Für die Orientierungsläufer Monika und Mario Ammann wurde am Sonntag in Turku ein Traum wahr: Sie standen mit Edelmetall an einer Senioren-Weltmeisterschaft zusammen auf dem Podest. Bei der Siegerehrung werden in allen Altersklassen die Frauen und Männer gemeinsam ausgezeichnet. Monika Ammann hatte vor zwölf Jahren an der WM in Deutschland erstmals eine Medaille im Sprint-OL gewonnen, sogar Gold. Weitere Auszeichnungen folgten 2013, 2015 und 2016.
Ehemann Mario war 2021 in Ungarn als Weltmeister erstmals erfolgreich – in der Kategorie M65. Monika Ammann gewann dort ebenfalls Gold, aber in der Altersklasse W60, weshalb sie nicht gemeinsam auf dem Podest standen. In diesem Jahr sind beide mindestens 65 Jahre alt. «Es ist grossartig, dass wir unser Ziel in Turku erreicht haben», sagt die Weltmeisterin.
Durchzogener Auftakt mit der Qualifikation
Die Leistung im Qualifikationslauf vom Samstag war noch nicht weltmeisterlich. Monika Ammann gewann den Vorlauf zwar trotz mehreren ungeschickt angelaufenen Posten.
Dass sie die Schnellste der Gruppe war, stimmte sie aber nicht positiv. Bei der Entscheidung im A-Final vom Sonntag waren nämlich die Besten aus allen drei Vorläufen vereint. Dort zu bestehen, setzt einen Lauf ohne nennenswerten Zeitverlust voraus. Als Jüngste in der Kategorie wusste sie um ihre läuferische Stärke, auch auf internationalem Niveau.
Mario Ammann zeigte im Vorlauf eine «miserable Leistung», wie er sagte. Er sei beim ersten Posten um Haaresbreite an einer Nichtklassierung vorbeigeschrammt. «Beim Weglaufen vom vermeintlich ersten Posten kam ich mit der Karte nicht klar und habe realisiert, dass ich bei einem falschen Posten stand», sagt er. Das habe ihn verunsichert und später zu falschen Entscheidungen verleitet. Mit Rang fünf war er dennoch solide für das A-Feld qualifiziert. Aus fünf Vorlaufgruppen liefen dabei jeweils die 16 Besten um die Medaillen. Das scheine für Seinesgleichen ein Kinderspiel zu sein, ergänzte der amtierende Schweizer Meister im Sprint-OL, das stimme aber nicht. «Es ist wie beim Slalom: Man kann einfädeln und ausscheiden.»
Souveräne Weltmeisterin aus dem Rheintal
Der Lauf vom Samstag war nur im Umfeld von Wohnhäusern und nicht, wie erwartet, auch in einem parkähnlichen Gebiet. Am Sonntag gab es keine solche Überraschung. Der an den Dom angrenzende Hügel mit der Universität von Turku stand im Zentrum der Strecken. Zahlreiche Gebäude auf unterschiedlichen Ebenen, und damit verbunden Mauern und Treppen, verlangten ein exaktes Kartenlesen bei möglichst hohem Tempo.
Monika Ammann startete als Zweitletzte. Im Minutentakt gingen die Läuferinnen und Läufer auf ihre Strecke. Die vor ihr gestartete Läuferin hatte gerade mit neuer Bestzeit den Zielposten gestempelt, als die Heerbrügglerin ins Sichtfeld kam. Ihr gelang ein sehr guter Lauf. «Ich habe einmal rechtzeitig bemerkt, dass mein eingeschlagener Weg vor einer unüberwindbaren Mauer endet. Ich kehrte nach wenigen Metern um und hielt den Schaden in Grenzen», sagt die nun vierfache Weltmeisterin. Sie gewann mit 21 Sekunden Vorsprung.
Auch Mario Ammann gewinnt Edelmetall
Mario Ammann war unsicher, was er gegen die starke Konkurrenz ausrichten kann. Ein Sieg schien ausser Reichweite und es brauchte eine deutliche Steigerung gegenüber der Qualifikation.
«Ich bin besser gelaufen als am Samstag», sagte er strahlend, als sein dritter Rang feststand. Er habe nur einen kleineren «Bock» von rund 30 Sekunden zu beklagen. Der Rest liege im Sekundenbereich. «Bronze ist genial. Ich habe aber davon profitiert, dass andere, enge Konkurrenten einen grösseren Zeitverlust hinnehmen mussten oder wegen falschen Posten nicht klassiert wurden.» Nach Gold in den Jahren 2021 (Ungarn), 2022 (Italien) und Silber im Vorjahr (Slowakei) gewinnt Mario Ammann zum vierten Mal in Folge eine WM-Medaille im Sprint-OL. Für Monika Ammann ist es die insgesamt siebte Medaille.