28.08.2019

Mit Taktik, Stärke und Lockerheit

Ronja Blöchlinger startet heute Donnerstag im kanadischen Mont Sainte-Anne als Medaillenkandidatin ins Rennen der U19-Frauen.

Von Lukas Würmli
aktualisiert am 03.11.2022
Mountainbike Ronja Blöchlingers Fokus liegt dabei nicht etwa auf Edelmetall, sondern ganz auf ihrer Leistung. «Unter dem Strich ist es ein Rennen wie jedes andere – man muss so schnell wie möglich von Start ins Ziel kommen.» Klingt logisch. Simpel. Hört man Ronja Blöchlinger zu, verleitet es geradezu, ein Mountainbike-Rennen mit all seinen strengen Aufstiegen, technischen Abfahrten, Wurzeln und Schlägen als gerade Linie von A nach B zu verstehen. Und dennoch ist die Antwort der 18-Jährigen aus Heiden ungewohnt.Blöchlinger steht nämlich kurz vor ihrem zweiten WM- Rennen ihrer noch jungen Karriere. Morgen Donnerstag kämpft sie mit den Besten ihrer Alterskategorie U19 um die Medaillen, um Ruhm und Ehre, um einen internationalen Titel für die Schweiz. Natürlich ist die Vorfreude gross. Die WM findet in Kanada statt. Ein erstes Mal ist Blöchlinger Teil der Nationalmannschaft auf einer langen, interkontinentalen Reise. Doch all das mag ihre Lockerheit nicht einschränken. Es ist eine Stärke der Bikerin, die seit diesem Jahr im Team Fischer-BMC fährt.Top 5 als realistisches ZielBlöchlinger könnte von Medaillenambitionen sprechen. Als mehrfache Saisonsiegerin – sie gewann zwei Rennen im Weltcup der Juniorinnen und vor kurzem auch den Swiss Cup in Basel – täte sie dies auch zu Recht. Doch Blöchlinger ist clever. Sie weiss, dass hohe Zielerwartungen auch einen gewissen Druck mit sich bringen. Sie strebt einen Platz unter den ersten fünf an, also eine um einen Rang bessere Platzierung als noch bei ihrem ersten WM-Einsatz in der Lenzerheide vor einem Jahr. «Ich habe ein gutes Gefühl, habe bis jetzt starke Rennen gezeigt», so Blöchlinger. «Dieses Ziel sollte also sehr realistisch sein.» Je nach Rennverlauf möchte die Schülerin der Sportlerschule Appenzellerland taktieren, ob sogar mehr möglich ist.Die Taktik. Neben der Lockerheit ein weiterer Aspekt, in dem die bedachte Hädlerin bei sich Vorteile sieht. Ein Bereich, bei dem sogar ihr älterer Bruder Noah, Elite-Weltcupfahrer im Mountainbike, von ihr noch etwas lernen könne.Ronja Blöchlinger liebt es, in einem Rennen den Überblick zu haben. «Zu wissen, wo meine Gegnerinnen sind und abzulesen, wie sie sich gerade fühlen, hilft mir extrem», gibt sie zu. Dennoch fokussiert sich Blöchlinger komplett auf ihre Leistung. Weil sie in der ersten Rennphase zu den Besten gehört, schliesst die 18-Jährige auch nicht aus, dass sie ihre Gegnerinnen früh im Rennen testen wird.«Ich will mein Tempo fahren»«Ich will mein Tempo fahren, ja nicht zu viel abwarten», sagt sie und lacht. «Geduld ist überhaupt nicht mein Ding.» Aber eben: Am Schluss ist auch die WM nur ein normales Rennen. Sollte morgen wie bei der Europameisterschaft in Brünn im Juli, wo sie einen Defekt erlitt, etwas schiefgehen, fällt für Blöchlinger keine Welt zusammen. «Ich fahre erst bei der U19, habe also noch viele tolle Rennen vor mir», so die Hädlerin. Man muss es ihr glauben – ihre Lockerheit bringt auch viel Selbstsicherheit mit sich. Und dennoch könnte eine nicht unrealistische Medaille zusätzlichen Schub in eine schon so vielversprechende Karriere bringen. KastenEliterennen am SonntagU19-Juniorin Ronja Blöchlinger startet bereits am Donnerstag, 19. September, ins WM-Rennen. Der Start erfolgt um 19 Uhr MEZ. Nebst der Vorderländerin gehören auch Thomas Litscher und Jolanda Neff, beide aus Thal, zum WM-Aufgebot von Swiss Cycling. Jolanda Neff, Weltmeisterin von 2017, gehört im Eliterennen der Frauen zu den Topfavoritinnen. Thomas Litscher, WM-Medaillengewinner von 2017, besitzt höchstens Aussenseiterchancen. Neff und Litscher starten am Sonntag, 1. September, in ihre WM-Rennen. Die Frauen fahren ab 18.15 Uhr MEZ, die Männer nehmen die Strecke in Mont Sainte-Anne um 20.45 Uhr MEZ unter die Räder. (ys)

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