16.09.2022

Mit dem Herzen auf der Zunge

Zum zweiten Tag der KulturBrugg lud das Kinotheater Madlen am Donnerstag zu einem Konzert mit Shem Thomas. Für den gebürtigen Diepoldsauer war es ein Heimkommen, für die Zuhörer ein Hautnaherlebnis.

Von Iris Oberle
aktualisiert am 02.11.2022
Es war ein besonderer Abend. Den Auftakt machte Andy McSean, der abseits der Bühne Andreas Stadelmann heisst. Dem Singer und Songwriter mit markanter Stimme wurde bereits nach dem ersten Stück viel Applaus beschert. Mit seiner tiefgründigen Musik stimmte er die Besuchenden auf einen emotionalen Abend ein. Die Loop Station beherrschte der St. Galler perfekt und baute sich so seine eigene Band. Die Zuhörerinnen und Zuhörer waren begeistert.Nach einem kurzen Büh­nenumbau dann der Hauptact: Shem Thomas, begleitet von Drummer Carlo Ribaux und Dimitri Kindle am Keyboard, zog das Publikum gleich mit dem ersten Lied in seinen Bann. Aus dem Wald direkt auf die BühneDer Abend: Eine Erzählung. Umrahmt von gefühlvoller und tiefgründiger Musik. Es war seine ganz persönliche Geschich­te. Thomas Kühnis, wie Shem Thomas im «richtigen» Leben heisst, nahm die Zuhörer mit auf eine Reise, die 2014 begann. Damals wurde er Zweiter in «The Voice of Switzerland» und tauschte seinen Alltag als Primarlehrer gegen das Leben ei­nes Vollblutmusikers. Bevor er sich zur Musik bekannte, lebte er als Aussteiger im Wald. «Ich musste den Lärm in meinem Kopf abstellen und meine Sinne schärfen», sagt er, «nach einigen Monaten fühlte ich eine Explosion der Gefühle, es war wie eine zweite Geburt.» Da habe er gewusst, dass er von nun an nur noch Musik machen will. Es ging also direkt vom Wald auf die Bühne … Mit dieser Geschichte eröffnete er den Konzertabend. Acht Lieblingssongs vereint er auf seinem zweiten Album «8», diese stellte er am Donnerstagabend vor. Die Stile sind verschieden, die Songs manchmal gar gegensätzlich, immer aber tiefgründig und emotional. Bei jedem seiner Lieder spürt man, dass sie tief aus seiner Seele sprudeln. Der Musiker beschrieb jedes seiner Werke: ihre Entstehung, seine Gedanken und Emotionen dazu. Als Zuhörerin oder Zuhörer war man mitten in seinem Leben, in seinen Gefühlen, freute sich, litt mit.[caption_left:Das Publikum sprang aus den Sitzen; tanzte ausgelassen.]Alle Stücke aus «8» stammen aus der Feder des 44-Jährigen; das neue Album hat Shem Thomas gar selbst produziert. Es sind berührende Geschichten aus seinem Leben, Lieder über spezielle Momente, geliebte Menschen. Nur einen Coversong spielte er: Bei Cat Stevens’ Lied «Father and Son», das er mit charmanter musikalischer Stimmbegleitung aufführte, sangen viele mit und schwelgten – wie er – in vergangenen Zeiten. «We Just Need A Little» aus seinem Debütalbum performte er in einer Rheintaler Reggae-Version; das Publikum sprang aus den Sitzen; tanzte ausgelassen.Nah – ganz nah – am PublikumDer Funken der Begeisterung sprang schon beim ersten Ton über. Der Rheintaler machte nicht nur für sein Publikum Musik, sondern auch mit und in ihm. Nie war er an dem Abend nur der bekannte Liedermacher, sondern war Teil seiner Fans und spielte zwei Stücke mitten im Raum, umgeben von klatschenden, mitsingenden Musikliebhabern. Die tolle Lichtshow trug einiges zur grossartigen Stimmung bei. Letztlich war es aber die Nähe, die jeder Ein­zelne zu Shem Thomas, dem Naturmenschen, verspürte, die das Konzert so speziell machte. Seine Emotionen füllten den Raum, seine Dankbarkeit und Liebe zu seinem Beruf war immer zu spüren. Ein Musiker, der sein Herz auf der Zunge trägt. Hinweis: Was die KulturBrugg die nächsten Tage noch bietet, findet man auf www.kinomadlen.ch

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.