Altstätten geniesst seit Jahrzehnten weit über die Ostschweiz hinaus einen guten Ruf als Fasnachtshochburg. Dieser wird hauptsächlich durch die über hundertjährige Geschichte des Röllelibutzen Vereins geprägt. Die Vereinsmitglieder nehmen nicht nur national und international an Kultur- und Brauchtumsfesten teil, sondern organisieren jedes Jahr die Altstätter Strassenfasnacht.
Ihr Aufwand ist beträchtlich: Allein OK-Präsident Alex Zenhäusern investiert jährlich rund gegen 1000 Arbeitsstunden in die Vorbereitung und Durchführung der Strassenfasnacht. Durchschnittlich also mehr als zweieinhalb Stunden pro Tag! Und dies seit 2010. Die Fasnacht 2024 wird allerdings die letzte sein, welche Alex Zenhäusern verantwortet.
Er hat sich entschieden kürzer zu treten und seine bisherigen Aufgaben in jüngere Hände zu übergeben. Der neue OK-Präsident sowie der künftige Umzugsverantwortliche werden an der Fasnacht offiziell vorgestellt. Zenhäusern sagt:
Mir ist es wichtig, dass es uns gelingt, unser OK rechtzeitig zu verjüngen, damit die Fasnachts-Tradition in den nächsten Generationen weiterlebt.
Dabei gibt er unumwunden zu, dass es immer schwieriger werde geeignete und gewillte Personen für OK- und Vereinsarbeit zu finden. Die «Röllelibutzen» verzeichneten hingegen kurz vor ihrem 100-jährigen Bestehen im Jahre 2019 einen erfreulich hohen Zulauf an Neumitgliedern. Diese bilden innerhalb des Vereins eine gute Clique und sind bereit Verantwortung zu übernehmen.
Europäisches Festival als Highlight
Während seiner Zeit als OK-Präsident durfte Alex Zenhäusern zahlreiche Highlights erleben, Bekanntschaften machen und Freundschaften schliessen. «Absoluter Höhepunkt war sicherlich das europäische Brauchtumsfest, für dieses Vereine und 35 Gruppen aus 15 europäischen Länder nach Altstätten gereist sind», sagt Alex Zenhäusern. Fünf Jahre lang dauerten die Planungs- und Vorbereitungsarbeiten. Entstanden ist unvergesslicher Anlass, eine Ausstellung, ein Buch über die Geschichte der Röllelibutzen und ein Film über die Gegenwart des Altstätter Fastnachtsbrauchs.
«Ein Fest in dieser Grössenordnung wird es in Altstätten wohl nicht mehr so schnell geben», ist Alex Zenhäusern überzeugt. Eine besondere Wertschätzung für ihn war die mehrteilige über seine Person auf TVO. «Ich wurde oft darauf angesprochen. Die Fernsehzuschauerinnen und -zuschauer erhielten so einen Eindruck, was hinter der Organisation eines Grossanlasses wie der Altstätter Fasnacht alles steckt», erzählt der scheidende OK-Präsident.
Organisation wird immer komplexer
Über all die Jahre habe vor allem der administrative Aufwand markant zugenommen. «Für Vereine wird es immer schwieriger grosse Anlässe zu organisieren. Die Vorschriften und behördlichen Bedingungen werden immer anspruchsvoller, die Toleranz der Bevölkerung hingegen geringer. Dies führt dazu, dass teils traditionelle Anlässe nicht mehr stattfinden», weiss Alex Zenhäusern. Ein solcher Anlass ist beispielsweise der Umzug in Gossau. Dort haben die Organisatoren kapituliert – der Umzug findet dieses Jahr erstmals nicht mehr statt.
Damit es in Altstätten nicht soweit kommt, unternehmen die Röllelibutzen alles in ihrer Macht stehende. Beispielsweise die Nachwuchsförderung: «Gruppen, die am Kinderumzug teilnehmen, erhalten von uns einen finanziellen Zustupf für die Bastelutensilien, wir übernehmen die Anreisekosten der Kinder und Begleitpersonen mit dem ÖV und verpflegen die Teilnehmenden mit einem Getränk und Chips.» Nachwuchsförderung wird Alex Zenhäusern auch in der eigenen Familie betreiben, wenn er dem Fasnacht-OK nicht mehr vorsteht. Er lacht:
Die freiwerdende Zeit werde ich nutzen, um mit meinen beiden Enkelinnen die Fasnacht zu geniessen.
Die «Röllelibutzen» werden im Hause Zenhäusern ohnehin ein Dauerthema bleiben. Denn Susy Zenhäusern – die Frau von Alex – ist derzeit die einzige, welche die aufwändigen Hüte der Röllelibutzen repariert, restauriert und neu herstellt. Eine Aufgabe, die sie trotz dem Rücktritt ihres Gatten beibehalten wird. Die beiden sind ein gutes Team. Ansonsten wäre es gar nicht möglich derart viel Zeit in ein Hobby zu stecken.