1944 herrschte noch immer Krieg, und trotzdem verzeichnete das Appenzeller Vorderland zahlreiche Feriengäste. «Der Fremdenverkehr hat die kühnsten Erwartungen übertroffen», schreibt Chronist Albert Nägeli im Appenzeller Jahrbuch.«Mit der Landung amerikanischer Truppen in Frankreich und dem Vormarsch russischer Armeen in Richtung Deutschland war der Zweite Weltkrieg wieder in die Nähe der Schweizer Grenze gerückt. Die Sirenen heulten oft mehrmals bei Tag und bei Nacht, und von den Höhen des Appenzellerlandes konnte man das Zerstörungswerk der alliierten Bombergeschwader jenseits des Bodensees beobachten», heisst es im Jahrbuch. Trotz der bedrohlichen Lage weilten viele Schweizer Feriengäste im Vorderland.Führender Kurort war Heiden1944 wurden in der Ausserrhoder Hotellerie 22166 Ankünfte und ein Total von 171156 Logiernächten verzeichnet, wobei rund ein Viertel dieser Zahlen auf den Monat August entfiel. Keine einzige Gemeinde blieb ohne Kurgäste, und zusätzlich sorgten fünfzig Ferienkolonien mit lebhaften Kindern für viel Betrieb. Führend war der Kurort Heiden, wo über 30000 Übernachtungen gezählt wurden. Dabei erfreute sich das attraktive Schwimm- und Sonnenbad besonderer Beliebtheit.«Die heilklimatischen Vorzüge unseres Berglandes sollten noch besser studiert werden. Und warum nicht wieder Molken als Heil- und Erholungsmittel einsetzen?» Chronist Nägeli erinnert dabei an die vor hundert Jahren verzeichneten Heilerfolge des Molkenarztes und «Ochsen»-Wirts Dr. Heim in Gais. Auch Heiden erlebte dank der Molkenkuren goldene Zeiten und wurde ein berühmter Ferienort. «Es müsste doch möglich sein, Molken mit den heutigen modernen Therapien zu verbinden», gibt der Chronist zu bedenken.