumsvorstand seit 1996 an. Im Frühjahr 2019, damals noch Vizepräsident, übernahm er das Präsidium, weil sein Vorgänger das Amt wegen einer Krebserkrankung nicht mehr ausüben konnte. Frei bekam zur Antwort, eine Zusammenarbeit, wie er sie nun wünsche, sei im Brief vom 9. August an die Vereinsmitglieder ausdrücklich abgelehnt worden. Es sei ihm, Frei, unbenommen, Massnahmen einzuleiten, schrieb Ritter. Ironisch fügte er hinzu, er sei sicher, dass so «erneut ein sehr positives Bild» vom Museumsverein gezeichnet werde.

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