Fussball 12.09.2024

«Mit neun Punkten aus vier Spielen können wir befreit aufspielen»

Am Sonntag, 14 Uhr, ist mit dem FC Arbon ein Team auf der Widnauer Aegeten zu Gast, das im Sommer aus der 2. Liga aufgestiegen ist. Das Duell mit dem anderen aufgestiegenen FCA hat Arbon gleich hoch gewonnen wie Widnau.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 12.09.2024

Lange sah es letzten Samstag in Bazenheid aus, als müsste Widnau dem punktelosen Schlusslicht einen Zähler zugestehen. Erst in Minute 94 gelang dem Favoriten aus dem Rheintal das 1:0, als Kevin Egbon den Ball an Torhüter Jordi Forster vorbeispitzelte. Es war ein mühsamer Erfolg am Ende einer englischen Woche bei hochsommerlichen Temperaturen. Zuvor spielte Widnau vor 1300 Zuschauern gegen Altstätten (4:0) und auf dem Nebenplatz gegen Dardania SG (0:1). Mit dem Sieg im Untertoggenburg preschte die «Celli-Truppe» in der Tabelle auf Platz zwei vor.

«Unser Sieg war schmeichelhaft», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. Der Gegner, der wegen vieler Wechsel im Sommer in einer schwierigen Saison steht, hatte zwei Konterchancen, die Goalie Ilija Kovacic und Verteidiger Ilija Ivic zunichte machten. «Es war ein anderes Bazenheid als vor zwei Wochen beim 0:4 in Altstätten. Dazu kam die Mittwochsrunde, die bei vielen noch in den Beinen war», so Lüchinger. Nach anfänglicher Dominanz kam vor allem in der ersten Hälfte zu wenig. «Wir kamen nach der Pause besser aus der Kabine und hatten den Gegner bis zehn Minuten vor Schluss im Griff. Dann war es ein offener Schlagabtausch.» Emir Murati oder Ceyhun Tüccar hatten das 1:0 auf dem Fuss und scheiterten aus aussichtsreicher Position. Wenigstens gab es mit dem späten Tor doch noch ein Happy-End für die Widnauer.

Aufstieg nach spannendem Dreikampf

Gegner Arbon gelang im Juni der ersehnte Aufstieg in die Interregio. Der FCA spielte schon 2022/23 vorne mit, zog aber gegen Tägerwilen den Kürzeren. Die Seebuben stellen eine offensiv starke Mannschaft. Sie haben sich schon gut an die neue Umgebung in der Interregio gewöhnt und in drei Spielen sechs Punkte geholt. Zwar mussten die Thurgauer im Kantonsderby gegen Frauenfeld (1:4) Federn lassen, doch dann gelangen ihnen Siege in Bazenheid (3:1) und Altstätten (6:2).

Wie Widnau hatte auch Arbon in Bazenheid lange Mühe: Marco Ciullo erzielte die 2:1-Führung erst in der 85. Minute, Kevin Bärlocher glückte danach das Tor zum Schlussresultat. Bärlocher, mittlerweile 34-jährig, schnürte in der Saison 2015/16 seine Fussballschuhe auf der Aegeten. Der 6:2-Sieg auf der Altstätter Gesa war von der Höhe her doch überraschend. Amin Aliti erzielte die beiden ersten Tore. Bärlocher, der wie sein Teamkollege Semir Todorovac bereits drei Saisontreffer hat, erzielte das 3:1. Und dem angesprochenen Todorovac glückte in der zweiten Halbzeit innert sieben Minuten ein lupenreiner Hattrick.

Letzte Saison lieferten sich Arbon, Romanshorn und Bischofszell ein spannendes Rennen um den Aufstieg. In der Rückrunde verlor Arbon zwar dreimal, weil die Konkurrenten aber immer wieder gegen vermeintlich schwächere Teams Punkte verloren, gelang Arbon mit 59 Punkten der Aufstieg. Die Schwarz-Gelben distanzierten Romanshorn um zwei und Bischofszell um vier Punkte. Die Ausbeute von 95 Treffern in 26 Spielen liess sich sehen: Ciullo (24 Tore) und Todorovac (23) landeten in der Torschützenliste auf den Rängen zwei und drei. Sie wurden nur vom Uzwiler Irves Kucani übertroffen, der 26-mal traf.

2014/15 gab’s einen Sieg und eine Niederlage

Die Stadt Arbon hat eine Bevölkerung von knapp 16000 Personen. Der Fussballclub hat über 500 Mitglieder. 20 Teams – von der Interregio-Mannschaft bis zu den kleinsten Junioren – jagen dem runden Leder nach.

Für die letzten Meisterschaftsspiele zwischen den beiden Teams muss man weiter zurückschauen. In der Interregio-Saison 2014/15 standen sich Widnau und Arbon letztmals gegenüber. Im Oktober 2014 verlor Widnau auf dem Stacherholz 1:2. Bärlocher, der am Sonntag dabei sein dürfte, und Joel Haltinner legten vor, Widnaus Jasmin Abdoski verkürzte.

Auf der Aegeten liess Widnau am 17. Mai 2015 nichts anbrennen und gewann 5:1. Zweimal Flamur Maliqi, zweimal Sahin Irisme und Dominik Nüesch trafen für die Rheintaler und – wen wundert’s? – Bärlocher für die Thurgauer. Widnau schloss jene Saison hinter Kosova Zürich, Kreuzlingen und Freienbach auf Platz vier ab, Arbon stieg in die 2. Liga ab.

Allrounder Samuel Thönig muss Karriere beenden

Für das Spiel vom Sonntag rechnet Lüchinger mit einem Gegner, der mit breiter Brust antritt: «Arbon hat zuletzt zweimal gewonnen. Ich erwarte, dass sie mit viel Selbstvertrauen auf die Aegeten kommen.» Der Co-Trainer erwähnt die starken, schnellen Flügel, die sehr torgefährlich sind. Dennoch: «Wenn wir auftreten wie in den beiden letzten Heimspielen, habe ich keine Bedenken. Wir sind gegen den Aufsteiger klarer Favorit und wollen dieses Heimspiel gewinnen. Mit neun Punkten aus vier Spielen sind wir gut gestartet und können befreit aufspielen.»

Sicher fehlen wird Luca Giorlando, fraglich sind Timo Faleschini, Daniel Lässer und Orhan Ademi. «Es kann gut sein, dass es für Lässer und Ademi reicht. Sie sind nur leicht angeschlagen», erkärt der Co-Trainer.

Nicht mehr dabei ist Samuel Thönig. Der 83-minütige Einsatz beim 3:0 gegen Dübendorf am 15. Juni war das letzte Spiel in der Karriere des erst 25-jährigen Allrounders. Er musste diese Woche den Rücktritt bekannt geben. Mehrere ärztliche Untersuchungen haben ergeben, dass er nicht mehr Fussball spielen kann. Die Verletzungen im Fussgelenk erwiesen sich als zu schwer. Lüchinger bedauert das sehr:

Es ist ein harter Schlag für uns alle und ein herber Verlust für die Mannschaft, auf und neben dem Platz. Sämi war ein Schlüsselspieler und man konnte ihn auf verschiedenen Positionen einsetzen. Auch menschlich hat er sehr gut zu uns gepasst.

Nicht nur das Team, sondern auch die Fans werden den Widnauer «13er» auf dem Platz vermissen. Immerhin: Thönig wird künftig Teil des Trainerteams und bleibt der Mannschaft damit erhalten.


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