03.11.2019

Montlingen lässt FCA keine Chance

Der FC Montlingen besiegte den FC Altstätten in einem hart geführten Derby mit 3:0.

Von Gerhard Huber
aktualisiert am 03.11.2022
Gerhard HuberMontlingens Trainer Andreas Lüchinger hatte seinen Jungs einen klaren Auftrag mit in das Spiel gegen den FC Altstätten gegeben: «Wir wollten ihnen von Anfang an im Mittelfeld den Schneid abkaufen, von vorneherein klarmachen, dass wir die bestimmende Mannschaft auf dem Platz sind.»Was gelungen ist. Die Kolbensteiner attackierten von Beginn weg jeden der Gästespieler, der auch nur in die Nähe des Balles kam, und unterbanden damit den Spielfluss ihrer Kontrahenten. Natürlich auf Kosten der Attraktivität der Partie. So wurde es ein richtiges Derby, in dem nicht nur die Teams zweier benachbarten Gemeinden aufeinandertrafen, sondern auch ein Derby zweier Mannschaften, die in der Tabelle zwar keine direkten Nachbarn, aber nur durch zwei Punkte getrennt waren.Rustikale Spielweise bestimmte das GeschehenEin Derby allerdings auch, das wenig Erbauliches für die Freunde eines schönen Spielaufbaus und technischen Finessen bot. Vielmehr bestimmte die von Anfang an von den Gastgebern gegangene rustikale Spielweise zunehmend das Geschehen, das sich über weite Strecken nur im Mittelfeld abspielte. So war vor allem beim FC Altstätten nur unkonzentriertes, fahriges und technisch oft unzulängliches Gekicke zu sehen.Trotz des Ergebnisses von 3:0 waren Strafraumszenen Mangelware. Und wenn es einmal nach Torgefahr roch, war es der Strafraum der Städtlikicker, von dem dieser Geruch ausging. Denn die Verteidiger vor dem fehlerlos agierenden FCA-Torhüter Andrin Dietsche bekamen den Montlinger Mittelstürmer und Oldboy Dursun «Dutti» Karatay nie in den Griff. Er verstand es immer wieder, sich im Rücken der Defensivspieler davonzustehlen und gemeinsam mit seinen «Zuträgern» Sandro Walt und Marko Zdravkovic für Toralarm vor dem Altstätter Gehäuse zu sorgen. So war es auch nach einer knappen Viertelstunde Spielzeit, in der König Zufall und viele Zweikämpfe, aber wenige durchdachte Aktionen das Geschehen diktiert hatten.Fussball spielen statt Fussball kämpfenDie erste zusammenhängende Kombination führte auch gleich zum ersten Treffer. Montlingens linker Aussenverbinder Simon Thurner, der eine sehr gute Partie zeigte, tankte sich links durch, und schickte von knapp ausserhalb des Strafraums einen scharfen Pass in Richtung Mitte. Wo sich Dursun Karatay einsam und verlassen goldrichtig positionierte und den Ball am machtlosen Dietsche vorbei zur 1:0-Führung der Hausherren einschieben konnte. Die Hausherren übernahmen jetzt für eine gute Viertelstunde das Kommando.Es gelang ihnen, Fussball zu spielen, und nicht nur Fussball zu kämpfen. Und wenn einmal ein gelb-schwarzer Spieler im Mittelfeld zum Ballbesitz kam, wurde er weiterhin gnadenlos und ohne Rücksicht auf die Knochen attackiert.Mit Fingerspitzengefühl in geordnete BahnenNach einer guten halben Spielstunde führte dann eine der mehreren Offensivaktionen der Lüchinger-Elf zum nächsten Tor. Der rechte Aussenverteidiger Sandro Walt schloss einen Vorstoss mit einer Flanke ab, die von einem Städtlikicker abgefälscht direkt zu dem zum wiederholten Mal ohne direkten Gegenspieler heranpreschenden Dursun Karatay fand. Ein Goalgetter seines Kalibers lässt sich eine solche Chance nicht entgegen: Also volley an Dietsche vorbei in die Maschen zum 2:0. Anschliessend bis zum Pausenpfiff häuften sich die überharten Attacken, ohne dass der gut agierende Schiedsrichter zu einer Karte gegriffen hätte. Mit Fingerspitzengefühl brachte er die Partie wieder in geordnete Bahnen. Es folgte eine zweite Halbzeit, die ihren Reiz für die Zuschauer nicht aus schönem Offensivfussball, sondern aus der unerbittlichen Kampfkraft der Akteure bezog.Die Altstätter Fussballer, wie Julian Bösch, Ramon Gächter, Adis Hujdur und Kevin Steiger, die in den letzten drei Spielen überzeugen konnten, waren an diesem Tag nur ein Schatten ihrer selbst, wie eigentlich das ganze Team, welches nach einer Stunde Spielzeit sogar das 0:3 hinnehmen musste. Und wieder war es «Man of the Match» Dursun Karatay, der mit dem Ball am Fuss in den Strafraum stürmend durch Thomas Ritter von den Beinen geholt wurde. Den hierfür verhängten Penalty verwandelte Mario Zivic bombensicher.Die letzte halbe Stunde versank dann in Mittelfeldgeplänkel und brachte nur mehr eine weitere bemerkenswerte Aktion, als Marko Zdravkovic mit einem technisch einwandfreien Drehschuss den Ball direkt in die Hände von Torhüter Dietsche bollerte. Alles in allem war der Montlinger Sieg auch in dieser Höhe mehr als verdient.2. Liga, Gruppe 1FC Montlingen – FC Altstätten 3:0 (2:0)Kolbenstein, 520 Zuschauer, SR Elvis MusliuTore: 13. Karatay 1:0, 35. Karatay 2:0, 59. Zivic (Penalty) 3:0.FC Montlingen: Hehle; Walt (88. Malacrida), Vont, Zivic, Haltiner; Berisha (76. Topcu), Meier, Tiziani (80. Lüchinger), Thurner; Zdravkovic, Karatay (76. Bojaxhi).FC Altstätten: Dietsche; Göldi, Moser, Ritter, Liechti; Ergens (39. Liiro), Bösch, Lichten-stern (76. Yves Kuster), Steiger (66. Luca Kuster); Hujdur, Gächter.Gelbe Karten: 26. Walt (Foul), 58. Ritter (Reklamieren), 90.+2. Bont (Foul). Der FC Altstätten hat als Kollektiv versagtKevin Steiger (Bild links, in Gelb) war richtig sauer, als er in der 66. Minute von Trainer Ralph Heeb aus dem Spiel genommen wurde. Wohl weniger über die Auswechslung als über die eigene Leistung. «Ich bin derzeit super drauf, wie meine drei Tore in den letzten beiden Spielen gezeigt haben», so Steiger, «aber heute habe nicht nur ich schlecht gespielt, wir haben als Kollektiv völlig versagt. Da kann man niemand ausnehmen. Montlingen hat verdient gewonnen.» Zu weit vom Gegner weg, zu wenig kommuniziertDieser Ansicht schloss sich auch Coach Ralph Heeb (Bild rechts) an: «Für mich als Ex-Montlinger war das heute schon ein sehr spezielles Spiel. Nach den letzten guten Partien haben wir ­natürlich viel mehr erwartet, aber letztlich haben die Hausherren hochverdient gewonnen. Grosses Kompliment an Trainerkollege Celli Lüchinger. Wobei man unser schlechtes Spiel nicht an einzelnen Akteuren festmachen kann. Alle hatten einen schlechten Tag, standen einfach viel zu weit vom Gegner weg, haben zu wenig kommuniziert.» Aber sie hätten  ja noch den Match gegen Romanshorn, um allenfalls mit weiteren drei Punkten auf einem versöhnlichen Tabellenplatz in die Winterpause zu gehen.Mit Emotionen auf die ErfolgsspurNach der fünften Niederlage in der Herbstrunde kam Damian Tiziani zurück in die Mannschaft des FC Montlingen. Zwar gab es in der ersten Partie gegen Ruggell noch eine Niederlage, danach folgten drei Siege für die Kolbenstein-Elf – zuletzt gestern gegen Altstätten. Der 26-jährige Tiziani ist bei den drei Siegen der Oberrheintaler der Mann der Stunde. Er brachte im Abstiegskampf die nötigen Emotionen und Kampf zurück ins Spiel der Montlinger. «Solche Spieler wünscht man sich im Team», sagt Trainer Andreas Lüchinger. Nach nur zwei Wochen im Training stand das Eigengewächs wieder in der Startelf. Plötzlich war bei den Oberrheintalern wieder ein «Lautsprecher» und Anführer auf dem Platz. Die Bilanz lässt sich zeigen: Das Team hievt sich dank zwei Ligasiegen in den Derbys gegen Au und Altstätten über den Strich. Auch gestern stand Damian Tiziani im Derby gegen Altstätten in der Startelf. Derbyspiele, die der Montlinger liebt. «Wir haben einen verdienten Sieg eingefahren. Wir waren aufsässiger und wollten den Sieg mehr als Altstätten», so der zentrale Mittelfeldspieler. Er gibt das Lob gleich auch an den Staff weiter: «Unser Coaching Staff hatte heute einen guten Matchplan und das Team zeigte ein geschlossene starke Leistung.» Eine treffende Bilanz des Spielers nach einer starken Leistung der Oberrheintaler gestern im Derby gegen die Städtli-Elf. Zu seinem Spielertyp meint Tiziani: «Mir ist es bewusst, dass ich einen harten Spielstil habe, aber das benötigt es in einer Mannschaft.» Die Oberrheintaler dürfen froh sein, haben sie ein solches Eigengewächs in ihren Reihen. Auch dank ihm überwintern die Kolbensteiner trotz durchzogener Hinrunde über dem Strich. (dsi) 

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