16.04.2022

Mittelalterliches Gedicht ergreifend vertont

Mit dem „Salve Regina“ von Georg Friedrich Händel und dem „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi stand die Mutter Gottes im Mittelpunkt des Karfreitagskonzerts.

Von Theodor Looser
aktualisiert am 02.11.2022
Nachdem dieses Konzert zweimal verschoben werden musste, kam es am vergangenen Karfreitag, organisiert vom Altstätter Konzertzyklus, endlich zur Aufführung. In der mit zahlreichem Publikum besetzten evangelischen Kirche spielten und sangen die Sopranistin Julia Grosssteiner, die Altistin Victoria Türtscher und das Streichensemble „I Solisti Columbani“ unter der Leitung von Franz Pfab.Eröffnet wurde das Programm mit dem „Salve Regina“ von G. F. Händel (1685-1759), einer viersätzigen Kantate für Sopran, Streicher und Basso Continuo. „Salve Regina, Mater Misericordiae“, auf deutsch „Gegrüsset seist du Königin, Mutter der Barmherzigkeit“, so beginnt dieser Klassiker der geistlichen Musik, der in den letzten 600 Jahren von zahlreichen Komponisten vertont worden ist. Diese Komposition gilt als Krone der katholischen Kirchenmusik von Händel. Die Sopranistin Julia Grosssteiner sang die Solopartie des teils meditativen, teils munter fliessenden Stückes mit kräftiger, einfühlsamer Stimme.Todessehnsucht im Barock„Schlage doch, gewünschte Stunde“, hiess die folgende Arie für Alt, Glocken, Streicher und Basso Continuo von Georg Melchior Hoffmann (1679-1715). Mit der gewünschten Stunde war die Todesstunde gemeint. Diese Todessehnsucht wurde von Johann Sebastian Bach in seinen Kantaten öfters thematisiert. So hielt man ihn bis in die Neuzeit für den Komponisten dieser Arie. Erst 1955 wurde sie G. M. Hoffmann zugeordnet. Victoria Türtscher war die Gesangssolistin dieses berührenden Werks. „Brich doch an, du schöner Tag, kommt ihr Engel auf mich zu, öffnet mir die Himmelsauen, meinen Jesum bald zu schauen“, so wurde der Tod damals geradezu herbeigesehnt. Die Solistin Victoria Türtscher und die begleitenden Musiker und Musikerinnen vermochten die eindrückliche Stimmung dieser Komposition auf intensive Art und Weise dem Publikum zu vermitteln.Es stand die Mutter mit SchmerzenAls musikalisches Zwischenspiel interpretierte Franz Pfab anschliessend an der Orgel das Choralvorspiel „O Mensch, bewein dein Sünde gross“ von J. S. Bach (1685-1750), ein wiederum meditatives, getragenes Stück, passend zum Karfreitags-Anlass. Es leitete über zum Hauptwerk des Konzertabends, dem „Stabat Mater“ für Sopran, Alt, Streicher und Basso Continuo von Giovanni Battista Pergolesi (1710-1736). Der Text des „Stabat Mater“ ist ein mittelalterliches Gedicht, das den Schmerz der Mutter Jesu beim Anblick ihres gekreuzigten Sohnes besingt. Es stammt wahrscheinlich vom Franziskanermönch Iacopone da Todi (ca. 1300).Unter den unzähligen Vertonungen dieses Textes ist diejenige von G. B. Pergolesi die berührendste und auch beliebteste. Pergolesi starb mit 26 Jahren als frühvollendeter, bereits renommierter Komponist an Tuberkulose. Die Aufführung seines „Stabat Mater“ mit den Gesangssolistinnen Julia Grosssteiner und Victoria Türtscher, den Solisti Columbani und Franz Pfab als Organist und Dirigent, war der Höhepunkt eines allgemein beeindruckenden Karfreitagskonzerts. Nebst den beiden Gesangssolistinnen hoben sich immer wieder die Solisti Columbani mit ihrem intensiven Streicherklängen jubilierend hervor. Dirigent Franz Pfab sorgte an der Orgel für den Rhythmus und den Zusammenhalt des zehnstrophigen Werks.

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