«Dabei komme ich aus einer eher unbekannten Sportart und habe keinen grossen Verein im Rücken», sagt sie. Aber das Resultat zeige wieder einmal den guten Zusammenhalt, der in Kriessern herrscht: «Auch die Ringer Ramon Betschart und Marc Dietsche haben die Wahl ja schon gewonnen.»
Am Sportpreis-Abend wurde Michelle Zünd von der ganzen Familie begleitet, und auch die Kolleginnen aus ihrer Trainingsgruppe waren da. Es sind bekannte Namen: Lea Herrsche, die inzwischen Lea Ammann heisst, wurde in den 2010er-Jahren gar zweimal Rheintaler Sportlerin des Jahres. Die Athletin des KTV Altstätten war eine der besten Kugelstösserinnen der Schweiz. Auch die der Benz-Schwestern, national erfolgreiche Mittel- und Langstreckenläuferinnen, waren in den 1990er-Jahren schon nominiert für den Rheintaler Sportpreis.
Ihr Vater wurde 2007 Ehrensportler des Jahres
Michelles Vater Walter Zünd war selbst Motocrosser, sie ist an den Rennstrecken in der Schweiz aufgewachsen. Mit Mutter Doris und ihren zwei grossen Schwestern Katja und Nina begleitete sie ihren Vater an die Rennen. Die Schwestern fingen an, Rennen zu fahren, bald schwang sich auch die Kleinste auf den Töff. Die Zünd-Sisters wurden zur Marke in der Szene, 2018 widmete ihnen das SRF-«Sportpanorama» einen Beitrag. Vor etwa fünf, sechs Jahren begann sich abzuzeichnen, dass die Jüngste die Schnellste der drei Schwestern ist: Sie schlägt ihrem Vater nach, der vor 15 Jahren zum Rheintaler Ehrensportler gekürt wurde.
Im letzten Jahr wurde Michelle Zünd Zweite der Schweizer Meisterschaft, diesen Titel zu gewinnen, ist sicher noch ein Ziel von ihr. Für 2023 hat sie sich ein anderes Highlight vorgenommen: Sie möchte an der WM starten, die am Osterwochenende in Frauenfeld stattfindet – ihr Cousin Ramon Meile verfolgt übrigens dasselbe Ziel. Michelle Zünd ist ein von 60 Fahrerinnen, die sich um die 40 Startplätze bewerben. «Dort dabei zu sein, wäre grossartig», sagt Michelle Zünd. Rangmässig hat sie eher Ambitionen an der Amateur-EM, die dieses Jahr in Feldkirch stattfindet – letztes Jahr wurde sie dort Vierte.
Zwei Wochen intensives Training in Norditalien – und noch viel mehr
Dafür bereitet sich Michelle Zünd nicht nur in der Fitnessgruppe vor. Im Winter bereist sie Südeuropa, um die Fahrpraxis auf dem Motorrad zu behalten. «Soeben war ich zwei Wochen in Norditalien», sagt Michelle Zünd. Das intensive Training ist für sie der Grund, dass sie die schnellste Zünd-Schwester ist: «Ich bekam während der Lehre in einer Oberrieter Tierarztpraxis viele Freiheiten, um trainieren zu können.» Inzwischen lässt sich Michelle Zünd zur Physiotherapeutin ausbilden.
Katja Baumgartner-Zünd, die älteste Schwester, die auch Rennberichte für die Zeitung schreibt, bestätigt Michelles Version der vielen Trainings als Jugendliche, nennt aber einen weiteren Grund für ihre Überlegenheit: «Michelle war zum Zeitpunkt ihres Motocross-Einstiegs jünger als Nina und ich.»
Auch der frühe Karrierebeginn führt zu mehr Training, und das macht bekanntlich die Meisterin.