Gert BrudererAls Mitte Juni per E-Mail die Anfrage für ein kurzes Interview kam, glaubte die 23-jährige Inhaberin des Geschäfts «Floranum – blühendes Handwerk» an einen Scherz. Was sollte sich eine Münchner Redaktion für eine junge Altstätterin interessieren – und erst noch die Redaktion eines Magazins mit über einer Million Leserinnen und Lesern?Maria Lütolf rief gleichentags bei der angegebenen Nummer an – und erkannte: Die Frau, die ihr geschrieben hatte, meinte es ernst. Sie plante einen Beitrag über drei Frauen, die sich selbstständig gemacht hatten. Zwei dieser Frauen leben in Deutschland, Maria Lütolf ist die Dritte im Bunde.Gute Existenzgrundlage nach AnlaufzeitDie Autorin war auf der Suche nach einer selbstständig tätigen Floristin und stiess bei Instagram auf Maria Lütolf und ihr «Floranum». Das Vorstandsmitglied der Interessengemeinschaft Altstätten (Igea) arbeitete nach der Lehre in verschiedenen Blumenläden als Schwangerschaftsaushilfe und gründete im Herbst 2017 das eigene Geschäft. Sie sagt: «Es war der richtige Entscheid», die Erwartungen seien erfüllt worden und ihr «Floranum» eine gute Existenzgrundlage. Es sei jedoch eine Anlaufzeit nötig gewesen, sie habe bei null begonnen.Als ihre eigene Chefin habe sie natürlich nicht nur Vorteile, vor allem sei die Arbeitszeit sehr ausgedehnt, sie reiche weit über die Öffnungszeiten des Ladens hinaus. Sicher jeden zweiten Tag fährt Maria Lütolf frühmorgens nach Mörschwil, um frische Blumen einzukaufen, und zweimal wöchentlich nimmt sie abends bei Kunden Bepflanzungen vor. Der freie Montag ist nur jedes zweite Mal tatsächlich arbeitsfrei, denn dieser Wochentag dient teilweise der Auftragserledigung.Zum Glück in Vereinen tätigMaria Lütolf sagt, erst mit der Zeit sei ihr bewusst geworden, dass sie zwar viele Freiheiten geniesse, handkehrum aber auch wenig Freizeit habe. Insofern ist sie für ihre Vereinstätigkeit doppelt froh. Die Klavierspielerin ist in der Altstätter Stadtmusik und verwaltet als Vorstandsmitglied die Uniformen. Zudem spielt sie bei der Guggenmusik Räbafäger, wo sie die Vorstandstätigkeit im letzten Jahr zugunsten der Igea aufgab. Würde sie nicht ihren schönen Hobbys frönen, wäre die Versuchung gross, für den eigenen Laden noch mehr Zeit aufzuwenden.Aufgewachsen ist Maria Lütolf als jüngstes von sechs Kindern der früheren «Drei König»-Wirtsleute Richi und Margrith Lütolf. Der Vater hilft sehr fleissig im «Floranum», besorgt den Lieferdienst (je nach Distanz mit E-Bike oder Auto), entsorgt Abfall und scheut auch das Putzen nicht. Seit Frühling ist nun auch die Mutter eingespannt; die Pensionierung brachte ihr freie Zeit, die nun teilweise der Tochter zugutekommt.Maria Lütolf setzt auch auf TrockenblumenAls Kind hatte Maria Lütolf sich vorgestellt, mal im Service zu arbeiten. Die Atmosphäre des familieneigenen Speiserestaurants gefielt ihr sehr, der Kontakt zu vielen Menschen ebenso. «Wir Kinder hatten immer Vorrang und durften uns jederzeit im Restaurant blicken lassen», sagt die 23-Jährige.Als es dann um die Berufswahl ging, merkte sie schnell, was tatsächlich das Richtige war: ein Beruf als Floristin. Sie schätzt die grosse Abwechslung ihrer sehr individuell ausgerichteten Tätigkeit.Dass die Cosmopolitan-Autorin sich an Maria Lütolf wandte, lag vor allem an den Trockenblumen. Die Altstätterin setzt auch auf sie, denn junge Menschen kaufen nicht wöchentlich einen Frischblumenstrauss.Im ganzen Rheintal hat Maria Lütolf einen schönen Kundenstamm, sogar landesweit verschickt sie täglich Trockenblumen. In der Lockdown-Zeit waren es bis zu zwanzig Päckli pro Tag. Vor allem logistisch sei das herausfordernd gewesen. Einerseits hatten passende Schachteln verfügbar sein müssen, andererseits waren überdurchschnittlich viele Trockenblumen nachzubestellen. Auch weil viele von ihnen im Frühling und Sommer aus Holland stammen, hielt die hohe Nachfrage Maria Lütolf auf Trab.Einen Onlineshop betreibt die «Floranum»-Inhaberin seit der Eröffnung des Ladens. Zu Beginn konnten Blumen nur online bestellt werden; sie wurden dann wahlweise gebracht oder im Laden bereitgelegt.Neue Cosmopolitan kommt am 12. AugustDas Gespräch mit der Cosmopolitan wurde telefonisch geführt. Der Altstätter Beat Weilenmann vom Büro 54 machte Fotos und überliess dem Lifestyle-Magazin eine Auswahl. Als Erscheinungstermin für das Heft wurde der 12. August angegeben.Von den drei selbstständig tätigen Frauen, die im Lifestyle-Frauenmagazin vorgestellt werden, bereut eine den Schritt in die Selbstständigkeit. So viel sei schon verraten: Maria Lütolf ist’s nicht.