Spezialtrupp «i», im Hauptquartier, bereit zur Instruktion für den nächsten Auftrag … Das Team besteht aus Nora Küng, Jodi Lootsma, Jona Pezzoni und Tomás Recke. Ihren Auftrag erhalten sie via Videobotschaft. Nachdem sie sich die Nachricht angesehen haben, zerstört sich jene (angeblich) selbst – wie in den «Mission impossible»-Filmen. Die jungen Erwachsenen aus Altstätten, Widnau und Balgach sind für einen Abend Geheimagenten. Nicht im Dienste ihrer Majestät, der Königin, sondern im Dienste des Herrn, des Allmächtigen.Die Instruktionen für die Mission bekommt der Spezialtrupp via Videobotschaft.Deshalb leisten sie ihren Einsatz ohne Waffe … und ohne Schuhe. Die haben sie vor dem Betreten des Raums ausgezogen. Damit er weniger oft gereinigt werden muss. Das wäre nämlich gerade ein wenig umständlich, weil er nur scheinbar wie ein Raum eingerichtet ist, in dem sich Jugendliche treffen, um miteinander über Gott und die Welt zu diskutieren. Es ist ein Raum voller versteckter Hinweise und Rätsel, die es zu finden und zu lösen gilt. Er befindet sich im Keller des Kirchgemeindehauses der Evangelischen Kirchgemeinde Altstätten. Jugendarbeiter Luca Zanotti hat ihn zusammen mit seinem Leiterteam als Escape-Room präpariert.Einem Computerspiel nachempfunden, aber in echtEscape-Rooms sind Computerspielen nachempfunden, in denen es darum geht, in einem virtuellen Raum versteckte Hinweise oder Gegenstände zu finden, mit denen sich Rätsel lösen lassen, damit man in einen nächsten und wieder nächsten Raum gelangt und zuletzt aus dem Labyrinth aus Räumen entkommen kann. (Das englische Wort escape steht für entkommen oder fliehen.) In den letzten Jahren kamen Escape-Rooms «in echt» auf. Sie sind nicht nur bei Jugendlichen beliebt.Mission des Spezialtrupps «i» ist es nicht, aus dem Escape-Room zu entkommen, sondern hinter das Geheimnis eines rätselhaften Ereignisses zu kommen, das sich vor rund 2000 Jahren ereignete: Pfingsten.Keinem einzigen Team ist es gelungen, die Aufgabe zu lösen, seit am 20. Februar der Escape-Room im Kirchgemeindehaus eröffnet wurde. Spezialtrupp «i» ist deshalb die letzte Hoffnung der «Firma».Sieh da: Mit dem ersten Hinweis lässt sich ein Tresor öffnen.Die vier Agenten sind nicht unvorbereitet: Dass im Raum auch Hinweise versteckt sind, die ihnen nicht helfen werden, sondern sie unter Umständen auf eine falsche Spur führen werden, wissen sie aus den Ausführungen der «wissenschaftlichen Abteilung» der Auftraggeber. Ausserdem hatten sie nach ihrer Anmeldung einen Link auf ein Youtube-Video bekommen, in dem (allerdings auf Englisch) erklärt wird, wie man die Rätsel eines Escape-Rooms am besten löst («denk nicht zu kompliziert!»).Der Spezialtrupp stellt den Raum regelrecht auf den KopfSo kommt es, dass die Vier den Raum regelrecht auf den Kopf stellen, kaum dass sie einen Countdown ausgelöst haben. Die Zeit ist knapp – ist das Rätsel nach 60 Minuten nicht gelöst, ist das Spiel verloren. Also werden Stühle und Tische umgedreht, die Taschen herumhängender Kleidungsstücke geleert … alles, was zugänglich ist, wird «durchneuslet». Der erste Hinweis wurde dem Team noch in der Videoinstruktion gegeben, sieben Ziffern und ein Buchstabe. Die Gruppe ist gewieft: Wenig später lässt sich damit ein Tresor öffnen. Allerdings nur, um darin einen Zettel mit dem nächsten Rätsel zu finden. Im Moment lässt sich damit nichts anfangen. Ob das Funkgerät, das im Schrank neben dem Tresor liegt, weiterhilft? Ohne weitere Information zumindest vorläufig nicht …Welcher Code passt zu welchem Schloss?Nur Minuten später liegen mehrere Papierstreifen auf einem Tischchen. Manche mit Hinweisen in Klarschrift, andere mit solchen in Morsenotation. Auch auf Bibelstellen wird darin verwiesen. Tatsächlich haben die Agenten im Raum gleich drei Bibeln gefunden. Der Bezug der Mission zur Heiligen Schrift ist für sie kein Hindernis, sondern ein Vorteil: Mit der Bibel sind sie vertraut. Der Glaube ist den Vieren wichtig. Deshalb haben sie einen Glaubensgrundkurs für junge Erwachsene, einen Jugend-Alphalivekurs der Kirchgemeinde, besucht. Mit dem Escape-Room-Abend feiern sie den Abschluss ihres Kurses.Gefunden hat das Team auch einen kleinen Hartschalenkoffer. Eine kleine Schreibmaschine würde reinpassen. Oder eine Dechiffriermaschine? Nein, dafür ist der Koffer zu leicht. Und doch: etwas ist drin. Öffnen lässt er sich aber nicht. Er ist mit einem Zahlenschloss verschlossen. Überhaupt: Überall hat es Zahlenschlösser. Potenziell passende Zahlenkombinationen sind allgegenwärtig – nicht zuletzt in den vielen Hinweisen auf Bibelstellen. Doch welche Zahlen passen zu welchem Schloss?Ein Code ist unter einem Wachspad versteckt. Man findet ihn erst, wenn man das Wachs mit den gefundenen Zündhölzern schmelzt.Und immer wieder finden sich noch weitere Papierstreifen mit nebulösen Hinweisen. Aber auch eine Liste mit dem Morsealphabet. Es ist offensichtlich: Diese Mission wird nur durch Kopfarbeit zu erfüllen sein und nicht durch Fingerfertigkeit oder gar Gewalt.Eine Stimme aus dem Off hilft, aber die Zeit reicht trotzdem nichtDie Gruppe schafft es letztlich ebensowenig, wie es auch allen anderen Gruppen zuvor nicht gelungen ist. Dem Spezialtrupp «i» wird letztlich zum Verhängnis, dass den Agenten lange eine Notebooktasche entgeht, die auf dem Sims eines hoch liegenden Fensters liegt.Auf einem weit über Kopfhöhe liegenden Sims findet sich eine Notebooktasche, die dem Team lange entgangen war.Zwar werden sie irgendwann einmal von einer Stimme aus dem Off (der Raum wird während des ganzen Spiels videoüberwacht) darauf hingewiesen, dass sie noch nicht alle Hinweise gefunden haben, die es zu finden gibt – eben diese Tasche. Es braucht dann noch einen weiteren Tipp, um das Rätsel zu lösen, das zum Code für das Zahlenschloss an der Notebooktasche führt. Doch dann läuft die Zeit auch schon ab.Wäre es der Gruppe gelungen, alle Rätsel zu lösen, wäre sie an das Lösungswort «Gott verbindet» gelangt. Damit hätte sich eine passwortgeschützte Datei auf einem Computer öffnen lassen. Das Video, das sich dahinter verbirgt, bekommt die Gruppe dann doch noch zu sehen. Enrico Pezzoni, der zusammen mit Luca Zanotti die Jugendarbeit in der Kirchgemeinde verantwortet, erklärt darin in einer kurzen Andacht, dass Gott die Verbindung zu den Menschen wichtig sei und dass Gott in Jesus Christus selbst Mensch geworden sei, auch um sich ihnen verständlich machen zu können.Eine Notlösung, um trotz Corona etwas bieten zu könnenFür die Jugendarbeit der Kirchgemeinde war der auf kleine Gruppen mit vier oder fünf Teilnehmern ausgelegte Escape-Room eine Möglichkeit, den Jugendlichen und jungen Erwachsenen trotz Corona-Restriktionen etwas bieten zu können. Der Aufwand dafür sei dann zwar rasch viel grösser geworden, als man gerechnet hatte, sagt Luca Zanotti. Nicht zuletzt wegen der Videos, die als Instruktion für die Teilnehmer produziert wurden. Man wolle zwar mit den Jugendlichen über christliche Werte und über den Glauben reden. Zanotti spricht von einem Mehrwert für Seele und Geist, den der Escape-Room der Kirchgemeinde gegenüber ähnlichen kommerziellen Angeboten bietet. Dennoch soll es nicht am Spass fehlen, weswegen Luca Zanotti viel daran lag, den Escape-Room für die Teilnehmenden so spannend wie möglich zu machen.Auch nach Corona rätseln im Namen des HerrnDer Erfolg gibt ihm recht: Zunächst für zwei Mittwochabende und zwei verlängerte Wochenenden gedacht, wurde das Angebot bald bis letzten Sonntag verlängert. Zuletzt waren es an die 120 Leute, die in Kleingruppen das Rätsel des Escape-Rooms zu lösen versucht haben, die meisten von ihnen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren, hauptsächlich aus dem oberen Rheintal.Wie kann das Funkgerät beim Lösen der Aufgabe helfen?«Es hat ihnen gefallen», freut sich Luca Zanotti, «wir bekamen viel positives Feedback.» Deshalb baut er mit seinem Leiterteam bereits an einem neuen Escape-Room mit einer neuen Mission und vielen neuen Rätseln. Die Aufgabe wird sich dann um die Nächstenliebe drehen, verrät er bereits. Geplant ist, den neuen Escape-Room bereits am kommenden Wochenende in Betrieb zu nehmen.Für Nora Küng, Jodi Lootsma, Jona Pezzoni und Tomás Recke ist bereits klar, dass sie sich diese neue Herausforderung nicht entgehen lassen wollen. Und wenn das Interesse anhält, kann sich Luca Zanotti gut vorstellen, rätselfreudigen jungen Christinnen und Christen auch noch nach Corona jährlich im Winterhalbjahr einen Escape-Room anzubieten.Hinweis: Anmelden kann man sich für den neuen Escape-Room, so bald alles parat ist, auf www.ref-altstaetten.ch/escaperoom.