Immer, wenn Margit Bartl-Frank an der Wohnanlage Nefenfeld vorbeifuhr, fragte sie sich: «Welche Menschen leben hier? Woher kommen sie, was machen sie?» Sie wusste, dass in dem ehemaligen Schulhaus seit fünf Jahren Migrantinnen und Migranten leben. Mehr nicht. Bartl ging ihre Fragen so an, dass möglichst viele Menschen die Antworten vernehmen können. Sie unternahm mit den Bewohnenden ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum.Am Freitag öffneten die Migrantinnen und Migranten ihr derzeitiges Zuhause zur Vernissage. Kern der Ausstellung «Das Wir in Fotos» sind 100 Bilder, die sie per Handy aufgenommen hatten. Jedes Bild erzählt eine Geschichte über einen Menschen, der seine Heimat verlassen musste und in der Schweiz eine neue Existenz aufbaut.Im Rheintal sei die Gesellschaft kulturell divers, sagte Gemeindepräsidentin Christa Köppel. Und doch bleibe es eine Daueraufgabe, das Motto «Gemeinsam im Rheintal leben» umzusetzen. «Wir schicken die Ausstellung auf die Reise und hoffen, dass sie auch in anderen Gemeinden gezeigt wird.»Mit einem Gedicht vermittelte Poetry-Slammerin Sam de Keijzer ihre Sehnsucht nach einer Welt, in der Heimat überall Sicherheit bedeutet. Sie nannte die Ausstellung einen wunderbaren Anfang, gleich einem Schneeglöckchen, aus dem einst eine Blumenwiese wird.Die Ausstellung steht im Zeichen der Internationalen Wochen gegen Rassismus (14. bis 27. März). Die zweite Komponente des Kunstprojekts ist eine Reihe aus Plakaten. Abgebildet sind zwölf junge Männer. Sie alle haben es geschafft, im Rheintal Fuss zu fassen. In den nächsten Wochen sind die Plakate an mehreren Orten im öffentlichen Raum zu sehen und animieren Passantinnen wie Passanten hinzuschauen. Aktuell stehen sie auf der Gemeindewiese in Widnau und an der Kantonsschule Heerbrugg.Hinweis: «Das Wir in Fotos» kann bis Freitag, 8. April, jederzeit besucht werden. Zur Finissage gibt es um 17 Uhr einen geführten Spaziergang durch Widnau.