Wo es vor fünfzig Jahren schon Fernsehgeräte hatte, versammelten sich am 21. Juli des Jahres 1969 vielerorts nicht nur Familienmitglieder, um bei der ersten Mondlandung als ferne Zuschauer dabei zu sein.Fast ein Jahrzehnt danach beschrieb Ken Olson, Gründer des Computerherstellers DEC, das Gegenteil heutiger Realität: «Es gibt keinen Grund, warum jemand einen Computer zu Hause haben wollte.»Werbung für den NanoingenieurAn der bevorstehenden TecNight trägt einer von drei Dutzend Vorträgen den Titel «Mit dem Lift zum Mond».Ein schönes Bild!Es eignet sich perfekt, um die enorme technische Entwicklung seit der ersten Mondlandung vor Augen zu führen und zugleich auf sich abzeichnende weitere Fortschritte hinzuweisen.Rheintaler Unternehmen spielen bei dieser Entwicklung eine bedeutsame Rolle. So ist etwa Berhalter in Widnau, Spezialist für Werkzeug- und Maschinenbau, zunehmend für die Luft- und Raumfahrt tätig, und SFS steckt in jedem i-phone. Ist Genauigkeit gefragt, geht es heute bei High-Tech-Geräten nicht um Bruchteile von Zentimetern, sondern um Millionstel Millimeter. Oder um Nanomaschinen, denen die Uni Zürich an der TecNight einen Vortrag widmet, wobei der Referent für einen Beruf wirbt, den es noch gar nicht gibt: den Nanoingenieur.Rheintaler Firmen in TecNight eingebundenAngesichts des noch längst nicht behobenen Fachkräftemangels war der pensionierte, in Au lebende Physiker Eugen Voit zunächst enttäuscht, dass die zur TecNight-Mitwirkung eingeladenen Firmen nicht allesamt und sogleich Feuer und Flamme waren. Voit, der bei Leica tätig war und derzeit die Leica- Jubiläumsvorbereitungen betraut, steht der Kantonsschule zur Seite.So ist nun doch eine Reihe hiesiger Unternehmen in den Anlass eingebunden, was dessen Aufwertung durch regionale Aspekte und Leistungen bedeutet.Stefan Bucher von der Firma PWB stellt den vielseitigen Einsatz von Cobot McFly in der Industrie vor, ein für das Altstätter Unternehmen entwickeltes mobiles, flexibles Robotersystem. Pascal Kloser vom Schienenfahrzeughersteller Stadler referiert über «Unsere Stadler Zu(g)kunft», die Altstätter Coltene stellt den «Zahn der Zukunft» vor, und die Balgacher Firma Microsynth legt dar, wie sie sich vom ETH-Spin off zum DNA-Spezialisten entwickeln konnte. Leica Geosystems zeigt, wie modernste Laserscanner funktionieren und wie sie entwickelt werden.Nicht jede verrückte Idee muss völlig abwegig seinBeim Titel «Mit dem Lift zum Mond» denkt Eugen Voit spontan an Nanofasern, die wie ein Draht oder eine Schnur so lang gemacht werden, dass sie bis zum Mond reichen.Tatsächlich geht es beim Vortrag Christian Schönenbergers von der Uni Basel um Ideen, die verrückt klingen mögen, aber «nicht völlig abwegig sind». Auf die Frage, wie man anders als mit Raketen ins Weltall gelangen könne, werden als solche Ideen ein überdimensionierter Eifelturm genannt - oder ein Seil, das ins Weltall reicht.Laszlo Arato vom NTB Buchs berichtet über Mikrochips und den «alltäglichen Wahnsinn im Handy».Florian Feuz von der Swiss erklärt, warum ein 560 Tonnen schwerer Airbus A380 nicht abstürzt, wenn alle Triebwerke ausfallen.Thomas Sauter-Servaes von der ZHAW legt dar, wie stark die Digitalisierung und Robotisierung die Mobilität in den Städten «schneller als erwartet» verändern werden.Und Franziska Gruhl vom Schweizerischen Institut für Bioinformatik erläutert am Beispiel Krebs, wie sich, basierend auf der DNA des Patienten, die bestmögliche Behandlung finden lässt.In der TecNight hat jeder die Qual der WahlWer die TecNight besucht, hat zwar viele Gründe hierfür, aber die Qual der Wahl. Denn alle 37 Vorträge beginnen um 19, 20 oder 21 Uhr. Somit muss man sich auf maximal drei Themen beschränken.Ausserdem erwarten ein halbes Dutzend Exponate das Publikum, unter ihnen Roboter Nao, der bald zu Forschungszwecken Senioren zu Gymnastik animieren wird. Eine Forschungsrakete sowie das künftige Tiefenlager der Nagra, das sich virtuell durchstreifen lässt, sind weitere Beispiele.Die Kantonsschüler beschäftigen sich schon am Nachmittag mit interessanten Themen. Der Unternehmer Patrick Berhalter spricht über die digitale Transformation, Silvia Frey von Ocean Care befasst sich mit dem «Tatort Meer» und hat die «Generation Plastik im Visier», Gregor Dürrenberger von der ETH Zürich befasst sich mit den Handystrahlen und spricht über «Mythen und Fakten». Die Öffentlichkeit hat am Abend die Möglichkeit, diese Vorträge zu hören. (Digitaler Wandel: 19 Uhr; Tatort Meer: 20 Uhr; Handystrahlen: 21 Uhr)Für die Kanti ist der Anlass eine grosse SacheFür die Kantonsschule Heerbrugg ist die TecNight eine grosse Sache. Zum ersten Mal findet der öffentliche Anlass hier statt, nachdem 2010 nur für Schüler schon einmal ein TecDay durchgeführt worden war.Rektorin Judith Mark freut sich über das starke Programm und blickt schon seit zwei Jahren der ersten Heerbrugger TecNight entgegen. So lange ist es her, dass der jedes Jahr irgendwo in der Deutschschweiz stattfindende Anlass auf Bewerbung hin von der Schweizerischen Akademie der Technischen Wissenschaften SATW ins Rheintal vergeben wurde.Eugen Voit lobt das Programm und hofft, dass nach dem harzigen Beginn bei der Zusammenarbeit mit Rheintaler Firmen wenigstens das Publikum auf Anhieb mit Feuer und Flamme dabei sein wird. Technik für alleDie TecNights sind Abendveranstaltungen an Gymnasien, zu denen die Schülerinnen und Schüler, ihre Familien, Lehrpersonen sowie alle Interessierten aus der Region eingeladen sind. An der TecNight können die Gäste in faszinierende Technikwelten eintauchen. Angeboten werden (ab 19 Uhr) Referate und Science Talks mit erfahrenen Fachleuten aus Hochschulen, Unternehmen und Non-Profit-Organisationen sowie (ab 17 Uhr) spannende Exponate zum Bestaunen und Ausprobieren. Die TecNight eignet sich für Jugendliche ab 12 Jahren, ist aber in hohem Mass auch für Erwachsene interessant.HinweisAuf www.tecnight.ch ist das ganze Programm zu finden, samt Beschreibung der einzelnen Vorträge.