11.01.2022

Mit Drohne und Zelt in der Wildnis

Der 35-jährige Filmprofi Stefan Forster ist nur selten zu Hause in Diepoldsau. Monatelang ist er in der ganzen Welt unterwegs und filmt Landschaften in den abgelegensten Regionen. Seine Werke finden weltweit Anerkennung.

Von Daniela Huijser
aktualisiert am 02.11.2022
Die Fotokamera war für Stefan Forster erst nur ein Accessoire. Ernsthaft fotografieren wollte er als Jugendlicher nicht. Die Kamera diente ihm als Vorwand, um stundenlang seiner wahren Leidenschaft zu frönen: Allein in der Wildnis zu sein. «Das hätte mein Umfeld kaum verstanden, also nannte ich als Hobby die Landschaftsfotografie», sagt der 35-Jährige schmunzelnd. Aus der Alibiübung ist längst eine Passion geworden. Stefan Forster ist ein weltweit bekannter Landschaftsfotograf und -filmer sowie ein begehrter Veranstalter von Fotoreisen.Forster ist seit acht Jahren verheiratet und Vater eines siebenjährigen Sohnes. Er wohnt in Diepoldsau, sein weiteres Zuhause ist die weite Welt – vor allem die kalte Welt. «Island, Grönland und Patagonien sind meine Lieblingsregionen. Und dort vor allem die Orte, in denen es besonders kühl, windig und nass ist», sagt Forster.Auf dem Buckel waren die Drohne und das ZeltUnter extremen Bedingungen wandert er besonders gern, ist oft auch mit dem Zelt draussen. «Hotels mag ich nicht. Ich will genau dann vor Ort sein, wenn die Sonne über einer besonderen Landschaft auf- oder untergeht. Das kann ich am einfachsten, wenn ich auf den Berggipfeln zelte.» So entstehen Bilder, die andere staunen lassen. Bilder die «echt» seien, wie Stefan Forster betont: «Die Bilder, die ich zeige, sind genau so entstanden und nicht nachträglich am Computer von mir verändert worden. Allerdings kann es sein, dass ich vom selben Sujets Hunderte Fotos habe, die nicht genauso gut geworden sind. Und die publiziere ich nicht.»Nach wie vor ist der gebürtige Uzwiler am liebsten allein unterwegs. Was bedeutet, dass er die ganze Ausrüstung selber schleppen muss. «Heute sind das vielleicht 25 bis 35 Kilo», schätzt er. Vor wenigen Jahren sei das noch deutlich anders gewesen.Mit der Drohne begann die Karriere als Filmer«Die erste Drohnenkamera, die ich vor neun Jahren kaufte, wog 14,5 Kilo, das ganze Zubehör rund 80. Heute ist das Gesamtgewicht einer Drohne knapp 3,5 Kilo. Und auch Zelte und Schlafsäcke sind leichter geworden.» Obwohl die Last seiner ersten Drohne schwer wog, denkt Stefan Forster gern an sie zurück. Mit ihr begann seine Karriere als Drohnenfilmer. «Ich machte damals Aufnahmen in Gegenden, die kaum jemand bereiste. Meine Filme stellte ich auf Youtube – so wurden andere auf mich aufmerksam.» Zum Beispiel die BBC oder Netflix, die ihre Dokumentarfilme regelmässig mit Material des Ostschweizers anreichern.[caption_left: Ein Bild aus Stefan Forsters Show «Die Welt von oben», in der er Höhepunkte aus acht Jahren Drohnenaufnahmen zeigt.]Er reist meist mit konkreten Vorgaben für Wetter- und Landschaftsaufnahmen in die jeweiligen Länder. Oft aber ist Stefan Forster auch zum persönlichen Vergnügen unterwegs und filmt, was ihn gerade begeistert. So sind in den letzten acht Jahren rund 28 Terabyte Filmmaterial zusammengekommen. Die Höhepunkte der Sammlung zeigt er nun in seiner Show «Die Welt von oben» in der ganzen Deutschschweiz, etwa am Samstag, 15. Januar, in Rorschach und am Sonntag, 23. Januar, in Wil.«Alleinsein gefällt mir, weil ich es nicht bleiben muss»«Acht Wochen brauchte ich allein fürs Programmieren, schon die Auswahl war eine grosse Herausforderung. Ich möchte ja zu den Bildern auch etwas Unterhaltsames erzählen können», sagt Forster, der sich als Perfektionist bezeichnet. Er, der beruflich am liebsten allein fernab der Zivilisation unterwegs ist, freut sich darauf, seine Erlebnisse mit dem Publikum zu teilen.Ein Einsiedler sei er nicht, sagt der Filmprofi: «Alleinsein gefällt mir auch deshalb sehr, weil ich weiss, dass ich nicht allein bleiben muss.» Dass er pro Jahr rund sechs Monate im Ausland verbringt und dann in der Schweiz viel Zeit mit Kursen und Shows verbringt, sei für das Familienleben eine Herausforderung. Aber: «Meine Frau wusste, worauf sie sich einlässt. Sie ist selbstständig und steht mit beiden Beinen im Leben.»In den Ferien geht’s in ein Südtiroler FamilienhotelIris Forster ist stark involviert in seinen Berufsalltag; sie hält ihm den Rücken frei, erledigt alles Administrative und organisiert seine Fotoreisen. Sie hat zudem freie Hand bei der Wahl der Familienferiendestination. «Iris entscheidet sich meistens für ein Familienhotel im Südtirol», sagt Stefan Forster. Gestärkt von den naturgespickten Familienferien in den Südtiroler Alpen freut sich Forster in Gedanken jeweils auf seine nächsten Fotoreisen. 2022 ist verplant: Nach seiner Tour mit «Die Welt von oben» geht’s nach Island, danach nach Bolivien, Chile sowie Spitzbergen, Grönland und Norwegen.«Ich reise mit kleinen Gruppen und schätze es, kann ich Foto- und Filmbegeisterten etwas beibringen. Daneben bleibt mir meistens auch etwas Zeit für eigene Aufnahmen.» Wobei er sich Grenzen setzt: «Ich lasse meine Drohnen nur dann steigen, wenn keine Menschen in der Nähe sind.» Denn gerade er weiss, wie besonders die Stille der Wildnis ist. «Also will auch ich niemanden stören.»HinweisTickets: www.explora.ch; weitere Infos: www.stefanforster.com

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