20.03.2022

Michael Ziegler stürmt überlegen zum Sieg

Der KTV Oberriet zauberte mit dem 44. Rhylauf  1100 Läuferinnen und Läufern ein (mitunter leidendes) Lächeln ins Gesicht. Nur auf einen Gast hätten sie gerne verzichtet: Der heftige Wind machte ihnen das Leben schwer.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 02.11.2022
Wer sich am Sonntagmorgen mit dem Velo auf den Weg nach Oberriet machte, bekam eine Ahnung, dass der Wind im Föhntal Rheintal wieder mal ein wichtiger Faktor sein wird.Die mehrheitlich flache Strecke vom Unterrheintal wurde für Judith und Heiko Hutter vom SVD Diepoldsau, mit Fahrrädern ohne Batterieantrieb unterwegs, gefühlt zu einer Bergstrecke. Deshalb beschwerte sich Judith Hutter gleich zu Beginn bei OK-Chef Roman Mattle dafür, dass er den Wind eingeladen habe. «Am liebsten wäre ich in Kriessern umgekehrt», sagt sie. «Aber wir mussten weiterfahren», sagt ihr Mann, «die S-Bahn kam einfach nicht.»[caption_left: Heiko und Judith Hutter trotzten mit dem Velo dem starken Gegenwind auf der «Bergstrecke» Diepoldsau – Oberriet.  Bild: ys]Michael Ziegler lief, als sei es windstillWenigstens müssen sie nicht auch noch gegen den Wind laufen: Hutters sind gekommen, um die Läuferinnen und Läufer ihres Vereins anzufeuern.Roman Mattle ist natürlich unschuldig, er hatte den Wind nicht bestellt. Der Föhn besuchte den Frühjahrslauf  in Oberriet schon mehrmals, so heftig wie gestern tobte er aber noch selten am Rhylauf, der nicht etwa dem Rhein, sondern dem Binnenkanal entlang führt.Einer scherte sich überhaupt nicht um den Wind: Der 22-jährige Balgacher Triathlet Michael Ziegler holte schon beim Start ein paar Meter auf seine Konkurrenten heraus und lag nachher während der gesamten zehn Kilometer allein an der Spitze. Nach 31:39 Minuten kam er beim Ziel vor der Sporthalle Bildstöckli an – zwei Minuten vor dem Nächsten, Gian-Andri Baumann aus Heiden. Sich derart dem Wind auszusetzen wie es Ziegler tat, setzt Mut und Selbstvertrauen vo­raus. «Ich hatte keine Ahnung, ob meine Taktik aufgeht – ich probierte es einfach mal», sagt er, «auf den letzten zwei Kilometern war ich richtig müde, ich hatte das Gefühl, stehenzubleiben.» Seine Zeit beweist: Den Gegnern ging’s nicht besser.Auch den Frauen nicht. Die Kriessnerin Michelle Eigenmann vom STV Oberriet-Ei­chenwies, die hinter Myriam Abächerli und Joëlle Pauli Dritte wurde, sagt: «Es war sehr anstrengend. Ich profitierte aber von einem Mann, der mir das Tempo vorgab – das war sehr lieb.»Das Herzstück des Rhylaufs war die Schweizer Meisterschaft im Halbmarathon (21,1 km). Trotz der schwierigen Bedingungen gab es bei den Frauen und den Männern einen neuen Streckenrekord, was für das hohe Nive­-au spricht. Bei den Männern blieben gar fünf Läufer unter der alten Bestzeit, darunter auch die drei Medaillengewinner Eric Rüttimann, Patrik Wägeli und Samuel Keller, der Schnellste war aber Dominic Lobalu (LC Brühl) aus Südsudan. Er setzte sich mit 1:07,15 im Sprint gegen den neuen Schweizer Meister Eric Rütimann durch. Bei den Frauen siegte überlegen die Niederländerin Nienke Brinkmann, Schweizer Meisterin wurde Selina Ummel vom BTV Aarau.Der grösste Rheintaler Trumpf war der Widnauer Ma­thias Nüesch (LG Rheintal). Er konnte allerdings schon früh der Spitzengruppe nicht folgen und reihte sich in der zweiten Gruppe ein, er beendete die Schweizer Meisterschaft als Zwanzigster. Und wurde dabei noch vom langsamer gestarteten Teamkollegen Fabian Benz aus Berneck überholt, der auf den 15. Platz lief.Der Rhylauf, der wegen der Pandemie zweimal ausgefallen war, fand heuer erstmals an zwei Tagen statt – auch eine Coronamassnahme, die schon früh in der Vorbereitungsphase getroffen wurde. Am Samstag fanden die Läufe der Schülerinnen und Schüler sowie ein Sprint statt. Erstmals wurden Vorläufe und Finals durchgeführt. Die Siegerinnen und Sieger kamen vom KTV Oberriet (2), TSV Montlingen, STV Oberriet-Ei­chenwies, STV Balgach und SV Diepoldsau.An beiden Tagen waren 1136 Läuferinnen und Läufer gemeldet. 1000 von ihnen haben ein Rennen beendet, 420 im Halbmarathon.[caption_left: Berni Litscher siegte in der Altersklasse M65.  Bild: ys]Schmauder und Litscher siegen in den AltersklassenIm 10-km-Rennen gab es 179 Finisherinnen und Finisher und zwei Rheintaler Sieger in den Altersklassen: Stefan Schmauder (Donnschtig Hüpfer) gewann in der M35 und der Bernecker Berni Litscher (Mila Rheintal) in der M65.Es war ein Anlass mit vielen schönen Erlebnissen, für Judith und Heiko Hutter stand das Schönste allerdings noch bevor: Die Velo-Heimfahrt mit Rückenwind. Allerdings hatte der Föhn inzwischen nachgelassen.Hier geht's zur Rangliste  

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