22.10.2020

Mit Worten Bilder erschaffen

Die Walzenhauserin Ruth Weber veröffentlichte ihren ersten Gedichtband mit 70 kürzeren und längeren Texten.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin Schmid«Der Gedichtband «lichtsatte tage – verwunderung im maul des schattens» freut mich sehr», sagt Ruth Weber, «eine Auswahl meiner Texte in Händen halten zu können, zusammengefügt zu einem Ganzen, das ist Lohn für mein künstlerisches Schaffen.» Das Schreiben nimmt seit vier Jahren einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Sie sei zufällig dazu gekommen, wurde gepackt und nicht mehr losgelassen. Einige ihrer Texte erschienen in Literaturzeitschriften und vor zwei Jahren gewann Ruth Weber den Publikumspreis beim Literaturland-Schreibwettbewerb des Kantons AR. (Der «Rheintaler» berichtete.) Vordergründig gehe es in ihren Gedichten oft um Natur und Alltägliches. Auf einer tieferen Ebene sind es fast immer Lebens- und Sinnfragen. Diese entstehen wie zufällig hinter dem Realen und zeigen sich den Lesern je nach dem, in welcher persönlichen Situation sie sich gerade befinden. «Lyrik fordert heraus und muss mitgedacht werden»«Besonders spannend finde ich, dass bei lyrischen Texten jedes Wort zählt oder eben die Abwesenheit von Wörtern», sagt die 49-Jährige. Jedes Wort habe eine Bedeutung und werde gebraucht. Alles, was nicht notwendig ist, kann weggelassen werden. Die moderne Lyrik, die auch kritisch und unbequem sein kann, die schwierig zu verstehen sein kann, deren Lektüre Zeit und Vertiefung verlangt, ist vielerorts ein Nischenprodukt», sagt die Lyrikerin. Davon könne man nicht leben, sich höchstens glücklich schätzen, einen Verlag zu finden, der bereit ist, Lyrik zu veröffentlichen. In ihrem Fall kam Pro Lyrica zu Hilfe und übernahm die Publikation. Zusätzlich erfuhr Ruth Weber finanzielle Unterstützung von verschiedenen Stiftungen. «In meinen Gedichten geht es um Eindrücke, Wahrnehmungen und Beobachtungen», sagt die Walzenhauserin. Inspiration finde sie nicht nur in der Natur, sondern auch im Zug, in Geschäften und Restaurants. Um sich inspirieren zu lassen, brauche es die absichtslose Offenheit der Sinne, es brauche das Hinhören und Spüren, um wahrzunehmen, wenn sich die kreative Seite in einem regt. Sie nehme Gesprächsfetzen auf, besondere Farben, Klänge oder Düfte. Manchmal notiere sie Beobachtungen oder Gedanken, Kleinigkeiten oder Selbstverständlichkeiten, die später die Grundlage für ein Gedicht sein können. «Es geht mir einfach ums Schreiben, um das Zusammenfügen von Worten, um das Erschaffen von Bildern.» In der Kürze liegt eine besondere FaszinationIhre Texte seien für alle, die sich darauf einlassen und sich mit Lyrik beschäftigen möchten. «Und natürlich für all jene, die sich seit der Schulzeit und dem Auswendiglernen von Gedichten nie mehr daran gewagt haben», sagt Ruth Weber. Dabei sei zu bedenken, dass in der Kürze von lyrischen Texten eine ganz besondere Faszination liege. Es gebe Tage, an denen setze sie sich an den Schreibtisch und denke nach. Manchmal mit Musik, manchmal in Ruhe. Dann beginne sie zu schreiben. Wild, durcheinander, ungeordnet. Sie achte darauf, sich nicht selber zu zensurieren. Was in ihren Augen ein gelungenes Gedicht ausmacht, sei schwierig zu beantworten. Ein Gedicht sollte verschiedene Sinne ansprechen und verschiedene Ebenen aufweisen. Bei guten Gedichten werde jedes Wort sorgfältig eingesetzt.HinweisDie Buchvernissage findet am Samstag, 7. November, um 16.30 Uhr in der DenkBar in St. Gallen statt. Eine Anmeldung ist notwendig unter der Mailadresse vernissagestgallen@prolyrica.

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