16.03.2022

Mobilitätskorridor wird ausgebremst

Österreich prüft Alternativen zur Schnellstrasse S18. Der letzten Juni in Wien getroffene politische Entscheid hat Einfluss auf andere Infrastrukturprojekte zum grenzüberschreitenden Verkehr im Rheintal.

Von pd
aktualisiert am 02.11.2022
Gegenwärtig befassen sich im Rheintal drei Infrastrukturprojekte mit Zukunftslösungen für den grenzüberschreitenden Verkehr: Die S18 Bodensee-Schnellstrasse, der Mobilitätskorridor Mittleres Rheintal und der Brückenersatz Au-Lustenau. Diese drei Projekte waren bis Sommer 2021 klar voneinander abgegrenzt. Mit dem politischen Entscheid Österreichs, weitere Alternativen zur S18-Lösung (CP-Variante) zu untersuchen, haben sich die Grenzen zwischen den drei Projekten derart verwischt, dass im Projekt Mobilitätskorridor ein Zwischenhalt bis vorerst Ende 2022 eingelegt wird.S18-Schnellstrasse Mit dem konsensorientierten Planungsverfahren «Mobil im Rheintal (MIR)» wurden vor rund einem Jahrzehnt mögliche Korridorvarianten für eine leistungsfähige und verkehrswirksame Verbindung der beiden Rheintal-Autobahnen A13 und A14 geprüft. Ende 2020 hat die zuständige österreichische Straßenbaugesellschaft ASFINAG nach intensiven Untersuchungen festgestellt, dass die CP-Variante der S18 die beste Variante ist und sie hat ihre weiteren Arbeiten darauf ausgerichtet. Im Juli 2021 beschloss der österreichische Nationalrat unerwartet eine erneute Prüfung der S18. Er erteilte den Auftrag, mögliche Alternativen aufzuzeigen. Diese Untersuchungen laufen derzeit.Mobilitätskorridor Mittleres Rheintal Im damaligen Prozess Mobil im Rheintal wurden auch Überlegungen angestellt für eine Verbindung der beiden Autobahnen im Raum Diepoldsau – Hohenems ausserhalb der Siedlungsgebiete. Diese wurden aber auf eine separate Planungsschiene verwiesen. Denkbare Verbindungen wurden mit der Netzstrategie Raum Diepoldsau, Hohenems, Altach, Mäder, Kriessern (kurz: Netzstrategie DHAMK) im Jahr 2018 vorgelegt. Bei den untersuchten Varianten handelte es sich aber nicht um hochrangige Verbindungen, sondern um Kantons- bzw. Landesstrassen. Dies gilt auch für die in einer bautechnischen Machbarkeitsstudie untersuchte Tunnelvariante Diepoldsau, die 2021 abgeschlossen wurde. Diese beschränkte sich auf die Themen Grundwasser- und Hochwasserschutz. Verkehrstechnische, städtebauliche und umweltrechtliche Aspekte waren nicht Bestandteil dieser Studie.Agglomerationsprogramm Rheintal Die Netzstrategie DHAMK wurde als Grundlage einer Verkehrslösung im mittleren Rheintal ins grenzüberschreitende Agglomerationsprogramm Rheintal aufgenommen. Aufbauend auf der Netzstrategie sollen Mobilitätslösungen mit Netzergänzungen und flankierenden Massnahmen untersucht werden. Dieser Projektauftrag, getragen vom Verein Agglomeration Rheintal, dem Kanton St. Gallen und dem Land Vorarlberg, erfolgt jedoch in einem gegenüber der Netzstrategie erweiterten Perimeter, von Hangkante zu Hangkante. Die heutigen siedlungsorientierten Hauptachsen im Tal sollen vom Durchgangsverkehr entlastet und die Erreichbarkeit der Zentren und Arbeitsplatzschwerpunkte im Rheintal verbessert werden. Die Netzergänzungen im mittleren Rheintal können eine leistungsfähige Autobahnverbindung allerdings nicht ersetzen. Der Verein Agglomeration Rheintal hat 2021 mit den Arbeiten im Projekt Mobilitätskorridor Mittleres Rheintal begonnen. Konkrete Infrastrukturprojekte dürften realistischerweise erst ab 2030 umgesetzt werden können.Ersatz Brücke Au-Lustenau Die Rheinbrücke zwischen Au und Lustenau ist am Ende ihrer Lebensdauer und muss ersetzt werden. In einem separaten Projekt werden derzeit verschiedene Verbindungsvarianten zwischen Au und Lustenau als Ersatz für die bestehende Grenzbrücke durch Kanton St. Gallen und Land Vorarlberg geprüft. Nebst Brücken- werden auch Tunnelvarianten untersucht.Projektsistierung Die S18-Alternativenprüfung berührt auch Projektinhalte des Mobilitätskorridors und des Brückenersatzprojekts Au-Lustenau. Somit besteht die Gefahr, dass gleiche oder ähnliche Varianten zeitgleich in drei Projekten untersucht werden, "was weder sinnvoll noch kosteneffizient ist", schreibt der Verein Agglomeration Rheintal in einer Medienmitteilung. Ende 2022 herrsche grössere Klarheit darüber, wie die beiden Rheintalautobahnen A13 und A14 verkehrswirksam miteinander verbunden und die Ortsdurchfahrten entlastet werden können.Das laufende Projekt Mobilitätskorridor Mittleres Rheintal wird deshalb sistiert und das laufende Beschaffungsverfahren für Planerleistungen abgebrochen.

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