Der Reallehrer hatte mehr als vier Jahrzehnte am gleichen Schulort unterrichtet und wurde so zu einer regionalen Grösse. Zum Schulschluss wurde der angehende Pensionär Leo Gadient auf humorvolle und persönliche Art von den Schülern und auch vom Schulrat der Oberstufenschulgemeinde Oberriet-Rüthi verabschiedet.Mit 19 war Gadient nur wenig älter als seine SchülerAls Leo Gadient am 21. April 1975 sein neues Klassenzimmer betrat, ahnte er wohl noch nicht, dass dieser Raum für die nächsten 42 Jahre sein Arbeitsplatz sein würde.Zarte 19 Jahre alt war der junge Mann damals, die Ausbildung zum Primarlehrer hatte er kurz zuvor abgeschlossen.Der Lehrermangel der frühen Siebzigerjahre hatte für die schnelle Anstellung von Leo Gadient gesorgt und so manchen Teil der Ausbildung zum Reallehrer musste der Junglehrer berufsbegleitend machen. Ein echter Sprung ins kalte Wasser sozusagen.Doch Leo Gadient war der Aufgabe vom ersten Moment an gewachsen. Sofort fand er, der nur wenige Jahre älter als seine ersten Schüler war, die richtige Mischung aus natürlicher Autorität und Einfühlungsvermögen. Die Schülerinnen und Schüler spürten diese direkte und niemals aufgesetzt wirkende Art und wussten, dass ihr Lehrer eine «ehrliche Haut» ist.Zahlreiche Ämter in und neben der SchuleAls gebürtiger Flumser wurde Leo Gadient schnell im Rheintal heimisch und engagierte sich in der Schulgemeinde genauso wie im Dorf. Werkstattchef, Mitglied der Baukommission, Lehrervertreter, Vorsteher, Schulleiter-Stellvertreter – das alles waren Ämter, die Leo Gadient in der Schulgemeinde wahrnahm. Auch im örtlichen Raiffeisen-Verband, im Tennisclub Oberriet und bei der Organisation des Montlinger Dorf-OL war und ist Leo Gadient eine fixe Grösse.Am Ende des Schuljahres hiess es nun für den Neo-Pensionär Abschied vom Schuldienst zu nehmen. Damit die Sache nicht in Wehmutsstimmung endete, überlegte sich der Schulrat der Oberstufenschulgemeinde Oberriet-Rüthi eine etwas andere Verabschiedung.Zahlreiche Anekdoten aus einem langen BerufslebenDie Schulräte Monika Betschart und Daniel Feldmann lieferten am traditionellen Examenessen eine flotte und humorvolle Wechselrede, welche für viel gute Stimmung sorgte. Die beiden Schulräte hatten sich bestens informiert und gaben zahlreiche erfrischende Momente aus den 42 Schuljahren von Leo Gadient zum Besten. Da musste auch der angehende Rentner oftmals schmunzeln und kräftig mitlachen. Er bedankte sich mit einer kurzen Kostprobe seiner Fähigkeiten am Alphorn. Diese wird Leo Gadient verfeinern können, da er vom Schulrat – nebst anderen Präsenten – auch einen Alphornkurs geschenkt bekam. Auch die Schülerinnen und Schüler hatten sich einen lustigen Abschied einfallen lassen: Jede Klasse hatte für Herrn Gadient einen Umhäng-Orden hergestellt, welche zum Schulschluss überreicht wurden.Genug zu tun, auch in der ZukunftLeo Gadient unterrichtete Hunderte Jugendliche unter drei verschiedenen Lehrplänen und unter mehreren Führungen. Das Oberstufenzentrum Montlingen wird die direkte, ehrliche, unmissverständliche, nie stehen bleibende und trotzdem bodenständige Art und die charismatische Person Leo Gadient vermissen.Gleichzeitig ist es natürlich schön, dass der Jungpensionär so fit in den Ruhestand treten und die Vorzüge der Pension voll geniessen kann. Denn Aufgaben gibt es für Leo Gadient genug, sei es als Familienmensch, im Dorfleben oder mit sportlicher Betätigung. Die gesamte Schulgemeinde gönnt Leo Gadient den neuen Lebensabschnitt von Herzen und wünscht alles Gute für die Zukunft. (sk)