12.09.2019

Mit finnischen Lehrmeistern in die Playoffs

Zwei hochkarätige Routiniers sollen das junge Gators-Team in der nächsten Saison stabilisieren. Die Traineraufgaben übernehmen Spieler.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Unihockey Die Rheintal Gators starten morgen Samstag mit einem Heimspiel gegen Limmattal in die 1.-Liga-Saison. Nach der 22 Spiele umfassenden Qualirunde, die um 17 Uhr in der Widnauer Aegeten-Halle beginnt, möchten die Gators in der 1. Liga Grossfeld, Gruppe 2, in den Top 8 klassiert sein – also die Playoffs erreichen.In der letzten Spielzeit wurde die K.-o.-Runde knapp verpasst, weil das Team nicht von Anfang an bereit war. Es hatte sich ein Problem verschärft, das schleppend eingezogen war: Durch Rücktritte verloren die Gators über die letzten drei Jahre Spieler mit der Erfahrung von über 100 Saisons. Die vielen jungen Spieler rückten früher als geplant nach. Der Mannschaft fehlten die Spieler um 25, 26 Jahre, die im Idealfall den Kern bilden.Gezielt nach Lehrmeistern für die Lehrlinge gesucht«Deshalb haben wir der Anpassung des Kaders Priorität eingeräumt», sagt Sportchef Simon Köppel. Der Verein hat nach «Lehrmeistern» gesucht, wie es der 29-jährige Teamchef Arbnor Papaj sagt: «Spieler, die auch in heiklen Situationen Ruhe ausstrahlen – und damit sowie mit ihrer Einstellung den jungen Spielern ein Beispiel geben.» Das längerfristige Ziel dieser Strategie verrät Simon Köppel: «In ein paar Jahren sollten wir wieder einen Stamm von ei­nigen erfahrenen Spielern haben.»Der Königstransfer betrifft den ehemaligen finnischen Nationalspieler Asser Jääskeläinen, ein Spieler von Weltklasseformat, der erst 30-jährig ist. Jääskeläinen war von der Gators-Sportschule angetan und fand hauptsächlich darum den Weg ins Rheintal über eine 50-Prozent-Anstellung bei der OMR-Sportschule in Heerbrugg. Vorher hatte Jääskeläinen ein Jahr lang für Classic Tampere, den weltbesten Klub, in Singapur eine Unihockey-Akademie aufgebaut.Mit dem ein Jahr älteren Miika Nieminen stösst ein weiterer Spieler aus dem Weltmeisterland zu den Gators. Nieminen hatte bei Mittelland in der NLB gespielt, traf aber letzte Saison mit Luzern in der 1. Liga auf die Rheintaler. Er wohnt noch in Luzern und nimmt den langen Weg in Kauf, um mit seinem Kollegen Pavel Machala und den Gators zu spielen und zu trainieren. Der dritte Zuzüger meldete sich selbst bei den Gators: Der 24-jährige Marc Stieger spielte zuletzt bei Romanshorn auf dem Kleinfeld, hatte aber bei Ligakonkurrent Herisau schon Grossfeld-Erfahrung auf diesem Niveau gemacht.Trotz zwei Mittdreissigern im Durchschnitt 22-jährigMit diesen Transfers sowie den ansässigen Leitwölfen Martin Ostransky, Papaj und Machala erhalten die Gators-Lehrlinge Lehrmeister, von denen sie lernen und in deren Schatten sie reifen können. Der Rest vom 24-Mann-Kader ist mit Ausnahme von Goalie Adrian Scherrer (30) und Cedric Siegrist (26) um die 20-jährig oder jünger. «Im Durchschnitt haben wir Jahrgang 1997», sagt Arbnor Papaj, «ohne Machala (Jahrgang 1983) und Ostransky (1982) wäre es sogar 1998.»Der Tscheche Ostransky spielt schon seit fünf Jahren bei den Gators. Sein Landsmann Machala ist ihm vor einem Jahr gefolgt. Gute Spieler ziehen gute Spieler an: Nieminen und Jääskelainen sind wohl auch wegen ihnen nachgekommen. «Wir möchten diese Spieler in den Verein integrieren, wie uns das bei Martin Ostransky gelungen ist: Sie zu einem Teil der Gators-Familie machen», sagt Simon Köppel.Die Gators-Familie ist auch die einzige verwandtschaftliche Verbindung zwischen Sportchef Köppel und dem neuen Coach Urs Köppel. Und die Verbundenheit zu dieser Familie ist der Grund, warum der Widnauer das Gators-Fanionteam an den Spielen betreut und leitet. «Ich habe sonst viele Hobbys – Eishockey und Fussball – aber die Gators sind die Nummer 1», sagt Urs Köppel, der vor bald 20 Jahren in der ersten Mannschaft gespielt hatte, «deshalb habe ich mich dafür entschieden, als ich die Anfrage erhielt.»Die Anfrage richtete Simon Köppel an ihn, weil der Verein bei der Trainersuche erfolglos war. Arbnor Papaj führte das Team durch die Vorbereitung. Assistiert von Martin Ostransky und Asser Jääskelainen wird er als sogenannter Teamchef auch während der Saison die Mannschaft trainieren und die Taktik vorgeben. Urs Köppel entlastet ihn an den Spieltagen.«Es funktioniert aus meiner Sicht nicht, während den Matches Trainer und Spieler zu sein», sagt Arbnor Papaj, der schon in seine zwölfte Saison geht, «jedenfalls geht das für mich nicht; das Spielen leidet darunter.» Deshalb hat er auf eine Lösung gedrängt, die erst vor gut zwei Wochen gefunden worden ist. «Die Situation ist jetzt nicht perfekt», sagt Papaj, «aber so können wir im Trainerteam gut arbeiten.»Trainerteam aus Spielern und ein Coach für die Spiele Mit der Vorbereitung ist Papaj zufrieden. Der neue Coach Urs Köppel berichtet, dass das Trainerteam unabhängig vom Resultat taktische Themen vorgegeben habe: «Es war beeindruckend, wie die jungen Spieler diese Vorgaben umgesetzt – und vielleicht nach ein, zwei Fehlern sofort verinnerlicht haben.» Auch Papaj selbst lobt die Auffassungsgabe und Lernfähigkeit der jungen Spieler: «Die Stimmung in der Mannschaft ist ebenfalls gut, wir sind bereit für den Saisonstart.»Aber er weiss auch: Das Kartenhaus fällt schnell zusammen, wenn die Siege ausbleiben. Der 1.-Liga-Stammgast aus Widnau möchte im nächsten Februar wieder in den Playoffs spielen. Die Erfahrung des Abstiegskampfs brauchen die Gators-Youngsters nicht mehr, diese haben sie schon in der letzten Spielzeit bekommen. «Das war keine einfache Situation – sie gemeistert zu haben, hat die Mannschaft gestärkt», sagt Arbnor Papaj.

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